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David O'Meara - der Trainer der Stunde

David O'Meara, der neue Star der Trainerszene in Großbritannien. Foto: Jim Clark

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 383 vom Donnerstag, 03.09.2015

Sein Name mag hierzulande noch ein Geheimtipp sein und auf den Siegerlisten eines Klassikers (noch) fehlen. Auf der britischen Insel ist der gebürtige Ire David O'Meara jedoch der Trainer-Shooting-Star der letzen Jahre, und die Tatsache, dass sein Name, wenn auch nur vorgehaltener Hand, als Nachfolger keines geringeren als Aidan O'Brien gehandelt wird, ist mehr als ein Beleg dafür. Ein Gerücht, das es immerhin bis auf die Titelseite der Racing-Post schaffte und O’Mearas Ansehen sicher keinen Abbruch tut.

„An der Ampel links und immer der Straße folgen“, so lautete die eigentlich einfache Anweisung, um die Trainingsanlage Arthington Barns in Nawton, nahe Helmsley und somit insgesamt ca. 25km nördlich von York – also im tiefsten Yorkshire – zu finden. Eigentlich – nur dass diese Straße in die totale Einsamkeit führte und kein Anwesen rechts oder links wie ein Trainingsbetrieb für über 100 Rennpferde aussah. Erst mehrere Telefonate bringen uns ans Ziel: eine Anlage, die pferdegerecht ist und sauber, nicht angibt oder strahlt; fast ist man versucht zu sagen, wie O'Meara –„Bitte, man spricht es O'Mara aus!“ – selber. Der 38jährige Ire, verheiratet, ein Kind, ist ein Pferdemann, kein Alleinunterhalter; der Kopf eines jungen und ambitionierten Teams von rund 18 Festangestellten, hinzu kommen die Jockeys Philip Makin, Daniel Tudhope, Sam James und Josh Doyle, die regelmäßig zum Ausreiten kommen und zwischen denen sich O'Meara  beinahe wie ein „Fossil“ fühlt. Er lässt die Pferde sprechen, und deren Sprache ist laut und deutlich: hier ist gut Pferd sein; keines, welches er nicht verbessern kann. 

O'Meara, der als leidlich erfolgreicher Hindernis-Jockey via Philip Hobbs in Südengland zu Tim Easterby in den Norden kam, hängte 2008 seine Stiefel an den berühmten Nagel: „Nur so konnte ich mehr Geld verdienen“. Im Jahr 2010 dann der Beginn der Trainer-Tätigkeit, ein Bekannter vom Bekannten suchte jemanden, der die Anlage in Nawton auf Vordermann bringen würde. Es begann mit billigen Pferden, „cheap and cheerfull“,  die für die in England so populären Syndikate schnelle Erfolge einliefen, führte zu mehr als 100 Siegern in jedem der letzten drei Jahre (Sieg Nr. 100 der laufenden Saison kam am 28.08.15) und mit der Quantität kam auch die Qualität. „Zu Anfang war es ganz einfach, aber nun ist der Druck da. Bei drei Siegern im Monat hatte der Stall früher einen Riesen-Lauf, heute wundern sich die Leute, ob es abwärts geht, wenn wir nicht mindesten einen Sieger pro Woche haben. Wir sind schnell gewachsen, wollen diesen Schwung halten, aber müssen auch konsolidieren.“

O'Meara und sein junger Assistent Jason Kelly, in dessen elterlichem Fortbarrington Stud Dame Hester, die Mutter von Donnerschlag, beheimatet ist (der einzige Bezug zu Deutschland, den wir herausarbeiten konnte, O'Meara war selber noch auf keiner deutschen Rennbahn und plant dies auch – zumindest in naher Zukunft – nicht), zucken mit den Schultern, wenn man sie nach dem Geheimnis des Erfolges fragt. Die Ruhe ohne Autos, die Möglichkeit, ohne lange Wege direkt auf die Galopps zu gelangen, die Paddocks, all dies sind aber Bedingungen, die nicht nur OMeara hat, und mit seinem 5-Furlong-Rund-Galopp, auf dem Pferde nur hintereinander arbeiten können, ist nun wirklich kein Staat zu machen, dennoch „trainieren wir hier alle Pferde, nur manchmal fahren wir mit einem Pferd zu einer größeren Anlage (meist die von Richard Fahey oder Tim Easterby), aber das können wir natürlich nicht jeden Tag machen.“ 

