Steckbrief Daniele Porcu |
Geboren: | 03.03.1983 |
Jockey seit: | 1999 |
Position/Stall: | 2. Stalljockey bei Peter Schiergen |
Anzahl Siege | 722 (Stand: 19.03.2015) in sechs verschiedenen Ländern. Etwa 450 davon in Italien, 203 oder 204 in Deutschland, dann einen letztes Jahr in England, dann Schweiz, Belgien und Frankreich. Wo es was zu reiten gibt, bin ich gern dabei. |
Größte Erfolge: | Auf den Gruppe III-Sieg mit Emerald Star in England ist Daniele Porcu besonders stolz. www.galoppfoto.de - Sandra ScherningIch habe den Premio Roma mit Estejo in meiner Heimat Rom gewonnen, da war ich ganz stolz. Auch weil Rom und Mailand zwei Welten sind, das ist wie Ost und West. Die können sich ja sowieso nicht leiden. Die Mailänder sagen, sie sind die einzigen in Italien, die arbeiten und die anderen sind alle Verbrecher und essen nur. Aber auch den Gruppe III-Sieg mit Emerald Star in England werde ich nie vergessen. Ich bin einer der wenigen deutschen Jockeys, der das erzählen kann – zusammen mit Andrasch Starke, Adrie de Vries und einigen wenigen anderen. Da bin ich ganz stolz drauf. |
Wie und warum kamen Sie nach Deutschland? | Die erste Station in Deutschland: Daniele Prcu und Mirek Rule freuen sich über einen Sieg. www.galoppfoto.de - Frank SorgeIch bin seit 2009 hier. Mirek Rulec hat mich hergeholt, der hatte zu dem Zeitpunkt die zweite Abteilung des Gestüts Auenquelle. 2008 bin ich für ihn in Bremen geritten, er wollte einen ausländischen Jockey haben. Ich habe das Rennen gewonnen und Mirek Rulec hat mich dann gefragt, ob ich bei ihm anfangen wollte. Das war im August. Bis zu dem Zeitpunkt habe ich nie darüber nachgedacht, mein Land zu verlassen. Zu dem Zeitpunkt ging es uns in Italien auch relativ gut. Im September haben wir uns wieder in Paris, als Ashantee dort lief, getroffen. Da hat er mich noch einmal gefragt, ob ich komme. Ich war mir aber noch ziemlich unsicher, habe sogar gesagt: Niemals. Aber dann gab es im Herbst 2008 eine erste riesige Krise in Italien, einen Monat keine Rennen und dann habe ich mich entschieden, das sinkende Schiff zu verlassen. |
Stationen in Deutschland | Strahlemann mit dem Spitznamen "Professor": Daniele Porcu freut sich über seinen Sieg mit Albizia in Magdeburg. www.galoppfoto.de - Frank Sorge2009-2011: Ich war zwei Jahre in Iffezheim bei Mirek Rulec in Iffezheim. Für einen Jockey ist das zwar keine richtige Stelle. Aber ich konnte dort in Ruhe anfangen, habe mich auch nach Frankreich orientiert. Uwe Ostmann mit seinen Auenquellern hat mich in der Zeit auch sehr unterstützt. 2011-2012: Als es dann nicht mehr so richtig lief, kam das Angebot von Sascha Smrczek und so bin ich 2011 nach Düsseldorf gekommen. Dort war ich anderthalb Jahre. 2012-2013: Nach meinem Sturz in Baden-Baden hatte ich Zeit, mich neu zu orientieren und fing danach beim Gestüt Röttgen an. Dort war ich ein Jahr, in dem es sehr gut lief und ich Gruppe- und Listenrennen gewinnen konnte. seit 2014: Aber mein Ziel, seitdem ich in Deutschland bin, war es immer, mit Peter Schiergen zu arbeiten. |
Über seine Ziele: | Man muss immer weiter. Ich möchte gern Topjockey werden. Das Pferd, das mein Leben verändert, habe ich noch nicht getroffen. Vielleicht kommt das noch. Und Championate möchte ich gern irgendwann gewinnen. |
