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Neue Hengste in Deutschland - Iquitos

Sein letzter Sieg: Iquitos gewinnt den Großen Preis von Bayern. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 551 vom Freitag, 18.01.2019

Die Geschichte ist inzwischen vielfach erzählt worden: Gekauft von einer vierköpfigen Besitzergemeinschaft im Rahmen einer Weihnachtsfeier von Trainer Hans-Jürgen Gröschel („Für den kleinsten fünfstelligen Betrag“, wie dieser einmal sagte), aus kleinen Anfängen trotz gesundheitlicher Rückschläge zu einem der besten und populärsten Pferde nach oben geklettert, achtfacher Sieger, darunter in drei Gr. I-Rennen, „Galopper des Jahres“ 2016 und vermutlich auch 2018.

Es war so ganz einfach nicht, einen Platz für ihn als Deckhengst zu finden, trotz seiner großen Rennkarriere, aber am Ende war es Dietrich von Boetticher, der sich entschloss, die Majorität an dem jetzt Siebenjährigen zu erwerben und ihn in seinem Gestüt Ammerland aufzustellen. Angesichts der Qualität der dortigen Stutenherde ist dies natürlich eine große Chance für Iquitos, für den eine Decktaxe von 6.000 Euro aufgerufen wird. Ammerland wird ihm ein halbes Dutzend Stuten zuführen. 

Seine Rennkarriere begann eher unauffällig, dreijährig im April 2014, als er in Hoppegarten in einem immerhin von der späteren „Diana“-Siegerin Turfdonna gewonnen Maidenrennen als 27:1-Außenseiter Fünfter war. Es gab dann drei Siege in Folge, in Hannover, Baden-Baden und Düsseldorf, zuletzt im Ausgleich II. Der erste Versuch auf Gruppe-Ebene endete mit einem zweiten Platz im Großen Preis der Sparkasse Krefeld, hinter Palace Prince, den damals Iquitos‘ vorjähriger Jockey Eddy Hardouin steuerte.

Vierjährig gab es den ersten großen Treffer im Großen Preis der Badischen Wirtschaft (Gr. II) unter Norman Richter. Es folgten solide Leistungen in Hamburg und München, im Großen Hansa-Preis (Gr. II) unterlag er nur Protectionist. Er gewann dann den Großen Preis von Baden (Gr. I) unter Ian Ferguson gegen Nightflower und Pagella, bei durchlässiger Bahn, die ihm durchaus zupass kam. Das war seine bisher beste Leistung, die mit einem Rating von 99kg belohnt wurde, niedriger sollte es in seiner Laufbahn nicht mehr werden. Er lief vierjährig noch dreimal, der siebte Platz im Japan Cup (Gr. I) zum Saisonfinale konnte sich durchaus sehen lassen, bei seinem ersten internationalen Auftritt lief er durchaus respektabel. Er war insofern nie ein einfacher Ritt, da er stets aus der Reserve kam, für seinen Speed brauchte er dann halt einen entsprechenden Rennverlauf mit möglichst schnellem Tempo, das gab es nicht immer.

Fünfjährig war er zunächst jeweils Zweiter hinter seinen ewigen Rivalen Guignol und Dschingis Secret in Baden-Baden bzw. Hamburg und hatte dann seinen Saisonhöhepunkt mit dem Sieg im Großen Dallmayr-Preis (Gr. I) unter Daniele Porcu in München, Best Solution und Potemkin kamen auf die Plätze. Die lange Riemer Zielgerade war ideal für seine Endgeschwindigkeit. In Baden-Baden musste er wieder Guignol vor sich anerkennen, wie noch einmal später im Jahr im Großen Preis von Bayern (Gr. I). Zwischendrin war er im Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I) am Start, als Siebter verkaufte er sich ordentlich, bedenkt man, wer so alles hinter ihm war.

