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Neatico biegt die Dallmayr-Partie auf den letzten Metern noch um

Drei Gruppesiege innerhalb von fünf Wochen: Neatico gewann mit Andrasch Starke jetzt im Großen Dallmayr-Preis sogar auf Gr. I-Ebene. www.galoppfoto.de (Archiv) - Frank Sorge

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Turf aktuell

Einen hin- und herwogenden Kampf um die Favoritenstellung im Wettmarkt des Großen Dallmayr-Preises - Bayerisches Zuchtrennen (Gruppe I, 2000m, 155.000€) lieferten sich die beiden ausländischen Gäste beim Höhepunkt der Münchener Turf-Saison. Zunächst war der französische Gast Opposite, den Championtrainer Andre Fabre nach Riem entsandt hatte, am Totalisator klar favorisiert, doch übernahm der Brite Hunter’s Light, der als Godolphin-Vertreter die besten internationalen Referenzen im kleinen Sechserfeld vorzuweisen hatte, fünf Minuten vor dem Start die Favoritenrolle, die er jedoch in der letzten Minute vor dem Öffnen der Boxen wieder an den Franzosen abgeben musste. In mancherlei Hinsicht ähnelte der Rennverlauf der Riemer Gruppe I-Prüfung diesem Auf und Ab am Totalisator, allerdings gab es auf dem Rasen noch eine überraschende Zugabe, die keine Entsprechung im Wettmarkt hatte.

Olivier Peslier übernahm mit Opposite erwartungsgemäß nach dem Start resolut die Spitze. Auch als sich der Außenseiter Baschar (Filip Minarik) ebenfalls um die Führung bemühte, hielt der bislang noch nie auf Gruppe-Level gelaufene Dansili-Sohn dagegen, so dass sich unter seiner Führung ein schnell gelaufenes Rennen entwickelte. In der Gegenseite waren es mehr als fünf Längen Vorsprung, mit denen Opposite vor dem Feld marschierte. Doch Hunter’s Light (Silvestre de Sousa), der zunächst Rang 3 hinter Baschar eingenommen hatte, führte das Feld bis zum Schlussbogen wieder an den Franzosen heran, so dass das Sextett dicht geschlossen die Zielgerade ansteuerte, wobei Baschar als Erster Notsignale sendete und schon früh nicht mehr für eine vordere Platzierung in Frage kam.

Im ersten Teil der Zielgerade zog Opposite wieder an, wobei ihm augenscheinlich nur Hunter’s Light zu folgen vermochte. Der Ittlinger Neatico, der als größter deutscher Hoffnungsträger an den Start gegangen war, vermochte die Tempoverschärfung nicht sofort mitzugehen, er hatte sogar zunächst Probleme, den an der Innenseite postierten Riesenaußenseiter Kitco (Eddy Hardouin) abzuschütteln. Der außen eingesetzte Auenqueller Global Bang (Andrea Atzeni), der nach der Abmeldung des Lokalmatadoren Superplex der einzige Dreijährige im Feld war, konnte nach einem Rennen auf Warten diesmal keinerlei Speed zeigen.

Alles schien noch 300m vor dem Ziel auf einen Zweikampf der beiden ausländischen Gäste hinaus zu laufen, der sich ganz so entwickelte wie die Auseinandersetzung am Totalisator: Hunter’s Light vermochte nämlich auch auf dem Rasen zu Opposite aufzuschließen und kurzzeitig sogar den Kopf in Front zu stecken, doch mobiliserte Peslier auf dem Vierjährigen in der Schlussphase weitere Reserven, die den Wertheimer-Hengst wieder zurück in die Partie und an dem Konkurrenten vorbei brachten. Anders als in der Auseinandersetzung am Totalisator war damit die Partie noch nicht entschieden.

Andrasch Starke hatte den etwas schwerfälligen Neatico doch noch richtig flott bekommen und mischte sich auf den letzten 150m in den Kampf um den Sieg ein. Mit seinem Schwung überlief der Ittlinger in der Endphase die beiden Konkurrenten sogar noch klar und sicherte sich den ersten Gruppe I-Erfolg seiner Karriere mit mehr als einer Länge Vorsprung auf Opposite und einer weiteren Länge auf Hunter’s Light. Damit feierte der Medicean-Sohn, der in seiner nun schon fünf Rennzeiten andauernden Laufbahn lange Zeit als „Platzierungskönig“ gegolten hatte, den dritten Gruppe-Treffer en suite innerhalb von nur fünf Wochen. Ebenfalls eine imponierende Dreierserie konnte der Stall Asterblüte von Peter Schiergen mit dem Erfolg in Riem komplettieren: Der Kölner Trainer siegte in allen drei bislang in Deutschland gelaufenen Gruppe I-Rennen.

Hinter dem vorderen Trio klaftte dann schon eine größere Lücke zum Rest. Dass sich ausgerechnet der zuletzt in einem Ausgleich III erfolgreiche Kitco (Eddy Hardouin) den 4. Platz sicherte, war eine große Überraschung. Der von Axel Kleinkorres betreute Shirocco-Sohn aus Schlenderhaner Zucht steigerte damit sein GAG beachtlich, auch wenn der finanzielle Lohn dafür bescheiden war. Der 5. Platz des Mehl-Mülhens-Zweiten Global Bang war dagegen schon eine Enttäuschung, passte allerdings ins Bild des bisherigen Abschneidens von Vertretern des aktuellen Derby-Jahrgangs in Vergleichen mit den älteren Jahrgängen. Der von Miltcho MIntchev trainierte Baschar vermochte auch beim zweiten Saisonstart nicht zu überzeugen und musste als einziger Starter ohne Preisgeld die Heimreise antreten.

Zwei weitere Listenrennen fanden im Rahmenprogramm des heißen Riemer „Kaffeerenntags“ statt. In der Dallmayr Prodomo Trophy (Listenrennen, 1300m, 20.000€) für die Kurzstreckenspezialisten setzte sich der Hoppegartener Außenseiter Birthday Prince mit Eduardo Pedroza im Sattel letztlich sicher mit einer halben Länge Vorsprung auf Stall Helenas Kolonel (Andrea Atzeni) und den in Riem stets besonders gut aufgelegten hannoverschen Gast König Concorde (Filip Minarik) durch. Erst einen Kopf hinter König Concorde endete der favorisierte Smooth Operator (Stefanie Hofer) auf dem 4. Platz. Smooth Operators Trainer Mario Hofer legte nach dem Rennen Protest gegen den Sieger ein, da er seinen Schützling in der Endphase rennentscheidend behindert sah. Die Rennleitung konnte dieser Interpretation nicht folgen und wies den Protest zurück.

Das zweite Listenrennen, der Dallmayr Coupe Lukull (Listenrennen, 1600m, 20.000€), war den Stuten vorbehalten und wurde eine Beute der von William Mongil vorbereiteten Si Luna, auf der sich Olivier Peslier mit einem Sieg schon einmal für den Dallmayr-Preis warm geritten hatte. Die 4jährige Stute des Gestüts Hof Iserneichen konnte damit ihren Maidensieg gleich auf Listenebene begehen, zuvor war sie ausschließlich in Frankreich gelaufen, ohne einen Sieg landen zu können. Die Kallisto-Tochter blieb sicher vor einer „echten“ Französin, der von Henri-Alex Pantall nach Riem beorderten Sansiwa (Fabrice Veron), und der Riesenaußenseiterin Eleona (Stefanie Hofer) aus dem Krefelder Quartier von Erika Mäder.

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