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Gute Chancen bei "Was bin ich"?

Soldier Hollow mit seinem Hengstwärter Wolfgang Kusber. www.dequia.de

Autor: 

Frauke Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 154 vom Freitag, 04.03.2011

Kennen Sie  Ariane Schmidt,  Wolfgang Kusber oder Christian Merten? Vielen werden mit den Namen alleine sicher noch nichts anfangen können, aber gesehen haben Sie sie alle schon. Denn sie sind "die Gesichter" der  Röttgener und Isarländer Stallion-Werbung. Dabei hätten die drei sicher gute Chancen gehabt bei Robert Lemke und seiner Sendung "Was bin ich?" mit einem prallgefüllten Sparschwein nach Hause zu gehen, denn ihr Beruf ist ein sehr seltener: Sie sind HengstwärterInnen. Genauer: die persönlichen Betreuer der Stallion  Desert Prince,  Kallisto und  Soldier Hollow.

Können Sie sich kurz vorstellen, welche Erfahrung haben Sie im Rennsport und in der Volllblutzucht, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Hengstwärterin Ariane Schmidt mit Desert Prince in Röttgen.Hengstwärterin Ariane Schmidt mit Desert Prince in Röttgen.Wolfgang Kusber mit Soldier Hollow, 1. Hengstwärter in Röttgen.Wolfgang Kusber mit Soldier Hollow, 1. Hengstwärter in Röttgen.Wolfgang Merten, der Stellvertretende Hengstwärter, mit Kallisto.Wolfgang Merten, der Stellvertretende Hengstwärter, mit Kallisto.
Ariane Schmidt (27): Ich bin gelernte Pferdewirtin, Schwerpunkt "Zucht und Haltung". Seit fünf Jahren arbeite ich im Gestüt Isarland als stellvertretende Gestütsmeisterin und war als Hengstwärterin zuständig für Desert Prince. Wegen der Umbaumaßnahmen konnte er ja leider nicht bei uns bleiben. Röttgen hat mir erlaubt, zum Abschied den Hengst selbst zu präsentieren, das übernehmen jetzt natürlich die Röttgener Hengstwärter.Wolfgang Kusber (30): Ich habe die Ausbildung zum Pferdewirt 1997 mit dem Schwerpunkt "Zucht und Haltung" im Gestüt Röttgen angefangen. Schon während dieser Zeit habe ich als Vertretung am Wochenende die Deckhengste versorgt und bin so auch zum Rennsport gekommen. Nach Abschluß der Ausbildung im Jahr 2000 habe ich die Hengstwärterstelle übernommen.Wolfgang Merten (27): Ich habe 2001 meine Ausbildung zum Pferdewirt Schwerpunkt Zucht und Haltung im Gestüt Röttgen begonnen und 2004 beendet. Nach kurzer Unterbrechung durch den Zivildienst und einen "Ausflug" in das Lager der Hufschmiede habe ich dann im Frühjahr 2006 als Stellvertretender Hengstwärter wieder in Röttgen angefangen.
Wie sieht Ihre Arbeit genau aus? Welche Aufgaben haben Sie?
Jetzt ist Desert Prince ja nicht mehr bei uns. Aber vorher habe ich ihn in Isarland komplett betreut. Dazu gehörten natürlich das Füttern, das Putzen, der tägliche Gang auf die Koppel, ich habe ihn zum Schmied begleitet und natürlich auch zum Decken geführt. Auch auf Transporten habe ich ihn begleitet, wenn er bei offiziellen Präsentationen vorgestellt wurde.

Füttern, Boxen machen, Pflege der Deckhengste, Innen und Außenbereich des Hengststalles, Longieren, Führen im Gelände, Konditionierung. Es gilt, die Deckhengste in einen sehr guten Futterzustand zu bringen oder zu halten. Desweiteren kümmere ich mich um die Stuten, die zur Bedeckung kommen und helfe bei allem mit, was sonst in einem Gestüt zu tun ist.

Die täglichen Arbeiten sind das Füttern, Boxen machen, Pflege der tragenden Stuten, Pflege des Innen- und Außenbereiches des Mutterstalls. An den Wochenenden und bei sonstigen Ereignissen vertrete oder unterstütze ich den 1. Hengstwärter, Wolfgang Kusber. Außerdem kümmere ich mich um die Fohlen und die neue Bedeckung der Stuten im Mutterstall.
Für Ariane Schmidt hieß es Abschiednehmen von Desert Prince.Für Ariane Schmidt hieß es Abschiednehmen von Desert Prince.Soldier Hollow und Wolfgang Kusber sind ein erprobtes Team in Röttgen.Soldier Hollow und Wolfgang Kusber sind ein erprobtes Team in Röttgen.Mehr als nur ein Blickkontakt ... Fotos (6) www.dequia.deMehr als nur ein Blickkontakt ... Fotos (6) www.dequia.de
Gibt es besondere Eigenheiten bei "Ihrem" Stallion? Wie ist die Beziehung zu einem Pferd, um das man sich so intensiv kümmert? Und wer ist der Boss?

