Drucken Redaktion Startseite

BBAG-Jährlingsauktion: New Approach-Sohn wird zum Salestopper

Der Topseller kommt aus dem Gestüt Brümmerhof: Woodkid ging für 400.000 Euro an den französischen Agenten Bertrand le Metayer. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 384 vom Donnerstag, 10.09.2015

Es gehört zu den beliebten Spielen im Vorfeld einer Auktion, die Frage zu stellen, welches Pferd am Ende des Tages das teuerste werden würde. Bei der BBAG-Jährlingsauktion war ziemlich klar, dass es sich auf zwei Hengste aus dem Gestüt Brümmerhof konzentrieren würde, beide aus der gleichen Mutterlinie stammend, die Väter jeweils aktuelleDarley-Hengste. Doch die Vorgaben, was die Reservepreise anbetraf, waren nicht gering, zumal einige wichtige Bieter in diesem Preisbereich abstinent waren.

Käufer und Verkäufer des Topsellers: Vollblutagent Bertrand Le Metayer von BLM Bloodstock  (Mitte) mit dem Woodkids Züchter Gregor Baum (links). www.galoppfoto.de - Frank SorgeKäufer und Verkäufer des Topsellers: Vollblutagent Bertrand Le Metayer von BLM Bloodstock (Mitte) mit dem Woodkids Züchter Gregor Baum (links). www.galoppfoto.de - Frank SorgeSchließlich wurde dann doch einer der beiden Hengste verkauft, Woodkid, ein erstklassiger, bestens ausbalancierter Hengst von New Approach, Erstling der Listensiegerin und zweimal klassisch platzierte Waldtraut (Oasis Dream). Es bedurfte allerdings noch der Nachverhandlung, denn im Ring war der Jährling für 400.000 Euro einer Hannoveraner Besitzergemeinschaft zugeschlagen worden. Unterbieter war der französische Agent Bertrand le Metayer, der dann anschließend aber doch zum Zuge kam, für eben diese 400.000 Euro. „Ein toller Hengst aus einer hervorragenden Familie“, kommentierte Le Metayer seinen Kauf, „mit mehr Ausdruck und Exterieur als man von einem Erstling aus einer Oasis Dream-Mutter erwarten konnte.“ Frankreich wird das Ziel des Pferdes sein, einen Käufer wollte der Agent nicht nennen, doch kauft er in der Regel in diesen Preisregionen für das Al Shahania Stud, dahinter steht Scheich Mohammed Bin Khalifa al Thani. Zahlreiche andere internationale Interessenten wie etwa Peter Doyle mussten sich bei dem Hengst früh geschlagen geben.

In einer ähnlichen Preisregion erhoffte man sich den Zuschlag für einen weiteren Vertreter der Waldrun-Linie, den Shamardal-Sohn Waldpfad, einen Bruder zu Wiesenpfad und der genannten Waldtraut. Der Hong Kong Jocky Club war lange an ihm dran – schließlich sind die Nachkommen des Vaters im Fernen Osten sehr populär. Als aber eine „3“ vor dem möglichen Verkaufspreis stand, gaben deren Verantwortliche auf, so dass Waldpfad schließlich bei 390.000 Euro unverkauft die Halle verließ.

Trainer Andreas Wöhler gehörte zu den eifrigsten Käufern dieser Auktion. www.galoppfoto.de - Frank SorgeTrainer Andreas Wöhler gehörte zu den eifrigsten Käufern dieser Auktion. www.galoppfoto.de - Frank SorgeSo war es die Stiftung Gestüt Fährhof, die das zweitteuerste Pferd der Auktion stellte, einen Redoute’s Choice-Sohn aus der La Salina. Kein Riese, aber ein Hengst mit großartigen Bewegungen, einem enormen Schritt und viel Präsenz. Andreas Wöhler, der ihn natürlich schon im Gestüt in Augenschein genommen hatte, bekam bei 210.000 Euro den Zuschlag, zu den Käufern gehört Fußball-Manager Klaus Allofs, der die durch die Länderspiele verursachte längere Punktspielpause zu einem längeren Aufenthalt im Badischen genutzt hatte. Er wurde auch noch bei einem Campanologist-Sohn aus der Rosa di Brema fündig. 

200.000 Euro brachte dieser Soldier Hollow-Sohn aus der  Narooma. www.galoppfoto.de - Frank Sorge200.000 Euro brachte dieser Soldier Hollow-Sohn aus der Narooma. www.galoppfoto.de - Frank SorgeAuf glatte 200.000 Euro kam nicht unerwartet ein vom Gestüt Park Wiedingen angebotener Soldier Hollow-Sohn, ein rechter Bruder zu Nymeria, bei den dreijährigen Stuten zur Spitze des Jahrgangs gehörend. Bernd Dietl bekam den Zuschlag im Auftrag des in Hong Kong lebenden Elektrogeräte-Unternehmers Horst Pudwill. Dieser hat seit dem vergangenen Jahr Pferde in Deutschland im Training, vornehmlich bei Markus Klug, zu dem auch die jüngste Neuerwerbung gehen wird.

