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Feodora (Lord of England) Gr. I-Siegerin im 156. Henkel-Preis der Diana in Düsseldorf

Jubel auf italienische Art: Mirco Demuro freut sich nach dem Gr. I-Sieg im Henkel-Preis der Diana mit Gestüt Etzeans Fedora. www.galoppfoto.de - Sebastian Höger

Autor: 

Daniel Delius

Den Gang ins Archiv haben wir uns erspart, um herauszufinden, ob es schon einmal eine Siegerin im Preis der Diana gegeben hat, die zuvor noch nie erfolgreich war. Zumindest in der jüngeren Zeit ist das in jedem Fall nicht passiert. Relativ aktuell gab es im Ausland einen prominenten Fall, letzten Oktober holte sich Shamus Award (Snitzel) die Cox Plate (Gr. I) in Australien als damals noch siegloses Pferd, er war zuvor immerhin schon auf Gr.I-Ebene platziert gewesen.

Feodora sorgte für den größten Außenseitersieg in diesem Rennen seit Trient (Priamos) in den Oettingen-Wallerstein-Farben für 308:10 gewonnen hatte, Erlenkind (Allgäu) siegte 1950 für 329:10, ansonsten war der Stuten-Klassiker besonders in den 50er und 60er Jahren ein Eldorado der Favoriten. Die größte Sensation überhaupt dürfte es 1941 gegeben haben, als Scilla (Oleander) unter Georg Zuber in Hoppegarten für 729:10 gewann, ein Jahr, nachdem Schwarzgold (Alchimist) ihre gerade einmal drei Gegnerinnen für 10:10 in Grund und Boden galoppierte.    

Die Außenseiterstellung von Feodora war nur zu gerechtfertigt, denn ihre diesjährigen Leistungen waren nicht dazu angetan, an den Wettschalter zu eilen. Allerdings hatte sie am Dienstag, nur drei Tage nachdem sie in Spexard eingetroffen war, dort eine erstklassige Arbeit hingelegt, was so manchen Mitarbeiter von Andreas Wöhler zu einer erfolgreichen Wette veranlasst haben soll. Und Eduardo Pedroza hätte, so war zu hören, vielleicht doch lieber sie geritten.

Die Stute ist im vergangenen Jahr dreimal am Start gewesen, da zeichnete Agnieszka  Klus als Trainerin. Ihr Debut gab sie im BBAG-Stutenauktionsrennen in Iffezheim, sie lief gegen routinierte Konkurrenz als Fünfte gut genug, war damals hinter der Zweitplatzierten Emerald Star (Mount Nelson) keine Länge zurück. Sie war dann noch zweimal Zweite, in einem Listenrennen in Köln hinter Oriental Magic (Doyen) und vor Longina (Monsun) sowie zu Diamond Dove (Dr Fong) im Preis der Winterkönigin. Mit einem Rating von 90kg war sie natürlich im Jahrgang ganz vorne mit dabei.

In diesem Jahr war sie relativ schnell vom Radar verschwunden. In Köln belegte Anfang Mai, jetzt unter der Regie von Regine Weissmeier, hinter der damals debutierenden Wunder (Adlerflug) Rang zwei, war in den German 1000 Guineas (Gr. II) auf sicher zu kurzer Distanz chancenlos. Sie wurde dann im Prix de Diane (Gr. I) gesattelt, was man vielleicht besser nicht gemacht hätte, denn sie hatte sich zuvor eine Hufprellung zugezogen. Als 910:10-Außenseiterin fand sie nie ernsthaft ins Rennen.

Den Wechsel zu Andreas Wöhler gab es wegen Unstimmigkeiten im Frankfurter Trainerteam, doch war schon dort signalisiert worden, dass sich Feodora wieder auf dem besten Weg zur Vorjahresform befinden würde. Natürlich bleibt sie bei Andreas Wöhler, der den Prix Vermeille (Gr. I) am 14. September in Longchamp als mögliches nächstes Ziel nannte. Für das2400-Meter-Rennen ist erst Ende August Nennungsschluss. Sie hätte auch noch eine Nennung für ein Listenrennen in Baden-Baden, das man natürlich nicht ernsthaft anpeilen wird.

Für das Gestüt Etzean, 1969 gegründet, war es einer der größten Erfolge überhaupt, 2009 gab es mit Night Magic (Sholokhov) schon einmal eine Diana-Siegerin, allerdings in anderen Farben, 2007 war Dominante (Monsun) Zweite. Zudem ist der Vater der im Gestüt aufgestellte Lord of England (Dashing Blade), der mit Feodora seinen ersten Gruppe I-Sieger gestellt hat.

