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Die Berglar-Vorschläge

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 106 vom Donnerstag, 18.03.2010

Dr. Christoph Berglar, Besitzer und Züchter aus Köln, hat am 11. März als Präsidiumsmitglied derBesitzervereinigung Vorschläge zu Änderungen der Rennordnung unterbreitet. "Kernstück ist die ersatzlose Abschaffung der Züchterprämie, was die Rennveranstalter in die Lage versetzen würde, die Rennpreise in den Kategorien B, C und D um 20% und in den Kategorien E und F um 10% anzuheben und den Rennveranstaltern zusätzlich 1,1 Mio EUR an Betriebsmitteln belassen würde, die sie dringend benötigen, um einen halbwegs geordneten Rennbetrieb darzustellen", schreibt Berglar. "Meine Vorschläge wurden im Präsidium der BV mit eindeutiger Mehrheit abgelehnt", führt er weiter aus, "wobei Dr. Jacobs als unmittelbar betroffener Investor in BB allerdings keine Möglichkeit hatte, ein Votum abzugeben. Selbstverständlich respektiere ich das Mehrheitsvotum meiner Kollegen, aber das ändert nichts an dem falschen Weg, den man seit Jahren im deutschen Rennsport diesbezüglich geht."

Im Folgenden dokumentieren wir die wichtigsten Vorschläge von Dr. Christoph Berglar. Ihnen vorausgestellt war eine subjektive Einschätzung der Lage. "Mit der Minderheitsbeteiligung an Racebets ist ein erster Schritt in die richtige Richtung unternommen worden. Aber er reicht bei Weitem nicht aus, es muss sehr schnell sehr viel mehr geschehen", schreibt er.

Die Berglar-Vorschläge

Nenngelder

Damit erkauft sich der Besitzer eines Pferdes die Berechtigung, an einem bestimmten Rennen teilzunehmen. Da die Veranstalter von Pferderennen diese auf eigenes Risiko veranstalten und zudem in Konkurrenz stehen zu einheimischen und zunehmend ausländischen Veranstaltern, muss es in ihrer Entscheidungsgewalt liegen, im Rahmen einer allgemein festzulegenden Spanne, die Höhe der Nenngelder selbst zu bestimmen (bei Gruppe-Rennen sind ggf. internationale Regelungen zu beachten).

Besitzerprämie

Die BP wird in Gruppe-Rennen an Besitzer von inländisch gezogenen Pferden gezahlt und verteuert den Aufwand des Rennveranstalters erheblich. Wir erleben zunehmend, dass Rennveranstalter es darauf anlegen, mangels Sponsoren im Rennkalender vorgesehene Gruppe-Rennen nicht durchzuführen. Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden. Kurzum: Die BP muss weg, und der Rennveranstalter muss frei sein, über die Verwendung der eingesparten Position zu entscheiden.

Rennpreise

Die Rennpreise sind in Deutschland vor allem im mittleren Bereich (Rennen der Kategorien B, C und D) viel zu niedrig. Die Folge hiervon ist, dass immer mehr Besitzer das Handtuch werfen und / oder ihre Pferde im benachbarten Ausland an den Start bringen. Das wirtschaftliche Nachsehen haben die Rennveranstalter, die oftmals große Mühen haben, Rennen angemessen und für Wetter interessant zu besetzen. Deshalb ist eine Anhebung der Rennpreise im mittleren Bereich um mindestens 20% und im unteren Bereich um mindestens 10% dringend geboten. Hiervon würde zudem eine positive Signalwirkung für den gesamten Rennsport sowie für die Pferdezucht und das Auktionsgeschehen ausgehen.

Wenn Sie dieser Aussage zustimmen, dann gelangen wir jetzt zum Kern des Problems, aber auch zu dessen Lösung:

Züchterprämie

Die Züchterprämie verteuert jedes Rennen um durchschnittlich 20%. Es handelt sich hierbei um eine Zwangsabgabe zu Gunsten Dritter, die mit der Durchführung der Rennveranstaltung nichts zu tun haben; sozusagen handelt es sich bei der ZP um eine rennsportinterne Sondersteuer zu Lasten der Rennveranstalter, die diese Belastung an die Besitzer in Form von miserablen Rennpreisen und gehäuften Renntagsausfällen weitergeben. Diese Wahrheit muss endlich einmal ausgesprochen werden. Es liegt auf der Hand, dass die ZP das große Hindernis für eine Anhebung der Rennpreise ist.

Dringend geboten ist es daher, die ZP ersatzlos abzuschaffen und gleichzeitig die in der Rennordnung verankerte Mindestdotierung der Rennpreise in den Kategorien B, C und D um mindestens 20% und die Rennpreise in den Kategorien E und F um mindestens 10% anzuheben. Auf dieser Weise

  • wird die Konkurrenzfähigkeit mit ausländischen Veranstaltern verbessert,
  • erhöht sich die Anzahl der Starter pro Rennen
  • und damit das dringend benötigte Wettaufkommen.
  • Es gäbe endlich wieder Anreize zur Haltung von Rennpferden,
  • und für die Zucht und das Auktionsgeschehen würden sich hierdurch wieder positive Perspektiven eröffnen.

Bitte hinterfragen Sie ernsthaft die immer wieder zu hörende Behauptung, dann ginge die deutsche Vollblutzucht zugrunde. Dieselben Leute, die vehement für die Beibehaltung der rennpreisschädlichen ZP eintreten, fordern in politischen Diskussionen mit großer Empathie von der Regierung den Abbau von Subventionen. Merken Sie was? Außerdem: Wenn ein Züchter seinen Jährling verkauft, profitiert er von den durch eine spürbare Anhebung der Rennpreise verbesserten Rahmenbedingungen für die Haltung von Rennpferden. Und wenn er sein Produkt behält, dann wird er unmittelbarer Nutznießer der verbesserten Rennpreis-Situation. Sollte er sich gleichwohl entschließen, wegen einer solchen Reform das Züchten zu reduzieren oder aufzugeben, dann sei es so. In Europa gibt es ohnehin eine Über-produktion, und ein Abbau der Überproduktion kann sich nur positiv auf die Verkaufspreise der Züchter auswirken. Das ist das kleine Einmaleins der Marktwirtschaft, liebe Kollegen!

Und was ist mit den „eingesparten“ Züchterprämien in den Rennen der Kategorie A und in den Auktionsrennen? Die Antwort liegt auf der Hand: Das Geld wird dringend benötigt, um Rennveranstaltungen überhaupt durchzuführen und überfällige Investitionen in die Publikumsbereiche zu tätigen. Lassen wir es den Rennveranstaltern, was denn sonst?

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