Soldier Hollow hat inzwischen auch bei ausländischen Kunden einen hervorragenden Ruf, schließlich sind seine Nachkommen vermehrt außerhalb der Landesgrenzen erfolgreich. Der Hong Kong Jockey Club, das eine oder andere Mal in die Rolle des Unterbieters gedrängt, legte 180.000 Euro für einen Soldier Hollow-Sohn aus der C’est l’amour hin. Er stammt aus der Zucht von Graf und Gräfin Stauffenberg, wurde jedoch über das Gestüt Auenquelle angeboten. „Es hat sich gezeigt, dass der Vater in Hong Kong Erfolg haben kann“, merkte Hong Kong-Chefeinkäufer Mark Richards an, im Hinblick auf den dort vor einigen Jahren hin exportierten Röttgener Bullish Smart (Soldier Hollow). „Da in der Mutterlinie viel Schnelligkeit ist, sollte es schon mit ihm passen.“

Der in New York lebende irische Agent John McCormack zählt seit einigen Jahren zu den Stammgästen in Iffezheim. Diesmal hatte er besonders die Stuten im Visier, die das Gestüt Haus Ittlingen von Janet Leve-Ostermann in den Ring geschickt hatte. Erstmals war das Gestüt Anbieter bei der BBAG. „Wir haben in dem Jahrgang zu viele Stuten, wollen verkaufen“, hatte Ferdinand Leve bereits im Vorfeld gesagt. Suzanne Roberts war mit verantwortlich für die Präsentation, es führte zu zwei sechsstelligen Zuschlägen. John McCormack ersteigerte die von Soldier Hollow stammende Clear For Take Off, eine Schwester der Gr. III-Siegern Calyxa (Pivotal) für 160.000 Euro und war auch kurze Zeit später zur Hand, als eine Soldier Hollow-Stute aus der Daytona im Ring war, sie brachte 120.000 Euro. Beide werden nach Frankreich zu Freddy Head gehen, George Strawbridge sollte der Käufer sein, auch wenn ihn John McCormack ihn nicht explizit nennen wollte. „Es sind bewährte Züchter, die diese Stuten in den Ring gebracht haben“, kommentierte McCormack, „normalerweise wechseln sie ja in den Rennstall und es ist so nicht gerade häufig, dass solche Linien auf dem Markt sind.“ Noch einmal war er im sechsstelligen Bereich aktiv, als ein über Jamie Railton angebotener Pivotal-Sohn aus der Lacatena, gezogen vom Gestüt Hof Ittlingen, offeriert wurde, er kostete 100.000 Euro.

27 Jährlinge hatte Ronald Rauscher in seinem Portfolio, inklusive der fünf, die unter dem Banner des Gestüts Schlenderhan angeboten wurden. Stolze 150.000 Euro brachte der aus der Zucht des Gestüts Ravensberg angebotene Wildfasan (Sir Percy), an dem mehrere Parteien interessiert waren. Bei 135.000 Euro hatte noch Rüdiger Alles mit Albrecht Woeste an seiner Seite das Gebot, doch die Steigerung auf 150.000 Euro, die Wilhelm Feldmann im Auftrag des Stalles Mandarin vollzog, wollten die Herren dann doch nicht mehr mitgehen. „Eigentlich waren 100.000 Euro unser Limit“, gestand Hans Bierkämper vom Stall Mandarin. Yasmin Almenräder wird Wildfasan für den engagierten Dortmunder Besitzer trainieren.

Sehr erfreulich gestaltete sich das Ergebnis für das Gestüt Schlenderhan, für das Ronald Rauscher die Jährlinge in Disternich präpariert hatte. Bedauerlicherweise war kurzfristig ein hoffnungsvoller Redoute’s Choice-Sohn ausgefallen, so dass es ein Tertullian-Sohn war, der mit 85.000 Euro bei den Angeboten aus Bergheim den höchsten Preis erzielte. Eckhard Sauren war der Käufer des Hengstes aus der Kittiwake. Auch alle anderen vier Schlenderhaner fanden einen neuen Besitzer, was ganz sicher ein höchst positives Signal für den Markt war.

