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Chopin katapultiert sich mit überlegenem Erfolg im Busch-Memorial in die erste Reihe des Derby-Jahrgangs

Chopin im Training Foto: www.rennstall-woehler.de

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Turf aktuell

Die Rolle des Stalljockeys an einem großen Quartier ist am Anfang der Saison gerade vor den Prüfungen für den Derby-Jahrgang nicht ganz unproblematisch. Zwar hat der Stalljockey die Wahl, welchen der Kandidaten des eigenen Stalles er im Rennen reiten will, aber oft ist es die Qual der Wahl, da verlässliche Anhaltspunkte zum Leistungsstand eines Dreijährigen zu diesem Zeitpunkt des Jahres kaum vorhanden sind. Und entscheidet sich der Stalljockey für das falsche Pferd seines Stalles, gilt er schnell als „Depp vom Dienst“.

So wird sich auch Ex-Championjockey Eduardo Pedroza am Sonntag nach dem Großer Ehrmann-Cup - Dr. Busch-Memorial (Gruppe III, 1700m, 55.000€) alles andere als wohl in seiner Haut gefühlt haben. Eine Woche nach seinem Comeback nach der Hüftoperation hätte er wieder im Rampenlicht des Erfolgs stehen können, vorausgesetzt er hätte sich aus dem zweifachen Aufgebot von Trainer Andreas Wöhler für Gestüt Graditz' Chopin entschieden. Doch Pedroza wählte den im gemeinsamen Besitz von Klaus Allofs und dem Gestüt Fährhof stehenden Wake Forest. Seine Wahl war durchaus nachzuvollziehen, hatte der Sir Percy-Sohn doch im Vorjahr bei zwei Starts ebenso viele überzeugende Siege landen und bereits eine sechsstellige Gewinnsumme einfahren können. Dagegen war der Santiago-Sohn Chopin nach einem 2. Platz beim Iffezheimer Lebensdebüt anschließend zum Ende der Saison „nur“ ein überlegener Maidesieg gelungen. Doch muss sich der Graditzer über Winter stark gesteigert haben, wovon man sich am Sonntag in Krefeld überzeugen konnte.

Nachdem der „Winterfavorit“ Limario (Alexander Pietsch) vom Start weg für das Tempo gesorgt, dann aber in der Zielgerade schnell sei Pulver verschossen hatte, trat Chopin mit einem gewaltigen „turn of foot“ auf den Plan, der sofort die Frage nach dem diesjährigen Busch-Memorial-Sieger klärte. Andrasch Starke hatte keinerlei Mühe, einen überlegenen Triumph mit acht Längen Vorsprung auf die Konkurrenten unter Dach und Fach zu bringen. Der Japan-Rückkehrer hatte beim Krefelder Renntag zuvor bereits die ersten drei Galopprennen gewonnen und mit seiner grandiosen Tagesform sicherlich dazu beigetragen, dass Chopin das Busch-Memorial als zweiter Favorit hinter dem Stallgefährten Wake Forest bestritt. Bei seinem vierten Tagessieg brauchte der Championjockey seine Jockeyship nicht in die Waagschaale zu werfen, Chopin lief in seiner eigenen Klasse.

Hinter ihm eroberte Gestüt Auenquelles Global Bang (Andrea Atzeni) aus dem Krefelder Quartier von Mario Hofer, der anfangs am Ende des Feldes gelegen hatte und in der Zielgerade an der Außenseite einigen Speed zeigte, den 2. Rang mit Hals-Vorsprung vor dem ganz zuletzt noch auf Rang 3 vorstoßenden Außenseiter Ideal (Lennart Hammer-Hansen). Der auf den letzten Metern nachlassende Wake Forest endete einen weiteren Hals zurück auf dem 4. Platz.

Hinter ihm war dann schon mehr als eine Länge Luft bis zu Limario und Anatol Artist (Adrie de Vries), der in der zweiten Auenqueller Farbe nach wenig gelungenem Start in der Gegenseite resolut auf den 2. Platz neben Limario vorgezogen war, doch wie der Winterfavorit in der Zielgerade zurückstecken musste. Nie im Rennen war der längste Außenseiter Maurice (Terence Hellier), der mit weiteren acht Längen Rückstand die rote Laterne durch’s Ziel trug.

Der siegreiche Chopin, den sein Trainer in der Stallparade der Sport-Welt mit dem spontanen Satz „Der sieht einfach geil aus“ apostrophierte, macht mit seinem Erfolg Schrittmacherdienste für seinen 2009 im Gestüt Graditz aufgestellten Vater Santiago, dessen erster Gruppe-Sieger er ist. Zwar handelt es sich bei der Vaterschaft Santiagos in diesem Fall um einen „Unfall“, wie in der Stallparade des letzten Jahres zum Youngster Chopin nachzulesen war, doch dürfte sich das Graditzer Umfeld mittlerweile über diesen Unfall freuen. Auch wenn sich die Schimmelfarbe nicht auf ihn vererbte, scheint er ähnliches Talent wie der mehrfach auf der Meilendistanz mit Gruppe-Lorbeeren dekorierte Vater zu besitzen. Anders als Santiago verfügt Chopin nach Einschätzung seines Trainers auch über Stehvermögen, so dass der Wöhler-Hengst nicht im Mehl-Mülhens-Rennen an den Start gehen wird, sondern stets in Richtung Derby vorbereitet werden sollte. Ursprüngliche Planungen, ihn ins italienische Derby zu schicken, will man angesichts der finanziellen Situation des italienischen Rennsports nicht realisieren, sonder in Deutschland bleiben. Für die Bavarian Classic Ende Mai und das Union-Rennen Mitte Juni hat der frisch gebackene Busch-Memorial-Sieger Nennungen erhalten.

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