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Die Derby-Nachlese: W wie Winner = Waldpark

Der Derbysieger 2011 - Gestüt Ravensbergs Waldpark mit Jozef Bojko im Sattel und Trainer Andreas Wöhler am Zügel. www.galoppfoto.de

Autor: 

Frauke Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 172 vom Donnerstag, 07.07.2011

Es gab den englischen Gast  Brown Panther und die fünf Schlenderhaner, die beherrschten die Schlagzeilen, und dann gab es noch das andere Dutzend Derbystarter, von denen Waldpark einer war, nur ein einziges Mal wurde sein Name im Hamburger Pressecup angekreuzt. Nach 2:40,29 gab es dann nur noch den einen Namen, über den alles sprach: Waldpark. Nach über 45 Jahren wieder ein Derbysieger für das Gestüt Ravensberg. Der erste Sieger für den Jockey Jozef Bojko, der selber ganz überrascht war, dass er auf dem bis dato ungeschlagenen Ravensberger sitzen durfte und nicht der erste Mann am Stall, Eduardo Pedroza. Der hatte sich für Sunrace Stables Earl of Tinsdal aus der Gutschow-Zucht entschieden, der dann Zweiter wurde. Das war dann für den Trainer Andreas Wöhler gleich ein Doppelsieg und der dritte Derbysieg seiner Karriere: nach Pik König 1992 und Belenus 1999.

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Die Abstammung des Derbysiegers

Gestüt Ravensbergs Derbysieger Wilderer 1958.Gestüt Ravensbergs Derbysieger Wilderer 1958.Die großen Jahre des Gestüts Ravensberg, das waren die 50er und 60er Jahre, als es gelang, mit einem Rennstall, der nie mehr als rund zwanzig Pferde umfasste, stets in der Spitzengruppe der deutschen Besitzer mitzumischen, nahezu jedes ein Grand Prix-Pferd zu stellen. Und in der Regel waren es Nachkommen der Waldrun, eine der erfolgreichsten Zuchtstuten in Deutschland in der Nachkriegszeit.

Waldpark, der am Sonntag auch beim vierten Start ungeschlagen blieb, ist der dritte Derbysieger der Waldrun-Linie nach Wilderer (1958) und Waidwerk (1965). Da es sich nach unserer Auffassung möglicherweise um ein überdurchschnittliches Derby gehandelt hat, sollte Waldpark ein „besserer“ Derbysieger als seine Ahnen sein, denn Wilderer und Waidwerk waren qualitativ eher durchschnittliche Sieger. Die Familie der Waldrun hat weitaus bessere Hengste gebracht, wie etwa Waidmann, Windbruch oder Windwurf, die es am Tag „X“ im Derby aus vielerlei Gründen nicht geschafft haben.

 

Waidwerk, Derbysieger 1966, im Gestüt Ravensberg.Waidwerk, Derbysieger 1966, im Gestüt Ravensberg.Waldpark ist nach seiner Geburt in Isarland natürlich wieder in seine Heimat gekommen, wo neben dem umfänglichen Rennstall stets auch ein kleiner Zuchtbetrieb aufrecht erhalten wird. Auf der Koppel gab es 2009 nur zwei Hengste, Waldpark und den vom Rennstall Wöhler gezogenen Leo Minor (Paolini), „den wir inzwischen kastriert haben“, so der Trainer Andreas Wöhler, der sich über die Qualitäten seines Pferdes sehr geschlossen hält. Er redet lieber über Waldpark. Dessen Rennlaufbahn ist übersichtlich und bekannt, er hat jetzt vier Rennen auf Distanzen zwischen 1800 und 2400 Meter gewonnen, die Vorsprünge betrugen 7, 5, 2 ½ und 2 Längen, die Bodenverhältnisse lagen zwischen dem Wert 3,5 und dem Wert vom Derbytag, der zum Zeitpunkt des Rennen sicher schon über 5 gelegen haben wird. Die Waldrun-Familie hatte stets eine gewisse Affinität zu weichem Boden, so dass der für den Veranstalter so desaströse Regen für den Ravensberger ein Segen war. Trotzdem ist Waldpark, der in seiner Karriere bisher noch nie an seine Grenzen ging, ein kompatibles Pferd, das aus vielen Positionen zu reiten ist. Beim Debut in Hoppegarten gewann er Start-Ziel, in Horn entpuppte sich die Startnummer zehn als positiv, er ging allen Scharmützeln aus dem Weg, wurde im Mittelfeld positioniert und sah schon sehr früh wie der Sieger aus.

Sein Trainer hatte zuvor Zweifel an seinem Stehvermögen geäußert. Das lag natürlich an der Vaterschaft von Dubawi (Dubai Millennium). Der zu einer Decktaxe von 55.000 Pfund in Dalham Hall stehende Darley-Hengst gewann fünf Rennen auf Distanzen zwischen 1200 und 1600 Meter, darunter die Irish 2000 Guineas (Gr. I) und den Prix Jacques le Marois (Gr. I). Waldpark, der aus dem zweiten Jahrgang stammt, ist sein sechster Gr. I-Sieger. In Europa waren dies Makfi und Poet’s Voice, die beide über die Meile gewannen, in den USA die über 1800 Meter erfolgreiche Dubawi Heights, in Australien Secret Admirer und in Südafrika Happy Archer, auf höchstem Level ebenfalls über 1600 Meter siegreich. Letztere hat noch am vergangenen Sonntag in Greyville die Jonsson Workwear Garden Province Stakes über die Meile gewonnen.