Es ist sicher auch das Konzept, wenn man es denn so nennen möchte, und die Besitzerstruktur, die sich daraus ergeben hat: vergleichsweise günstige Pferde (der spätere Gruppe I-Sieger G Force kostete – aussortiert- rund 24.000 Gns), die einfach in den für sie passenden Rennen laufen, „kleine“ Besitzer und Syndikate, die nicht nach Black Type und Klassikern, sondern Spaß auf der Rennbahn streben, „guten Besitzern“, wie Jason betont, nachhaltig:  sie investieren die Gewinne auch immer wieder in Nachschub. Natürlich ist man auf den Jährlings-Auktionen vertreten, aber noch niemals hat ein teurer, blaublütiger Youngster Arthington Barns betreten, gerade vier 2jährigen-Sieger hatte man in diesem Jahr, bei rund 14 Zweijährigen; der Schwerpunkt sind eindeutige fertige Rennpferde, die, sauer und ohne Lust,  bei den „großen“ – größeren! - Trainern durch den Rost gefallen sind und nun unter der Führung O*Mearas wieder zu sich finden. 

Den diversen Syndikaten, von denen die Middleham Park Partnerschaften die wohl prominentesten sind, folgten renommierte Namen wie Cheveley Park und Sir Robert Ogden, und es ist ein Pferd des letztgenannten, welches  den Durchbruch in die Oberliga der Trainer endgültig besiegelte. Amazing Maria, eine Mastercraftsman-Tochter, die für Ed Dunlop 2jährig zur Gruppe-Siegerin avancierte, danach aber das Siegen anscheinend verlernt hatte, wechselte Ende 2014 in den Stall von O'Meara und nahm hier erst im Mai dieses Jahres ihre Rennkarriere wieder auf; zwei guten Plätzen folgte der unerwartet 25/1 Erfolg während Royal Ascot, denen die Stute Schlag auf Schlag zwei Gruppe I-Erfolge in Newmarket und Deauville folgen ließ; „ich sagte zu Olivier Peslier, dass ich ihm keine Order geben könne, ich war schließlich noch nie hier“ wurde O'Meara nach dem beeindruckenden Erfolg der Stute im Prix Rothschild, in dem sie u.a. die hierzulande bestens bekannte Odelitz schlug, zitiert. 

Amazing Maria, deren einzige Sonderbehandlung im Stall die Späne ist, auf der sie steht – weder ist ihre Box besonders ruhig noch besonders groß- ist Aushängeschild und Paradebeispiel zugleich: „Sie kam auf Empfehlung von Coolmore zu uns, die natürlich wollten, dass eine Tochter ihres Hengstes noch einmal eine guten Chance erhält. Man hatte uns gesagt, dass sie Talent hat, doch diese Erfolge hätten wir uns auch nicht erträumt.“

Drei individuelle Gruppe I-Sieger hat der Stall nun trainiert: nach G Force im Haydock Sprint Cup 2014 folgte Move in Time im 2014er Abbaye und eben Amazing Maria; mit Custom CutMondialiste und So Beloved stellte man weitere Gruppe-Sieger in diesem Jahr. Der Vollständigkeit halber dürfen Penitent und der alte Haudegen Blue Bajan nicht fehlen; es war Blue Bajan, dessen Gruppe II-Sieg in 2011 den ersten großen Erfolg für den Stall bedeutete, mit seinen damals 9 Jahren siegte der Wallach zum ersten Mal überhaupt auf diesem Level und tat das Seine für die rasante Entwicklung des Stalles. 

Rund 110 Pferde hat O'Meara nun in seiner Obhut, es könnten mehr sein und der Raum wird knapp. Dem Vernehmen gibt es Schwierigkeiten mit dem Vermieter, kombiniert mit den immer lauter werdenden Nachrichten, das es im Verhältnis zwischen Aidan O´Brien und der Coolmore-Spitze im Moment nicht zum Besten steht, genügend Nährboden für die eingangs genannten Gerüchte,  die O´Meara natürlich umgehend verneint hat.

Aber wohin der Weg des David O´Meara auch führen wird, die Richtung ist sonnenklar: weiterhin steil nach oben.  

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