Seine letzte Saison, in der er ausschließlich von Eddy Hardouin gesteuert wurde, hatte zwei Höhepunkte: Das Jahresdebut mit dem Sieg im Großen Preis der Badischen Wirtschaft (Gr. II) und das Finale, als er den Großen Preis von Bayern (Gr.I) gegen Defoe und Dee Ex Bee gewann. Das war zumindest rechnerisch die wohl beste Leistung seiner Karriere, anschließend bekam er dann auch ein GAG von 100kg zudiktiert. Ansonsten war er 2018 mehrfach gut platziert, scheiterte aber auch gelegentlich am Rennverlauf.

Am Ende waren es acht Siege bei 26 Starts, auf Distanzen zwischen 1600 und 2400 Meter, bei eigentlich jedem Boden. Er blieb über alle Rennzeiten in konstant guter Form, seinem Team gebührt somit höchstes Lob.

Iquitos ist das erste Fohlen der Irika, die viermal erfolgreich war, vierjährig in einem Ausgleich II in Bremen, sie wurde bereits von Hans-Jürgen Gröschel für das Gestüt Evershorst trainiert. Als Züchter für Iquitos zeichnet Erika Buhmann verantwortlich, die Patriarchin in Evershorst. 2012 wurde die Stute nicht gedeckt. 2013 tauchte sie dann tragend von Soldier Hollow im Angebot des Haras de Grandcamp bei Arqana auf der Auktion in Deauville auf. Für 8.000 Euro ging sie an die HFTB Racing Agency, im Jahr darauf kam für Christoph Holschbach in Frankreich Imperator (Soldier Hollow) zur Welt, er hat letztes Jahr zweimal  gewonnen, wurde inzwischen nach Irland verkauft. Ein Jahr später gab es bei der BBAG-Herbstauktion 2014 erneut einen Auftritt von Irika im Auktionsring. Die Stute wechselte tragend von Kamsin für 2.400 Euro in den Besitz des Stalles Wotan von Wolfgang Lechner, heraus kam 2015 International Love, die ebenfalls bei Henk Grewe stand und Siegerin ist, sie war auch Vierte auf Listenebene in Mannheim. Bei der Dezember-Auktion von Arqana wurde sie für 32.000 Euro an Artemis Bloodstock abgegeben. 2015 wurde Irika nicht gedeckt, 2017 hat sie ein Stutfohlen von Wiener Walzer gebracht, das Iringa heißt und via BBAG an den Stall Schwarz-Rot ging, sie steht bei Hans-Jürgen Gröschel. Im Jährlingsalter ist ein Sohn von Adlerflug

Irika stammt aus einer alten Linie des Gestüts Evershorst. Karl Heinz Plinke-Buhmann begann in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit der Augias-Tochter Immertreu zu züchten, es ist die achte Mutter von Iquitos. Es wurde bei den Anpaarungen stets Wert auf Qualität gelegt, denn es tauchen in der mütterlichen Linie Hengste wie BirkhahnKönigsstuhl oder Pentathlon auf. Irika ist eine Schwester der Listen-Zweiten Inanya sowie von fünf anderen Siegern. Aus einem anderen Zweig der Linie, die ebenfalls auf Immertreu zurückgeht, stammt die Listensiegerin Ircanda (Nebos), Mutter u.a. der in Italien auf Gr. III-Ebene erfolgreichen Irini (Areion) und des Listensiegers Iraklion (Areion). Irini ist natürlich in der Pflicht, die Linie in Evershorst weiterzuführen, sie hat eine zwei Jahre alte Soldier Hollow-Tochter, die für den Züchter bei Andreas Bolte im Training ist.

Iquitos stammt aus dem ersten Jahrgang von Adlerflug, ist bereits dessen dritter Hengst in der Zucht. Ito, der ebenfalls den Großen Preis von Bayern gewonnen hat, steht nach zwei Jahren in Ammerland jetzt im Gestüt Erftmühle, der Grand Prix de Deauville (Gr. II)-Sieger Savoir Vivre im Haras de l’Abbaye in Frankreich. Mit Lacazar, Meergörl, Shivajia, Tusked Wings und Wunder hatte Adlerflug aus kleinen Jahrgängen bisher auch mehrere erstklassige Stuten auf der Bahn.

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