Ein Hengst darf nicht verzogen werden, sondern muss mit Freundlichkeit und ruhiger Konsequenz behandelt werden, man sollte niemals versuchen ihn zu unterwerfen, aber ihm klare Grenzen aufzeigen, ich bin also der "Boss". Ich empfinde Desert Prince als sehr außergewöhnlich im Vergleich mit anderen Pferden. Er reagiert deutlich auf meine Stimme und auf meine Bewegungen, passt sich automatisch an, wenn ich angehe, schneller oder langsamer gehe. Er deckt zu jeder Zeit und flott, aber ein "nein" reicht aus und er wartet hinter der Stute! Er hat bei uns den Spitznamen "der Gentleman", was alles über seinen guten Charakter aussagt. Mein geheimes Kosewort für ihn ist "Bärchen", weil er so hochanständig ist und ich ihn sehr mag.  

Wenn das Tier (Hengst) der Boss ist, dann hat Mensch etwas falsch gemacht!  Angst darf man nicht haben sondern Respekt. Da ich jeden Tag mit den Hengsten arbeite, habe ich eine sehr starke und feste Beziehung zu den Hengsten. Jeder Hengst hat einen anderen Charakter, auf denn man sich einstellen muss. 

Kallisto ist ein ruhiger und sehr braver Hengst, der sehr mutig und leistungsbereit ist.

Soldier Hollow ist ebenfalls ein sehr ruhiger und umgänglicher Deckhengst.

Zu Desert Prince kann ich noch nicht viel sagen, dafür ist er noch nicht lange genug da. Er ist der sechste Deckhengst, den ich betreuen darf.

Der Hengst steht im Mittelpunkt, aber der Hengstwärter hat das Sagen! Ich kümmere mich zwar nicht täglich um die Deckhengste, aber man baut ziemlich schnell eine intensive Beziehung zu ihnen auf. Deckhengste sind einfach von ihrer ganzen Art und Weise etwas ganz besonderes. Man muss aber auch wissen mit ihnen umzugehen. Jeder Hengst muss auf seine eigene Weise gehandhabt werden.

Kallisto ist ein ruhiger Hengst, der keine Angst hat, sondern auf alles neugierig zugeht. Er ist am liebsten draußen, egal bei welchem Wetter. Soldier Hollow ist ein extrem ausgeglichener Hengst und was Desert Prince angeht, da freuen wir uns auf das Kennenlernen.
   
Wie gefallen Ihnen die offiziellen Auftritte mit dem Hengst, wie z.B. beim Züchtertreff in Röttgen? Sie tragen dabei stets einen Anzug, gefällt Ihnen das so?
Da ich auf ihn stolz bin, präsentíere ich ihn auch sehr gerne und er selbst zeigt sich gern, stellt sich brav überall hin. Es macht uns beiden Freude, besonders wenn man auch die Begeisterung der Zuschauer spürt. Ich vermisse Desert Prince schon jetzt sehr, sich zu verabschieden war schwierig für mich, ich freue mich schon, wenn er wieder nach Hause kommt.

Wenn wir die Deckhengste auf Hochglanz polieren, müssen die Hengstwärter auch dementsprechend aussehen. 

In der Vollblutzucht gibt es keine spezielle Bekleidung oder einen "Dresscode" für solche Veranstaltungen, aber Jeans und Sweatshirt passen da nicht, daher tragen wir zu solchen Anlässen Anzüge.

 

Mir gefallen die Auftritte der Deckhengste unglaublich gut. Sich als Gestüt gut zu präsentieren, finde ich sehr wichtig.

Die Deckhengste sind das Wichtigste, was wir im Gestüt haben. Die müssen wir angemessen vorstellen.

Da sind Anzüge fast schon Pflicht

Ihre Ziele im Beruf, was möchten Sie erreichen – auch im Zusammenhang mit dem Pferd?

Ich möchte mich weiterentwickeln, noch mehr Erfahrungen sammeln und ich hoffe, Desert Prince schlägt mit seinen Nachkommen weiter toll ein. Mit großem Interesse freue ich mich jetzt natürlich besonders auf die bei uns gezeugten Nachkommen! Nach dem Weggang von Desert Prince sind meine Aufgaben jetzt u.a. das Abprobieren der Stuten, die Geburten und die Aufzucht der Fohlen. 

 

Ich hätte nichts dagegen wenn ich einen Deckhengst  wie Monsun neben meinem Wohnzimmer stehen hätte. Natürlich verfolge ich die Entwicklung und Erfolge der Nachkommen, so wie der Beruf und Familie mir Zeit lassen. Einen Teil der Nachkommen sehe ich im Gestüt aufwachsen, von Geburt bis zur Abgabe in den Rennstall. Desweitern muss man mal schauen, was sich so ergibt.

Es gibt nichts schöneres als die Nachkommen unserer Deckhengste im Rennen weit vorne zu sehen. Meist erinnert man sich auch noch an die Mutter, als sie zur Bedeckung im Gestüt war oder man hat sie sogar als Fohlen groß gezogen. Ich besuche im Herbst die Vorbereitungskurse zur Meisterprüfung und hoffe, sie nächstes Jahr erfolgreich abzuschließen. Danach werden wir weiter sehen.

 
 

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