Sein erster Jahrgang ist jetzt sechsjährig, er ist Vater auch von vier Gr. III-Siegern, Lady JacamiraPakalTheo Danon und Salona. Zu seinen aktuell interessanten Nachkommen zählen Oil of England, Dritter im Derby Italiano Gr. II) und die in Frankreich erfolgreiche und auf Listenebene platziert gelaufene Zweijährige Preciously. Bei der anstehenden BBAG-Jährlingsauktion sind gleich 23 Hengste und Stuten von ihm im Katalog aufgeführt. Wie zu sehen ist, hat Feodora, die5x4 auf Mill Reef ingezogen ist, nicht unbedingt ein „klassisches“ Pedigree, das gilt für so manchen besseren Nachkommen von Lord of England, der somit durchaus in der Lage ist, Linien zu verbessern.

Die Mutter Forever Nice lief in den Farben des Stalles Hoppegarten von Friedhelm Tietjen, sie wurde von Peter Remmert und Wilfried Kujath trainiert, gewann fünf Rennen, darunter den als Nationales Listenrennen ausgeschriebenen Großen Stutenpreis von Düsseldorf über 1400 Meter, dazu auf Bahn und Distanz einen Ausgleich I. Für vier verschiedene Züchter hat sie bislang zwölf Fohlen gebracht, aktuell gehört sie einem fünften, dem Schweizer Peter Fischbacher.

Es ging im Gestüt Erftmühle mit Forever Free (Platini) los, der für den Stall Hoppegarten den Preis von Schlenderhan (LR) gewann, später in den Hindernissport nach England wechselte. Für Reinhard Ubber brachte sie u.a. Forthe Millionkiss (Dashing Blade), der den Grossen Preis der Sparkasse Hannover (Gr. II) gewann, dazu einige bessere Rennen in Frankreich. Forever Nadine (Kornado), die listenplatziert gelaufen ist, steht in der Zucht des Stalles Molenhof, eine noch auf Etzeaner Zuchtkonto gegangene zwei Jahre Lord of England-Tochter wird von Werner Glanz für den Stall Wille trainiert.

Forever Beauty (Dashing Blade) vier Jahre alt, dieses Jahr listenplatziert gelaufen und zuletzt Vierte auf Gr. III-Ebene in Hamburg, hat inzwischen auch eine Box bei Andreas Wöhler bezogen. Sie ist tragend von Jukebox Jury, der Rennlaufbahn sind somit zeitlich Grenzen gesetzt.

Feodora ist der letzte Nachkomme von Forever Nice für Etzean, denn sie wurde inzwischen verkauft. Der aktuelle Besitzer ist Peter Fischbacher, der die Geschichte exakt erzählt:  „Im Herbst 2011 wurde uns von den Herren Kredel, die Stute Forever Nice, tragend von Lord of England, zum Kauf angeboten. Der leider letztes Jahr viel zu früh verstorbene Jürg Lattmann vom Gestüt Berwangerhof  nahm das sehr faire Angebot an und erwarb die Stute. Den letzten Kick gab ihm meine Zusage, dass ich mich an dem Produkt 2012 (Forever Lord) zu 50 Prozent beteiligen werde. Nach dem Tod von Jürg musste seine Lebenspartnerin Cathérine Burri einige Pferde verkaufen. Forever Lord verkauften wir letzten Herbst an Peter Specker, der Schwiegervater des Trainers Philipp Schärer. Forever Nice habe ich letzten Herbst übernommen. Sie steht tragend von Lord of England im Gestüt Etzean. Das zu erhoffende Produkt 2015 werden das Gestüt Etzean und ich zu je 50 Prozent besitzen. Die Jährlingsstute For England, die natürlich auch von Lord of England stammt, steht seit ihrer Geburt 2013 zu 50 Prozent und seit letzter Woche zu 100 Prozent in meinem Besitz. For England ist eine hübsche, kompakte Fuchsstute und steht seit ihrer Geburt auf dem Berwangerhof, wo sie vorläufig auch bleiben wird.“

Die nächste Mutter Fox for Gold (Glint of Gold) war Siegerin und versuchte sich mehrfach vergeblich in besserer Klasse. Von ihren neun Nachkommen haben zwar sieben gewonnen, Black Type erzielte aber nur Friedhelmo (Dashing Blade), der in höherem Alter noch im englischen Hindernissport erfolgreich war. Nach hinten heraus ist es, wie das Pedigree der Woche zeigt, alles andere als eine aufregende Linie, aber mit Feodora hat die Familie jetzt ein herausragendes Rennpferd gebracht. 

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