Würden Sie wieder in Italien reiten wollen, wenn es dort aufwärts geht? | Eine Rückkehr nach Italien ist nicht in Sicht. Foto: Karina StrübbeDas wird nicht passieren, bei uns ist alles kaputt. Egal, was erzählt wird. Das Geld kommt manchmal, manchmal nicht. Was aber wirklich kaputt ist, ist der Verband. Es gibt keinen Dachverband mehr, keine Führung, keine Disziplin mehr, nichts. So wie unser Land läuft, läuft auch der Rennsport. Große Besitzer – bis auf zwei – haben wir auch keine mehr. Die Leute haben dem Rennsport den Rücken gekehrt. Es ist sehr schade, denn der Rennsport war mal wirklich groß. Im Gegensatz zu hier, wurde in Italien nicht privatisiert. |
Woher kommen Sie eigentlich genau gebürtig? | Ich bin Römer, aber mein Herz gehört Mailand, weil das die Hauptstadt des italienischen Rennsports war. Ich bin deswegen mit 17 umgezogen, weil ein Angebot von einem Trainer mit 100 Pferden kam (Maurizio Guarnieri). Ich komme aus einer Rennsportfamilie, mein Großvater war schon Trainer. Da konnte ich eigentlich nichts anderes machen, obwohl meine Eltern immer versucht haben, mich draußen zu halten. |
Zum Deutschlernen: | Als erstes habe ich diese komische Rennsportsprache gelernt: Geh vorne, im Vordertreffen, gut abspringen, nicht zu früh, Speedpferd, langgezogener Speed usw. Und jetzt kommen ab und an sogar Fernsehteams und ich denke immer, dass dann alle meinen blöden italienischen Akzent hören ... Voll peinlich. |
Zu Kollegialität und Vorbildern: | Warten auf das nächste Rennen: Andrasch Starke, John Fahy und Daniele Porcu. www.galoppfoto.de - Frank SorgeEs gibt Freundschaften klar, aber natürlich nicht im Rennen. Aber ich habe auch große Freundschaften. Mit Andrasch natürlich. Der ist nicht nur mein Kollege, sondern auch mein Vorbild. |
Warum? | Weil Andrasch… ist einfach Andrasch. Er ist hart mit sich selber, was ich auch bin. Das ist schwer zu beschreiben. Er ist eine Legende hier in Deutschland. Ich möchte gerne wie er werden. Das ist nicht einfach, aber ich gebe mir Mühe. |
Können Sie sich noch an den 1. Sieg erinnern? | Ja (lacht.) Das war 1999 bei meinem fünften Ritt auf einer ganz kleinen Bahn, 900m Sandbahn. Das war eine sehr gute Schule für die Stifte. Meine ersten fünf Siege habe ich mit dem gleichen Pferd, Imperial Dance, geschafft. |
Welche Ziele haben Sie? | Ich möchte gern Champion werden. Aber dafür brauche ich einen guten Mann, der mich managt. Aber ich bin sehr anspruchsvoll. Bei mir sind keine Fehler erlaubt, weil ich mit mir selbst sehr hart bin. Ich will immer das Exklusive haben. Aber im Moment kann ich das auch selber machen. Die Leute rufen oder ich rufe an, das ist auch nicht das Problem. Aber wenn ich unterwegs bin, wäre das natürlich einfacher, wenn man jemanden hat, der sich darum kümmert. |
Was sind Ihre Stärken? | Daniele Porcu ist viel unterwegs, z.B. in Magdeburg mit Jan Korpas und Gregorius nach einem Sieg. www.galoppfoto.de-Frank SorgeIch bin sehr kritisch mit mir selbst. Meine besondere Stärke…, vielleicht, dass ich, egal wohin ich fahre, egal, welches Rennen ich reite, ich reite immer bis nach dem Ziel. Ich will immer Rennen gewinnen. Ich will immer mehr haben, habe nie genug. Auch wenn man einen erfolgreichen Renntag hat, am Tag danach geht es weiter und man will immer mehr haben. Das ist wie eine Droge. Man ist nie fertig mit lernen, kann sich immer wieder entwickeln. Ich fühle mich auch überhaupt noch nicht fertig. Ich habe noch ganz viel zu zeigen. Dazu braucht man natürlich die Möglichkeiten. Ein gutes Pferd macht einen guten Jockey. |
