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Lucky Speed (Silvano) Gr. I-Sieger im SPARDA 144. Deutschen Derby in Hamburg

Mit dem 'Blauen Band' und Lorbeerkranz - Lucky Speed. www.galoppfoto.de - Sabine Brose

Autor: 

Daniel Delius

Die deutsche Vollblutzucht ist nicht unbedingt mit Deckhengsten gesegnet, die über unsere Grenzen hinaus große Reputation genießen. Monsun, natürlich, er steht weit über den Dingen, doch bedauerlicherweise ist er nicht mehr da. Es gibt sicher einige, die das Zeug dazu hätten, wenn sie nur die Chance dazu bekommen würden, die aber doch ein Nischendasein führen. Soldier Hollow könnte auf gutem Wege sein. Ein Kriterium ist immer, ob auch internationale Spitzenzüchter wie Darley, die Wertheimers, der Aga Khan oder andere ihre Stuten nach Deutschland schicken. Das war bei Monsun der Fall, diesjährige Gr. I-Sieger wie Estimate, Maxios und Silasol stammen aus dementsprechenden Bedeckungen.

Hätte Silvano das Zeug zu einem europäischen Top-Hengst gehabt, wenn er konstant in Deutschland gewesen wäre? Sein Erfolg in Südafrika, einem Land, das immer mehr auf die internationale Bühne drängt, ist enorm. Man darf die dortige Zucht keineswegs kleinreden, das zeigen etwa die Erfolge in Dubai. Silvano wird in der Ende Juli auslaufenden Saison 2012/2013 mit großem Vorsprung auf den Nächstplatzierten Championvererber in Südafrika, seine Nachkommen haben die dortige Rekordsumme von ca. 1,8 Millionen Euro zusammengaloppiert.

Er ist ein Sohn von Lomitas, dessen bester Nachkomme Danedream war. Von seinen Söhnen sind neben Silvano u.a. Belenus, Liquido, MalinasMohandas und Sumitas aufgestellt worden, der Erfolg ist unterschiedlich, Silvano ist klar die Nummer eins, Malinas gilt als aufstrebender National Hunt-Hengst in England. Silvano stammt wie Belenus und Sumitas aus Lomitas' ersten Jahrgang, der 1996 geboren wurde. Er war ein echter Botschafter des Deutschen Rennsports, hat neben seinen deutschen Erfolgen fünfjährig Siege im QE II Cup (Gr. I) in Sga Tin und in der Arlington Million (Gr. I) zu verzeichnen. Zwei Jahre, 2002 und 2003 stand er auf dem Fährhof, 89 lebende Fohlen waren das Resultat, 14 Black Type-Pferde waren ein sehr gutes Ergebnis. Interessant ist, dass viele gute Pferde von Müttern stammten, die eher durchschnittliche Väter hatten, wie Andrang (Vater der Mutter von Fair Breeze). Lake Coniston (Vater der Mutter von Mi Emma), Armistice Day, Bluebird, Pirate Army oder Zampano. Der beste Nachkomme aus einer Monsun-Tochter war Aurea, die zwei hochdotierte Auktionsrennen gewonnen hat und aktuell einen von Sulamani stammenden Sieger in einem "Gran Premio" in Spanien gestellt hat.

Silvano ist dann als vierbeiniges Flaggschiff auf Andreas Jacobs' Maine Chance Farm nach Südafrika gegangen, wo er auf Anhieb ein Erfolg war. In dieses Land und zurück zu shutteln ist jedoch mit größten Schwierigkeiten verbunden, was insbesondere mit der komplizierten Ausfuhr mit diversen Quarantänestationen zu tun hat. Einmal ist es aber doch gemacht worden, 2009 stand Silvano zu einer Decktaxe von €8.000 auf dem Fährhof, 58 lebende Fohlen waren das Resultat. Es ging etwas schleppend los. Lucky Speed war der erste Sieger überhaupt, der erste Gruppe-Sieger, in München, und jetzt natürlich auch der erste Sieger auf höchstem Niveau. Sechs Sieger hat er aus jenem Jahrgang bisher in Deutschland gestellt, aber es sind ein paar "Schläfer" darunter und mit Majestic Power, Thunderstruck und Wild Silva sicher Pferde mit erheblichem Potenzial nach oben. Nur die Stiftung Gestüt Fährhof hat wenig von ihm gehabt, bisher jedenfalls. Silvano wird in jedem Fall nicht mehr zurückkommen, der Aufwand wäre zu groß, zudem ist er inzwischen im Eigentum eines Syndikates, das entsprechende Genehmigungen auch nicht mehr gibt. 52 % gehören noch Maine Chance, er wird im Spätsommer 130 Stuten zu einer Decktaxe von umgerechnet 12.000 Euro decken. In den letzten sechs Monaten hatte er sechs individuelle Gr. I-Sieger. Unter dem Strich natürlich bedauerlich, dass dieser Hengst nicht mehr zur Verfügung steht.

Das Gestüt Hof Ittlingen hatte 2009 zwei Stuten zum Fährhof geschickt, Felina und Lysuna. Felinas Fohlen, der jetzt natürlich auch drei Jahre alte First Figaro ging nach Irland und hat bis heute keine Rennbahn gesehen. Lysunas Sohn wurde von Philipp Graf Stauffenberg auf die BBAG-Auktion vorbereitet, wo er mit der Lot-Nummer 175 in den Ring kam. "Es war ein großrahmiger Hengst mit guten Gelenken, Karpalgelenke leicht offset", erinnert sich Stauffenberg, "er hatte einen sehr gut ausbalancierten Schriit. Anfangs war er etwas ängstlich, doch im Laufe der Vorbereitung wurde er immer souveräner."

