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BBAG-Jährlingsauktion 2009: "R & B" war der große Investor

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 79 vom Montag, 07.09.2009

Getanzt wurde am Samstag bis in den späten Abend hinein, auch wenn dem einen oder anderen vielleicht nicht so danach war. Die BBAG-Jährlingsauktion, der wichtigste Marktplatz für Vollblüter in Deutschland, war an den beiden Versteigerungstagen wie das Wetter in Iffezheim: Sehr wechselvoll. Die Zahlen waren letztlich rückläufig, das war zu erwarten gewesen, aber einen Einbruch gab es dann  doch nicht. Es war der russische Entrepreneur, Züchter und Besitzer Rashit Shaykhutdinov, der die entscheidenden Akzente bei der zweitägigen Jährlingsauktion setzte. Immer, wenn sein Manager, der einst in Iffezheim als Trainer tätige Jürgen Albrecht, die Halle betrat, wurde es interessant und letztlich wird in den Farben von "R & B Int.", dem Decknamen für die rennsportlichen Unternehmungen von Shaykhutdinov, auch die Auenqueller Stute Global Magic laufen, die von Mirek Rulec für 180.000 € ersteigert wurde.

„Im Moment ist er sehr investitionsfreudig“, kommentierte Albrecht die Einkäufe seines Chefs, der schon in Deauville vier Jährlinge erworben hatte. „Die jeweiligen Pferde bleiben in den Ländern, in denen sie gekauft wurden“, sagte Albrecht, eine Politik, die Shaykhutdinov von eher verfolgt hat. So werden die fünf Jährlinge, die er in Iffezheim ersteigern ließ, auf deutsche Trainer verteilt. "Entschieden ist im Moment noch nichts", so Albrecht, "aber ich denke, dass wir die etwas frühreiferen Jährlinge zu Christian von der Recke und Mirek Rulec stellen, die anderen werden dann zu Andreas Wöhler gehen."

Dies gilt somit auch für den Sales-Topper, den vom Gestüt Brümmerhof angebotenen Salvador (Kat.-Nr. 225). Der ausdruckstarke Hengst, ein rechter Bruder der im Preis der Winterkönigin (Gr. III) erfolgreichen Sorrent, zog natürlich große Aufmerksamkeit auf sich. Schnell hatte Auktionator John O´ Kelly sechsstellige Gebote auf den Hengst, der Reservepreis war alsbald erreicht. Dirk Eisele von der BBA Germany war interessiert, doch wurde sein Gebot von 230.000 € von Albrecht noch einmal überboten. Bei 240.000 € fiel letztendlich der Hammer, wobei zum fünften Mal in Folge ein Sohn von Monsun der teuerste Jährling in Iffezheim war. Und wieder einmal war es ein Pferd des Gestüts Brümmerhof, das seine Politik, Stuten zu Deutschlands Ausnahmehengst zu schicken, erneut belohnt sah. Es war auch der einzige von drei Monsun-Nachkommen, der offiziell verkauft wurde. Das Newsells Park Stud hatte am Freitag seinen Monsun-Sohn für 70.000 € zurück gekauft. Und tags darauf gab es zwar viel Interesse an dem vom Union-Gestüt angebotenen Monsun-Sohn Navajo Storm, der einige Wochen zuvor schon in Deauville im Ring war, doch instruierte Eigner Dr. Christoph Berglar seinen Gestütsleiter Ronald Rauscher bei 160.000 € zum Rückkauf. Bis dahin war auch der englische Agent Larry Stratton mit  gegangen, er hatte Interessenten aus Hong Kong am Telefon, kam aber an den beiden Tagen in Iffezheim nicht einmal zum Zuge.