Welches ist das beste Pferd, das Sie geritten sind? | Pressing in Ascot. www.galoppfoto.de - Frank SorgePressing, ein sehr charakterstarkes Pferd. Als Zweijähriger war der sechs-, siebenmal Zweiter hintereinander, in Verkaufs- und Grupperennen. Der konnte gegen das schlechteste Pferd auf der Bahn verlieren und hinter dem besten Zweiter werden. Als Dreijähriger war er noch grün. Ich kam an den Stall, als er vier war und in dem Alter wurde er ein anderes Pferd. Mit ihm habe ich Gruppe III in Mailand mit der halben Bahn gewonnen. Dann war er Gruppe I-Zweiter in Rom und wurde anschließend an Tanaka verkauft und ging nach Deutschland. |
In welchem Land würden Sie gern mal reiten? | England. Die Art und Weise, wie dort Rennen geritten werden, liegt mir. Ich mache auch sehr viel mit den Händen, auch das Taktische liegt mir. Ich will zum Beispiel immer nach innen. Wohnen möchte ich dort aber nicht, ich fühle mich in Deutschland wohl. |
Warum, wegen der großen Tradition? | Jaaa! Das ist Hammer, wie das Rennsportleben da ist. Obwohl auch wir in Köln zum Beispiel immer viele Zuschauer auf der Bahn haben. Aber bei uns fehlen leider die Medien. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, wieder eine Galopp-Sendung, in welcher Form auch immer, zu haben. |
Über Medien und den Rennsport: | Da müsste Geld investiert werden. Die meisten Menschen in Deutschland haben überhaupt keine Ahnung, was Galopprennsport überhaupt ist. Das ist kein Reitsport, kein Turnier. Eigentlich ist das eher wie Bundesliga, die Ställe kämpfen gegeneinander wie im Fußball: Schiergen gegen Wöhler, Wöhler gegen Klug und Klug gegen Hirschberger usw. Wenn es eine Sendung gibt, bleiben Leute hängen und sehen wie der Rennsport funktionert. Deswegen haben wir in Deutschland auch so viele Probleme mit dem Tierschutz. Die Leute denken, wir würden die Pferde verprügeln. Die sollen einmal im Stall von Peter Schiergen vorbeikommen und gucken, wie wir uns um die Pferde kümmern. Aber dass wir Jockeys eine Vertragsstrafe zahlen müssen, ist schon sehr heftig. Andrasch musste damals nach dem Derby mit Lucky Speed 7000 € abgeben, wegen eines Schlags. Man muss auch ein bisschen sportlich sein. Es gibt keine Toleranz mehr. Das liegt an der Kultur, es gibt keine. |
Zur Lage des Rennsports in Deutschland: | Man versteht sich gut: Andre Best, Alex Pietsch und Daniele Porcu. www.galoppfoto.de - Frank SorgeDas ärgert mich so: Wir gewinnen seit Jahren die wichtigsten Rennen der Welt und die Situation ändert sich nichts. Unser Rennsport ist im Vergleich mit den anderen so klein, aber wenn man mal sieht, was daraus kommt: Danedream, Novellist, Protectionist… was wir alles gewinnen oder schaffen. Dan Brown hätte gesagt, es gibt ein Komplott oder sowas. Normalerweise ist es so, dass, wenn man erfolgreich ist, wird man in der ganzen Welt bekannt und es geht vorwärts. Bei uns bleibt alles stehen, das ist nicht normal. |
Und worauf freuen Sie sich? | Ich finde es gut, dass es durch die Zusammenarbeit mit PMU viele Renntage unter der Woche gibt. Wenn es nur am Wochenende Rennen gibt, ist das für uns Jockeys auch nicht so schön. Ich freue mich, die Kollgen zu sehen, unterwegs zu sein, nach Berlin zum Beispiel und fürs Gewicht ein bisschen zu ackern. |
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