Eine Stufe tiefer sieht es dann aber schon etwas anders aus, denn Dubawi ist auch Vater der auf langen Strecken in Gr. II-Rennen erfolgreichen Monterosso und Poet’s Bishop. Trotzdem war angesichts dieser Aufzählung eine gewisse Skepsis angebracht, doch rührt das Stehvermögen von Waldpark von der Mutterlinie her.

Waldrun 1958 - Begründerin der erfolgreichen Ravensberger W-Linie.Waldrun 1958 - Begründerin der erfolgreichen Ravensberger W-Linie.Diese wurde 1924 durch eine aus Österreich stammende Stute namens Wie So? (Ossian) in Deutschland eingeführt, deren Besitzer Max Herding auch Waldrun (Alchimist) ziehen sollte. Am 23. Februar 1949 betrat sie Ravensberger Boden, auf den Tag genau zehn Jahre später ging sie auch dort ein, doch in der Zwischenzeit begründete sie die bis heute so erfolgreiche Linie.

Es gab Jahre, da ging Ravensberg schon durch ein gewisses Tal, was schon dadurch dokumentiert wird, dass es zwischen 1982 (Treiber) und 2007 (Waldvogel) keinen Derbystarter gab. Es war die von Harro Remmert trainierte Wurftaube (Acatenango), die die Wende brachte. Sieben Rennen hat sie gewonnen, alle in Folge, vom 5. Mai 1996 bis zum 4. Mai 1997, vier Gruppe-Rennen waren darunter wie der Gerling-Preis (Gr. II) und das Deutsche St. Leger (Gr. II). Nach einem zweiten Platz im WGZ Deutschlandpreis (Gr. I) musste sie wegen Problemen mit den Bändern ihre Rennlaufbahn beenden. Geritten wurde sie ausschließlich von heutigen Trainern, Kevin Woodburn, Waldemar Hickst und Peter Schiergen. In der Zucht hat sie inklusive des erst neun Tage vor dem Derby geborenen Desert Prince-Hengstes (s. auch Waldparks kleiner Bruder ...) bislang zehn Nachkommen. Waldbeere (Mark of Esteem) ist Mutter u.a. des vielfachen Gr.-Siegers und Deckhengstes Wiesenpfad (Waky Nao), sie steht im Gestüt Brümmerhof, im Rennstall ist eine Zweijährige mit dem schönen Namen Waldtraut (Oasis Dream). Waldmark (Mark of Esteem) und Waldblume (Halling) wurden an das Newsells Park Stud verkauft, Erstere war Gr. II-platziert, ist Mutter des jetzt drei Jahre alten Masked Marvel (Montjeu), am heutigen Donnerstag aktuell Gr. III-Sieger in Newmarket (s. Turf international).

Ruth und Reinhard Delius(r.)  mit ihrem Sohn Johann-Henrich (Mitte) und Trainer Andreas Wöhler im Derby-Führing 2007 mit Waldvogel. www.dequia.deRuth und Reinhard Delius(r.) mit ihrem Sohn Johann-Henrich (Mitte) und Trainer Andreas Wöhler im Derby-Führing 2007 mit Waldvogel. www.dequia.deEs folgten vier Hengste, Waldbrand (Tiger Hill), mehrfacher Sieger in Italien, Waldvogel (Polish Precedent), Sieger im swb-Trial (LR), inzwischen auch in England erfolgreich, Waldsee (Xaar), ebenfalls nach England verkauft, und Waldlauf (Pentire), der die Rennbahn nicht gesehen hat. Vierjährig ist die bei Andreas Wöhler stehende Waldjagd (Observatory), vergangenes Jahr Zweite im Diana-Trial (Gr. II).

In Ravensberg stehen neben Wurftaube, die dieses Jahr natürlich nicht mehr gedeckt wurde, noch deren Schwestern Wurfscheibe (Tiger Hill) und Wurfkette (Black Sam Bellamy). Die dreifache Gr. III-Siegerin Wurfscheibe hat für Fährhof eine zwei Jahre alte Oasis Dream-Tochter (sie war dorthin verpachtet), für Ravensberg eine Silvano-Jährlingsstute, dieses Jahr war sie erfolgreich bei Halling. Die Siegerin Wurfkette wurde 2011 zum ersten Mal gedeckt, von Linngari in Frankreich. Die so erfolgreiche Linie ist also daheim bestens aufgestellt.

Und mit 18 Jahren ist Wurftaube auch noch nicht zu alt, um nicht ein, zwei Fohlen zu bekommen. Sie ist in ihrer Karriere als Zuchtstute, da sie schon sehr „deutsch“ gezogen ist, vornehmlich im Ausland gedeckt worden, wobei man das Pech hatte, im Nachhinein nicht unbedingt erfolgreiche Hengste zu buchen. Das kann korrigiert werden, wobei sich eine erneute Anpaarung mit Dubawi, auch wenn dieser inzwischen zu den teuersten Hengsten Europas gehört.    

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