Nur wenige Minuten nach Salvador kam mit Sanogo (Kat.-Nr. 229) ein Sohn aus dem ersten Jahrgang des Monsun-Sohnes Shirocco in den Ring. Das Gestüt Hof Vesterberg hatte den Bruder des klassischen Siegers Santiago angeboten, es war eindeutig eines der besten Angebote der Auktion. Der kräftige Hengst erreichte schnell sechsstellige Bietestufen. Züchter Hans Klöber verteidigte ihn zwar lange, ließ ihn aber ziehen, als Jürgen Albrecht bei 180.000 € die Hand oben hatte. „Eigentlich war er zu billig“, meinte Klöber zwar später, doch war er letztlich mehr als zufrieden mit dem Verkauf, der auch seinem Team ein hervorragendes Zeugnis ausstellt.


Ebenfalls 180.000 € kostete die vom Gestüt Auenquelle angebotenen Global Magic (Lando), mit der Kat.-Nr. 150 das teuerste Stutenangebot der Auktion. Es war klar, dass die ostwestfälische Zuchtstätte die viel Adel und Klasse ausstrahlende nahe Verwandte des Irish Derby-Siegers Fame and Glory nicht billig abgeben würde. Schließlich fiel der Hammer bei 180.000 €, Trainer Mirek Rulec hatte den Zuschlag bekommen, er agierte im Auftrag von R & B Int., in deren Farben aus dem Iffezheimer Stall wenige Tage zuvor Mlle Lando in Iffezheim gewonnen hatte.

Am Samstagmorgen hatte es ein überraschendes Bietegefecht zweier englischer Kunden um einen von Ronald Rauscher offerierten Tertullian-Sohn (Kat.-Nr. 117) gegeben. Er stammt aus der Zucht von Wiesenhof-Bloodstock, ist ein rechter Bruder von Big Bertha, die das BBAG-Auktionsrennen für zweijährige Stuten in Iffezheim gewonnen hat und aktuell noch in den USA erfolgreich ist. Angus Gold, der Racing Manager von Scheich Hamdan-Al-Maktoum, setzte sich bei 150.000 € gegen Larry Stratton durch, der für den Hong Kong Jockey Club bot. Nach Auffassung der Experten war es der physisch beste Jährlingshengst der Auktion, eine echte Erscheinung. „Ein sehr nettes Pferd“, meinte Gold, "auf meinem Zettel war es einer der besten vier Hengste der Auktion. Um ehrlich zu sein, bin ich über den Vater nicht besonders gut informiert. Aber er hat mit Irian dieses Jahr einen klassischen Sieger gebracht und hat stets gute Zweijährige. Dieser Hengst ist für Scheich Hamdan, er geht nach England, erst  dann wird entschieden, welcher Trainer ihn bekommt."

Angus Gold wurde später noch einmal aktiv, nicht ganz unerwartet bei einem Sohn des Shadwell gehörenden Deckhengstes Nayef. Es handelte sich um Aqua Ardens (Kat.-Nr. 274), ein Angebot des Gestüts Karlshof, ein Sohn einer Schwester zu Aolus und Apeiron. 130.000 € legte Gold für den Hengst an. „Natürlich schauen wir uns die Nachkommen unserer Hengste genauer an“, sagte er, „dieser hier hat sehr gute Bewegungen, hat eine große Ausstrahlung. Letztes Jahr haben wir hier in Baden-Baden einen Nayef-Sohn aus Brümmerhof gekauft, er ist zu Freddie Head gegangen und trägt große Hoffnungen."


Dreimal ging es am Samstag noch in sechsstellige Höhen. Das war, auch nicht ganz erwartet, bei einem von der Stiftung Gestüt Fährhof angebotenen Königstiger-Sohn aus der Win for us (Kat.-Nr. 260) der Fall. Den Zuschlag bekam bei 150.000 € Trainer Werner Hefter, mit Paul Harley an seiner Seite. Dieser hatte telefonischen Kontakt mit dem in Italien in Urlaub weilenden Rupert
Plersch, der zum Kauf letztlich das Okay gab. „Toll, dass ein solches Pferd nach Iffezheim kommt“, freute sich Hefter über den Zugang des Bruders des tags darauf in Italien auf Listenebene erfolgreichen Win for Sure. Unterbieter war der Stall Molenhof, der lange ein hartnäckiger Bietegegner war.

