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Kontinuität bei Juddmonte

2000 Guineas in Newmarket: Tom Queally, Frankel, Khalid Abdullah und Henry Cecil. www.galoppfoto.de - JJ Clark

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 652 vom Freitag, 22.01.2021

Die Familie des verstorbenen Khalid Abdullah hat über den Juddmonte CEO Douglas Erskine Crum mitgeteilt, dass es vorerst keine Änderungen bezüglich des Pferdebestandes geben wird. Noch am Deckplan 2021 hatte der Prinz mitgearbeitet, immerhin zweihundert Mutterstuten umfasst der Bestand, der in Gestüten in Großbritannien, Irland und den USA steht. Möglicherweise gibt es in naher Zukunft keine größeren Zukäufe, von einer Verkleinerung der Herde ist aber auch keine Rede.

24 Stuten werden zu Frankel gehen, darunter mit Ventura (Chester House) und Emulous (Dansili) zwei Gr. I-Siegerinnen, dazu Bird Flown (Oasis Dream), die Mutter des klassischen Siegers Siskin (First Defence), und Nimble Thimble (Mizzen Mast), die nach Frankel bereits die Gr. I-Siegerin Quadrilateral gebracht hat.

Zwanzig Stuten stehen auf der Liste von Kingman, an der Spitze natürlich die zweifache „Arc“-Siegerin Enable (Nathaniel). Fünf andere Gr. I-Siegerinnen werden von ihm gedeckt, Carla Temptress (Lope de Vega), Passage of Time (Dansili), Romantica (Galileo), Samba Inc (Include) und Special Duty (Hennessy). Fünf Black Type-Stuten werden von Expert Eye gedeckt, auch Bated Breath und der Veteran Oasis Dream werden entsprechend bedient.

Ansonsten wurde alles gebucht, was an Hengsten in anderen Gestüten erfolgreich ist. Concentric (Sadler’s Wells), die Mutter von Enable, wird nicht unlogisch erneut ins Newsells Park Stud zu Nathaniel reisen.  

Juddmonte-Cracks aus 40 Jahren

Arrogate

Er gehört zu den wenigen zugekauften Pferden der jüngeren Vergangenheit, denn er wurde als Jährling in Keeneland ersteigert, da der damalige Hengste-Jahrgang von Juddmonte in den USA nicht besonders kopfstark ausgefallen war. Im Training bei Bob Baffert war er ein absoluter Großverdiener, da er mit dem Breeders‘ Cup Classic (Gr. I), dem Pegasus World Cup (Gr. I) und dem Dubai World Cup (Gr. I) gleich drei exzeptionell dotierte Rennen gewinnen konnte. Sein Trainer bezeichnete ihn einmal als „Frankel auf Dirt“. Arrogate (Unbridled’s Song), der mit 17.422.600 Dollar das gewinnreichste Pferd Nordamerikas war, ging aber bereits mit sieben Jahren im vergangenen Juni ein. Seinen Sieg im Dubai World Cup 2017 sehen Sie hier:

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Dancing Brave

Der 1983 zu einem übersichtlichen Preis gekaufte Lyphard-Sohn hat zwei Superlative geschafft: Er war einer der unglücklichsten Zweitplatzierten im Epsom Derby, was allgemein dem extrem späten Angriff seines Jockeys Greville Starkey angerechnet wurde. Und er gewann einen Prix de l’Arc de Triomphe, der als bestbesetzter aller Zeiten bezeichnet wird. Bei zehn Starts siegte er in acht Rennen, Guy Harwood, heute 81 Jahre alt, Vater von Amanda Perrett, bei der Juddmonte-Pferde stehen, war damals der Trainer.

Das Epsom Derby können sie hier sehen. Der Sieger war der von Sir Michael Stoute für den Aga Khan trainierte Sharastani (Nijinsky).

https://www.youtube.com/watch?v=JrEyGdVQzhY

Der Prix de l’Arc de Triomphe war1986 ein sensationell besetztes Rennen, zu den Teilnehmern zählte auch ein gewisser Acatenango (Surumu), der zuvor zwölfmal in Folge gewinnen konnte, unter Steve Cauthen in Longchamp Siebter wurde. Auf Dancing Brave saß Pat Eddery, der den glücklosen Starkey ersetzt hatte.