Peter Doyle bekam am Ende den Zuschlag: Lot 53, Hengst von High Chaparral aus der Paulaya wird auf Hochglanz poliert und beeindruckte auch im Auktionsring. www.galoppfoto.de - Frank SorgePeter Doyle bekam am Ende den Zuschlag: Lot 53, Hengst von High Chaparral aus der Paulaya wird auf Hochglanz poliert und beeindruckte auch im Auktionsring. www.galoppfoto.de - Frank SorgeIn der Summe die Nummer eins der Anbieter war allerdings die Stiftung Gestüt Fährhof, das neben dem Redoute’s Choice-Sohn im sechsstelligen Bereich noch zwei weitere sechsstellige Verkäufe tätigte. 140.000 Euro zahlte Freddy Seitz von der Brookdale Farm für einen Shamardal-Sohn aus der Tenderly. „Er wird in die USA gehen“, kündigte er an, „viele Shamardals habe ich noch nicht gesehen, aber dieser junge Hengst hat viel von Giant’s Causeway. Das Pedigree hat auch einige amerikanische Akzente, deswegen habe ich ihn gekauft.“ Peter Doyle bekam bei 130.000 Euro den Zuschlag für einen kernigen High Chaparral-Sohn aus der Paulaya, einen Hengst mit einem enormen Schritt. „Er ist für das Syndikat Middleham Park Racing und wird zu Richard Hannon gehen“, erklärte er, „für mich war es der beste Hengst auf der Auktion, ich bin froh, dass ich ihn bekommen habe, zumal, wenn man sieht, wer Unterbieter war.“ Das war David O’Loughlin, der natürlich für Coolmore in Aktion trat, auch Andreas Wöhler war höchst interessiert.

Das Gestüt Etzean hatte 15 Jährlinge nach Iffezheim geschickt und bekam einen leeren Transporter zurück, „was uns natürlich sehr zufrieden stellt“, so Christiane Weil-Daßbach. Den Vogel schoss dabei der Excelebration-Sohn Fulminato ab, der für 120.000 Euro von Trainer Andreas Löwe mit dem Ehepaar Mosca vom Gestüt Winterhauch an seiner Seite gekauft wurde. Sehr gut angenommen vom Markt wurden die ersten Nachkommen des Nachwuchshengstes Jukebox Jury. Manfred Ostermann, erfreulicherweise auch im Käufersektor tätig, erwarb mit Trainer Peter Schiergen an seiner Seite für 85.000 Euro den schicken Schimmel Louis.

Eine gute Bilanz konnte auch das Gestüt Park Wiedingen von Helmut von Finck ziehen. Neben dem Soldier Hollow-Sohn aus der Narooma kletterte ein weiterer Hengst des im Gestüt Auenquelle stehenden Vererbers in sechsstellige Regionen. Das war ein Sohn der Divya (Platini), den sich Rüdiger Alles von der IVA für 120.000 Euro sicherte. Der Agent aus Mettmann ersteigerte drei Jährlinge, in der Regel mit Vertretern des Stalles Grafenberg an seiner Seite.

Das Gestüt Röttgen, das im Vorfeld leider einige Ausfälle hatte, konnte gleichfalls alle seine Jährlinge verkaufen. 140.000 Euro zahlte dabei Andreas Jacobs für einen Sohn vom Newsells Park-Stallion Nathaniel aus der Kastilia, stützte somit den Newcomer auf dem Jährlingsmarkt. Das Ticket wurde auch auf den Namen Newsells Park ausgestellt, „er wird in Röttgen bleiben und zu Markus Klug gehen“, kündigte Jacobs an.

Einen positiven Einfluss auf den gehobenen Mittelmarkt hatten die ausländischen Käufer. Sylvain Vidal vom Haras de la Cauvinière aus Frankreich ersteigerte drei Pferde, sehr aktiv zeigte sich auch Mark Johnston, der natürlich besonders auf Nachkommen von Campanologist und Jukebox Jury fixiert war – schließlich hat er beide einst trainiert. Die irischen Brown Island Stables fuhren mit fünf Pferden heim, bei denen auf Dauer auch der Hindernismarkt ein Thema sein wird.

Bemerkenswert war zudem das Engagement von Andrzej Zielinski aus Polen, vier Jährlinge wurden ihm zugeschlagen, dem Vernehmen nach bleiben sie sogar in Deutschland. Und selbst die Italiener, die Iffezheim zumindest bei der Jährlingsauktion in den letzten Jahren eher gemieden haben, fuhren nicht mit leeren Händen über die Alpen zurück. Der zahlenmäßig stärkste Käufer war allerdings Holger Faust von der HFTB Racing Agency, er unterschrieb gleich elf Kaufzettel – alle Pferde werden im Lande bleiben, ein sicher erfreulicher Aspekt. 

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90