120.000 € zahlte Rüdiger Alles von der IVA für einen Sohn von High Chaparral (Kat.-Nr. 181) aus der Zucht von Albert Steigenberger. Er stammt aus einer Schwester der Gr. I-Siegerin Proportional, wurde im Auftrag des Gestüts Höny-Hofs ersteigert. Nur ein Lot später kam Molly Master (Kat.-Nr. 182) in den Ring, ein rechter Bruder der Gruppe-Sieger Molly Art und Molly Maxima, rechter Bruder auch von Marine Spirit, der für Godolphin dieses Jahr zweijährig schon gewonnen hat. Für 120.000 € ging er an Jürgen Albrecht.


Godolphin, genauer John Ferguson, agierte diesmal zurückhaltender als sonst. Der züchterische Berater von Scheich Mohammed war am Donnerstag vor Ort, inspizierte einige Jährlinge, und flog am Abend wieder nach England zurück. Der für ihn aktive Tom Goff von Blandford Bloodstock ersteigerte aus dem Angebot des Gestüts Römerhof für 80.000 € einen Shirocco-Sohn aus der Waconda (Kat.-Nr. 255), einen Bruder der italienischen 1000 Guineas-Siegerin Windhuk. „John Ferguson hat sich ihn ausgesucht, er war einer der besten Hengste der Auktion, hat tolle Bewegungen“, meinte Goff. Der ansonsten doch weit offensiver agierende Agent war diesmal relativ zurückhaltend. Gerade von seiner Seite wurde die mangelnde Qualität der Pferde gerügt. Man hätte durchaus mehr kaufen wollen, aber so recht nichts gefunden.


Aus dem Ausland gab es aber durchaus noch andere Aktivitäten. Börje Olsson erwarb, mutmaßlich in skandinavischem Auftrag, eine von Graf und Gräfin Stauffenberg angebotene Shirocco-Stute (Kat.-Nr. 265), eine Schwester des schwedischen Derbysiegers Zenato. Bis 70.000 € musste er bei ihr gehen. Für 61.000 € ging eine schnell und früh gezogene Kyllachy-Stute aus dem Gestüt
Park Wiedingen (Kat.-Nr. 157) nach Tschechien. Frankreichs designierter Championtrainer Jean-Claude Rouget weilte wie schon oft in den Vorjahren zwei Tage in Iffezheim, war mit dem Agenten Jean-Pierre Deroubaix an seiner Seite in unteren Regionen sehr rege. Insgesamt sieben bei der BBAG erworbene Jährlinge werden demnächst in Pau vorbereitet. Der teuerste war eine vom  Fährhof angebotene Königstiger-Schwester zu Querari (Kat.-Nr. 211), bei der sich Rouget zum Zuschlag von 61.000 € gegen den
Stall Oberlausitz als Unterbieter durchsetzte.


Insbesondere für den Hindernissport tätig ist Pierre Boulard, der für seinen Klienten, Frankreichs Hindernis-Championtrainer  Guillaume Macaire wieder eine Reihe Jährlinge im mittleren Bereich ersteigerte, dabei eingedenk gut gemachter Erfahrungen sein Augenmerk auf Sholokhov-Nachkommen lenkte. Erstmals vor Ort weilte der englische Agent Jeremy Brummit, der zwei Pferde ersteigerte, darunter einen Karlshofer Samum-Sohn (Kat.-Nr. 101) für 61.000 €.  Erwartungsgemäß aktiv war Wilhelm Giedt, der wie stets für den Stall D’Angelo bot und unter dem Label GHS sechs Pferde ersteigerte. Der Teuerste war der vom Gestüt Etzean angebotene World Star (Kat.-Nr. 204), ein auffälliger Sholokhov-Bruder zum aktuellen Sieger World Cup, er kostete 61.000 €.