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Danehill

Der Danzig-Sohn wird natürlich mit Coolmore assoziiert, wo er ja auch seine großen Erfolge als Deckhengst hatte, aber er lief in den Farben von Khalid Abdullah. In der Obhut von Jeremy Tree holte er sich u.a. den Haydock Sprint Cup (Gr. I) mit Pat Eddery im Sattel. Er war fraglos einer der einflussreichsten Vererber der letzten Jahrzehnten, dies in der nördlichen und südlichen Hemisphäre. Deckhengst-Championate errang er in Großbritannien, Frankreich, Irland und Australien, er war auch Champion erfolgreicher Mutterstuten u.a. in den USA. 84 seiner Nachkommen haben Gr. I-Rennen gewonnen, auf Distanzen zwischen 1200 und 4000 Metern.  

 

Enable

Das Kultpferd der letzten Jahre im internationalen Rennsport. 19 Starts hat sie in den Juddmonte-Farben absolviert, 15mal war sie siegreich und sicher trug auch ihr Team zu ihrem Ruhm bei. Im Training bei dem genialen John Gosden, bei 17 Starts geritten vom unvergleichlichen Frankie Dettori. Zweimal gewann sie den Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I), 2017 und 2018, vorletztes Jahr scheiterte sie nur an Waldgeist (Galileo), vergangenen Oktober ging sie bei ihrem Rennbahnabschied ziemlich unter, war zum einzigen Mal in ihrer Karriere nicht unter den ersten drei, was ihrem Nimbus aber keinen Abbruch tat.

Vier der wichtigsten Siege der Stute sind hier zu sehen, doch gibt es im Netz natürlich noch wesentlich mehr zu finden.

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Die inzwischen sieben Jahre Nathaniel-Tochter ist in die Stutenherde von Juddmonte eingegliedert, ihr erster Partner wird in einigen Wochen Kingman sein.

 

Frankel

2005 hatte Henry Cecil gerade einmal zwölf Sieger gesattelt, acht gehörten Abdullah. Er war, durchaus im Gegensatz zu anderen Besitzern, auch in einer schwierigen loyal zu dem Trainer geblieben. Ein Jahr später gewann Passage of Time (Dansili) das Criterium de Saint-Cloud (Gr. I), seit sechs Jahren der erste Sieg von Cecil auf dieser Ebene. Durch die Juddmonte-Pferde wurde der Trainer nach Jahren der Erfolglosigkeit, nach privaten Schwierigkeiten wieder modern, doch die Krönung der langjährigen Zusammenarbeit sollte noch kommen: Frankel (Galileo), benannt nach dem langjährigen Abdullah-Trainer in den USA, Bobby Frankel. Der 2008 geborene Hengst lief 14mal, blieb dabei ungeschlagen, zehnmal auf Gr. I-Ebene, stets als Favorit, stets in großem Stil, auf Distanzen zwischen 1400 und 2100 Metern.

Tom Queally war der ständige Jockey von Frankel, als dieser wird er auch in die Geschichte eingehen, vielleicht war es auch eine Art Fluch, denn in großen Rennen fehlt er inzwischen in der Regel im Starterfeld. Frankel war ein Kultpferd und der Trainer wurde 2011 zu Sir Henry Cecil. Er litt damals seit einigen Jahren an Magenkrebs, doch bei einer Begegnung einige Wochen nach dem letzten Start und Sieg von Frankel trafen wir einen Mann, der mit sich selbst absolut im Reinen war. Im Juni 2012 starb dieser große Trainer im Alter von 70 Jahren. Und Frankel hat inzwischen bewiesen, dass er ein erstklassiger Vererber ist. Er ist Vater von bisher 58 Gr.-Siegern, steht für 175.000 Pfund in seinem Heimatgestüt. 

Ein Video seiner Siege ist hier zu sehen: Klick zum Video

Weitere Videos sind auf You Tube abrufbar.

 

Hasili

Die 1991 geborene Kahyasi-Tochter, die für Khalid Abdullah in Frankreich von Henri-Alex Pantall trainiert wurde, war ein gutes, aber keinesfalls herausragendes Rennpferd. Sie gewann zweijährig ein Listenrennen in Nantes, war auf dieser Ebene auch mehrfach platziert. Doch als Mutterstute leistete sie Herausragendes: Ihr Erstling Dansili (Danehill) gewann zwar „nur“ Gr. II- und Gr. III-Rennen, doch war er mehrfach Gr. I-platziert und wurde ein exzellenter Vererber. Zu seinen Nachkommen zählt mit Rail Link Juddmontes „Arc“-Sieger von 2006.

