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Nach dem Hochwasser: Magdeburg räumt auf!

Drei Wochen nach dem Hochwasser: Die Rennbahn in Magdeburg. www.galoppfoto.de - Peter Heinzmann

Autor: 

Frauke Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 272 vom Donnerstag, 04.07.2013

Man kann von Facebook halten, was man will, aber in manchen Fällen erweist es sich nicht nur virtuell als "soziales Netzwerk", sondern zeigt auch im wirklichen Leben, dass es Menschen für einen guten Zweck zusammenbringen kann. Heinz Baltus, ebenso leidgeprüfter wie engagierte Präsident des Magdeburger Rennvereins hatte nach dem Hochwasser via Facebook diesen Aufruf gestartet: "Wir wollen aufräumen! Ab Freitag um die Mittagszeit werden ca. 10 Helfer gebraucht! Es ist uns gelungen die Truppe der Firma Kärcher zu gewinnen! Die Mitarbeiter dieser Firma helfen gemeinnützigen Vereinen und Einrichtungen die Gebäude vom Schmutz der Flut zu reinigen, und zwar ohne Bezahlung!" Der Aufruf hatte Erfolg, seit Ende der letzten Woche wird auf dem Rennbahn am Herrenkrug aufgeräumt. Nach ersten Schätzungen wird der Schaden allein dort auf etwa 2 Millionen Euro beziffert, da erscheint der Betrag von bisher etwa €12.000, der auf dem Spendenkonto des Direktoriums für die vom Hochwasser betroffenen Rennbahnen Halle und Magdeburg bisher eingegangen ist, wie ein Tropfen auf den heissen Stein. Immerhin der Bürgermeister Dr. Lutz Trümper war da, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Das macht Hoffnung auf die Unterstützung seitens der Stadt.

Für zwei Helfer, deren Berichte wir nachfolgend abdrucken, hat es den Aufruf gar nicht gebraucht, die hatten sich als Mitglieder des Magdeburger Rennvereins schon vorher freiwillig gemeldet. Peter Heinzmann, auch bekannt als Fotograf bei www.galoppfoto.de hat bei seinem ersten Einsatz sogar die Kamera noch weggelassen, für die Fotos ist er nochmal extra wieder gekommen. Hier sein "Lagebericht":

Habe gestern von 8 bis  7 Uhr meinen "Beitrag" zur Wiederherstellung der Herrenkrug-Rennbahn geleistet und "lecke heute meine Wunden". Wir haben gestern überwiegend die Stallungen der Magdeburger Trainer geräumt (ich war fast durchweg in den Stallungen von Rainer Busch), damit die Jungs von "Kärcher" die Boxen reinigen konnten. Die waren echt super und sind auch noch am heutigen Sonntag aktiv. Von den Magdeburger Trainern waren am Freitag Frank Kurz und Helfer aktiv, am Samstag Rainer Busch (69 Jahre) zwischen den Stallzeiten. Seine Pferde sind in Welsleben (bei Schönebeck) untergebracht und werden dort von ihm, seiner Tochter Susann Rose und in paar hilfsbereiten Amateuren versorgt.

Die Kärcher-Truppe (die dem Verein kostenlos hilft!!!) bekommt von ihrer Firma täglich 10 Stunden bezahlt, sind aber meist länger vor Ort. Die Firma Hydro Wasser- und Tiefbau GmbH (Geschäftsführer ist der Präsident des Magdeburger Rennvereins Heinz Baltus) stellten schwere Technik (Stromaggregat, damit die Kärcher überhaupt arbeiten konnten und "schwere" Technik wie Radlader usw., sowie fleißige Mitarbeiter der Firma zur Verfügung).

Die Verpflegung der fleißigen Helfer wurde vom Reiterhof Dame aus Wahlitz übernommen (Kartoffelsalat, Grillwürste, belegte Brötchen, ...) Ich habe bewusst die Kamera zu Hause gelassen und wollte einfach nur helfen.

Ebenfalls im Einsatz war Bernd Biedermann vom Magdeburger Rennverein, der uns den nachfolgenden Kommentar geschickt hat.

Frösche quaken, Mücken surren, Notstromaggregate tuckern – doch kein Pferdewiehern ist zu hören. Abfallcontainer, Tische, Stühle und anderes Mobiliar stehen vor den beiden Totogebäuden, der Waage und den Ställen, Wasser im und um den Führring herum.

Leider sehe und rieche ich die braune Elbwasserbrühe auch auf dem Geläuf, zum Glück aber nur noch auf ca. 150 Metern der Zielgeraden.

Alle Innenräume, höchster Wasserstand bis 2,20 m, sind inzwischen gesäubert und trocknen langsam aus. Ohne die Profis von Kärcher wäre dies nicht so schnell und gründlich gelungen. Die in schwarzen Overalls gekleidete Kärcher-Truppe zog mit dem Hochwasser mit, half in Grimma, Meißen und nach der Pferderennbahn in Halle nun vom Freitag bis heute dem Magdeburger Rennverein.

Und dies alles kostenlos!

Täglich sind etwa 20 Helfer, Mitglieder des Rennvereins und der Hydro Wasser- und Tiefbau GmbH des RV-Präsidenten Heinz Baltus, auf dem weitläufigen Rennbahngelände im Einsatz, um die verheerenden Folgen der zweiten „Jahrhundertflut“ nach 2002 zu beseitigen. Nicht zu vergessen die unsichtbaren Helfer, die für die Verpflegung sorgen, denn pünktlich um 12.30 Uhr wird oben auf der Tribüne das Mittagsmahl serviert. Zu dieser Zeit nehmen die Elektriker die Arbeit auf, um die technische Ausrüstung der Bahn wieder herzurichten.

Nachmittags besucht der OB Dr. Lutz Trümper die Rennbahn, um sich einen Überblick zu verschaffen). Die Unterstützung seitens der Landeshauptstadt ist von großer Bedeutung, denn der Vereinsvorstand hofft, den geplanten Renntag am 28. September trotz der großen Schäden durchführen zu können. Nach meinem heutigen Eindruck wird dies vor allem vom Zustand der Grasnarbe abhängig sein. Ich konnte mich davon überzeugen, dass ab dem 1.600-Meter-Start bis zum Beginn der kurzen Magdeburger Zielgeraden der Rasen schon wieder grün wird.

Und Grün ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung. Deshalb bin ich mir sicher: "Wo jetzt die Frösche laut um die Wette quaken, in zwölf Wochen Pferde um die Wette laufen."

Für die betroffenen Rennbahnen in Halle und Magdeburg ist ab sofort ein Spendenkonto beim Direktorium für Vollblutzucht und Rennen e.V. eingerichtet. Unter der Konto-Nummer 4002184 (BLZ 37050198, Sparkasse KoelnBonn; Verwendungszweck: Spende Hochwasser Kto. 400400) können auch Sie Ihren Beitrag leisten, um den schlimmsten Auswirkungen der Jahrhundert-Flut für den Turf wirksam entgegenzutreten.

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