Den Zuschlag erhielt in Iffezheim Rüdiger Alles von der IVA, sein einziger Kauf am jenem 2. September. Natürlich hat er noch seinen Katalog von damals und es lohnt sich, seine Notizen von damals zu kommunizieren: "wellmade sort, good length, well quartered, good, correct walker", schrieb er sich auf, es stimmte also alles, bei 46.000 Euro fiel der Hammer, Arend Oetker vom Stall Hornoldendorf war der Käufer. 

Lucky Speed, wie er dann von dem in Berlin lebenden Unternehmer treffend genannt wurde, ist der vierte Nachkomme und Sohn der aus der Zucht des Gestüts Simmenach stammenden Lysuna, die für dieses auch ihre Rennkarriere begann, später in Ittlinger Besitz ging. Sie hat drei Rennen gewonnen, war Zweite im Großer Jubiläumspreis Jungheinrich Gabelstapler (Gr. III) und Vierte im Preis der Diana (Gr. I). Dreijährig und bei den ersten Starts vierjährig lief sie für Simmenach, wurde von Waldemar Hickst trainiert. Für Ittlingen wechselte sie dann zu Andreas Trybuhl, war dann fünfjährig bei Peter Rau, für den sie noch ein kleineres Altersgewichtsrennen gewann, Vierte auf Listenebene war.  Dreijährig hatte sie ein GAG von 92kg, fünfjährig immer noch 84kg.

Vor Lucky Speed brachte sie den listenplatziert gelaufenen Lyssio (Motivator), den in England über Hürden auf Listenebene erfolgreichen Lyvius (Paolini) und den Sieger Lysino (Medicean), der wie seine Brüder im englischen Hindernissport aktiv ist. Lyssio hat Anfang Juni in Fakenham gewonnen und war noch eine Woche vor dem Derby Zweirer unter Tony McCoy in einem Hürdenrennen in Uttoxeter. Lyvius, der von Nicky Henderson trainiert wird, ist besser, er lief jüngst in hochdotierten Handicaps, wo er es jedoch schwer antraf. Lysino war jetzt länger nicht am Start. Alles durchaus überdurchschnittliche Pferde, die teilweise dicht unter der Jahrgangsspitze standen. Zweijährig ist Lyonell (Montjeu), der im vergangenen Jahr bei der BBAG €240.000 erzielte. Es handelte sich dabei um ein Foalsharing, Ittlingen erwarb ihn gegen Coolmore als Unterbieter, er steht im Stall von Paul Harley. Eine Jährlingsstute stammt so wie ein Stutfohlen von Lando.

Dieses Jahr stand Lysuna erneut auf der Liste von Scalo. Sie ist eine Halbschwester zu sechs Siegern, darunter der 13mal erfolgreiche Lymond (Bakharoff), aus der Familie des einstigen französischen Championdeckhengstes Bellypha (Lyphard). Der vorerst letzte Nachkomme von Lysunas Mutter La Lyra (Slip Anchor) ist der drei Jahre alte Löwenstein (Doyen), die Linie ist in Deutschland außer in Ittlingen nicht mehr existent.

Lucky Speed ist jetzt viermal gelaufen, nur in diesem Jahr, in der vergangenen Saison war er wegen der Quarantäne in Köln nicht am Start, "er wäre sonst bestimmt zweijährig herausgekommen", so Peter Schiergen. Seine bisher einzige Niederlage bezog er in Frankfurt im Frühjahrspreis des Bankhaus Metzler (Gr. III), in dem er an Vif Monsieur (Doyen) scheiterte, aber noch sehr grün wirkte. In München gewann er auf weicher, fast schon schwerer Bahn, in Hamburg war der Boden gut, aber schon sehr lose. Offensichtlich ist er ziemlich bodenunabhängig.

Mit weiteren Nennungen wurde nicht gegeizt, genau sechs Engagements könnte er demnächst wahrnehmen, doch das BBAG-Auktionsrennen in Avenches zählt wohl eher nicht dazu. Die "Großen Preise" in München, Baden-Baden und Köln sind da schon realistischer. Wie gut er ist, das wird die Zukunft zeigen, etwas skeptisch machen einen die Platzierten von Hamburg, auch wenn Fabrice Veron, der Reiter des Zweiten Tres Blue, diesen als Gr. II-Pferd einstuft. Andrasch Starke hielt sich bezüglich der Einstufung von Lucky Speed zurück, von seinen nun sechs Derby-Siegern (Robertico, Samum, Next Desert, Schiaparelli,  Kamsin, Lucky Speed), so meinte er am Sonntag, sei doch wohl Samum der Beste gewesen - Lucky Speed hat aber alle Chancen zur weiteren Entwicklung. Und weiterer Verbesserung.

Andrasch Starke wird das Derby in zwiespältiger Erinnerung behalten, denn wegen seines zu häufigen Peitscheneinsatzes wurde ihm eine Vertragsstrafe von €7.500 aufgebrummt - die Hälfte seiner Gewinnprozente. Was im Übrigen bereits eine Woche zuvor dem Kollegen Andreas Helfenbein nach dem Hansa-Preis so ergangen ist, aber allgemein ziemlich unterging. Die Diskussion über diese drakonischen Strafen wird gewiss neu entfacht.

Partner des Hamburger Derby-Meetings 2013Partner des Hamburger Derby-Meetings 2013

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