Nach Dansili brachte Hasili fünf Gr. I-Sieger in Folge. Es begann mit drei Stuten: Banks Hill (Danehill), die England, Frankreich und den USA auf höchster Ebene siegreich war, Gr. I-Vererberin, dann Heat Haze (Green Desert), Mutter des Gr. I-Siegers Mirage Dancer (Frankel), selbst in den USA Gr.-I-erfolgreich und Intercontinental (Danehill), Breeders‘ Cup Filly & Mare (Gr. I)-Siegerin. Dann kamen Cacique (Danehill) und Champs Elysees (Danehill), die natürlich beide als Deckhengste aufgestellt wurden.

 

Kingman

Ein Champion auf der Rennbahn und ein aufregender junger Vererber – Kingman (Invincible Spirit) war in der jüngeren Zeit der wohl beste Hengst von Juddmonte. 2011 geboren hat er bei acht Starts für Trainer John Gosden sieben Rennen gewonnen, vier davon auf Gr. I-Ebene über 1600 Meter. Nur in den 2000 Guineas (Gr. I) musste er sich Night of Thunder (Dubawi) geschlagen geben. Im Gestüt war er von Beginn ein Erfolg, ist zudem ein auf den Auktionen stark gefragter Hengst. Er hat bisher 13 Gr.-Sieger auf der Bahn, seine Decktaxe 2021 liegt bei stolzen 150.000 Pfund.

Known Fact

Der In Reality-Sohn besitzt seinen Platz unter den bemerkenswerten Juddmonte-Pferden durch seinen Sieg in den 2000 Guineas (Gr. I) 1980, als er unter Willie Carson der erste klassische Sieger in diesen Farben war. Allerdings hatte er nur als Zweiter die Ziellinie überquert, Erster war Nureyev (Northern Dancer), der allerdings extrem umstritten wegen einer Behinderung des Drittplatzierten Posse (Forli) disqualifiziert und komplett aus der Platzierung genommen wurde. Nach heutigen Maßstäben wäre das nie geschehen.

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Known Fact war allerdings schon ein exzellentes Pferd, er hatte für Khalid Abdullahs ersten Trainer Jeremy Tree zweijährig die Middle Park Stakes (Gr. I) gewonnen, siegte dreijährig noch in den Queen Elizabeth II Stakes. Er wurde in Kentucky aufgestellt, sein bester Nachkomme war Warning, ein brillanter Meiler, der für Khalid Abdullah die Sussex Stakes (Gr. I) und die Queen Elizabeth II Stakes (Gr. I) gewann.

 

Oasis Dream

Ein Gr. I-Flieger, der auch im Gestüt enorme Erfolge hatte. Im Banstead Manor Stud ist der 21jährige aktuell der Alterspräsident. Er siegte für Trainer John Gosden in den Middle Park Stakes (Gr. I), den Nunthorpe Stakes (Gr. I) und dem Darley July Cup (Gr. I). Im Gestüt hat er bisher 58 Gr.-Sieger gebracht, darunter die exzellente Midday, die sechs Gr. I-Rennen in England, Frankreich und den USA gewinnen konnte.

 

Workforce und Co.

Dreimal gewann Khalid Abdullah das Epsom Derby (Gr. I): 1990 machte Quest for Fame (Rainbow Quest) für Trainer Roger Charlton unter Pat Eddery den Anfang. Er lief später für Bobby Frankel in den USA, wurde dort auch als Deckhengst aufgestellt. 1993 siegte Commander in Chief (Dancing Brave) für Sir Henry Cecil mit Michael Kinane im Sattel. Er gewann danach noch das Irish Derby (Gr. I).

2010 war Workforce (King’s Best) in Epsom unter Ryan Moore für Sir Michael Stoute erfolgreich. Er war der möglicherweise beste dieses Trios, denn er holte sich später im Jahr noch den Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I). Wie die anderen drei konnte er jedoch als Vererber nicht überzeugen. Er wurde nach Japan verkauft, ist aber inzwischen zurückgekommen und steht als NH-Deckhengst in Irland.   

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