Auch Direktoriums-Präsident Albrecht Woeste reihte sich die Schar der Käufer ein. Über Rüdiger Alles von der IVA erwarb er den Oratorio-Sohn Technokrat (Kat.-Nr. 245) aus dem Angebot des Gestüts Wittekindshof, er soll zu Waldemar Hickst ins Training gehen. Ertürk Kurdu bekommt für Woestes Stall Grafenberg einen Lomitas-Sohn aus Fährhof (Kat.-Nr. 330), der am frühen Samstagabend für 15.000 € ersteigert wurde. Hoppegarten-Eigner Gerhard Schöningh verstärkte seinen Rennstall bei Henry Cecil in Newmarket durch eine Etzeaner Sholokhov-Stute (Kat.-Nr. 172), eine Halbschwester von Morbidezza, sie kostete 28.000 €.


Stimmen zur Auktion


Carola Ortlieb (BBAG-Geschäftsführerin):


"Es war wie erwartet keine einfache Auktion, doch haben wir uns den Umständen entsprechend gut geschlagen. Man muss ja immer das Umfeld berücksichtigen. Es hat sich gezeigt, dass es für gute Pferde immer Käufer gibt. Eingebrochen ist der Mittelmarkt, auch das war vorherzusehen. Erfreulicherweise können wir uns unverändert auf eine beständige nationale und internationale Klientel verlassen. Die Käufer kommen gerne wieder, wir haben auch neue Kunden begrüßen können. Inwieweit es zu einer Veränderung des Formats, etwa einer Select Sale kommen könnte, wird im Winter in Ruhe besprochen.“


Gregor Baum (Gestüt Brümmerhof):


"Wenn man den Sales-Topper verkauft, dann ist das schon in Ordnung. Wir haben der Marktlage entsprechend gut verkauft."


Heike Bischoff-Lafrentz (Gestüt Görlsdorf):


"Sieben von zwölf angebotenen Pferden sind verkauft worden. Das war keineswegs überragend, aber wir haben überlebt."


Antoinette Tamagni-Bodner (Haras du Petit Tellier):


"Im Bereich von sechs-, siebentausend Euro hätte ich alle Pferde verkaufen können, aber das war nun wirklich nicht unsere Intention. Deshalb fahren wir doch enttäuscht nach Hause und werden uns genau überlegen, wie wir es das nächstes Jahr mit Baden-Baden halten."


Philipp Graf Stauffenberg:


"Das war alles nicht so toll und doch ziemlich an der Grenze.“


Rolf Moser (Gestüt Trona):


"Unter dem Strich bin ich mit dem Ergebnis sogar noch zufrieden. Wir haben mehrere Pferde im Nachverkauf abgeben können. Allerdings werden wir im nächsten Jahr mit deutlich weniger Jährlingen im Katalog vertreten sein."


Dr. Reinhard Göhner (Gestüt Elsetal):


"Wir sind zufrieden, es war für uns eine sehr gute Auktion."


Hartmut Rolofs (Gestüt Rietberg):


"Unter den gegebenen Umständen beklage ich mich nicht. Nahezu alle unsere Pferde sind verkauft worden."


Bruno Faust (Gestüt Karlshof):


"Für mich ist es unverständlich, dass wir uns weiter so schwer tun, unsere Pferde zu verkaufen. Schließlich ist Samum der Champion-Deckhengst, trotzdem ist das hier ein hartes Geschäft gewesen.“


Ronald Rauscher:


"Wir sind mit dem Gesamtergebnis nicht zufrieden. Der Markt war sehr schwierig und das Ergebnis sicherlich nicht optimal. Man muss den Markt in den nächsten Wochen genau beobachten und sich überlegen, ob sich eine Bedeckung noch lohnt. Es muss auf alle Fälle mehr selektiert werden.“


Ralf Kredel (Gestüt Etzean):


"Wir sind mit unserem Ergebnis sehr zufrieden, leider war der der Gesamtmarkt nicht stark, zu viele Pferde fanden keinen Käufer. Sehr gefreut haben wir uns über den Zuspruch, den unser Nachwuchsbeschäler Lord of England hatte. Seine ersten Jährlinge haben sich sehr gut verkauft.“


Frank Dorff (Gestüt Röttgen):


"Es war eine zähe Veranstaltung. Unsere Pferde haben sich zum Glück gut verkauft (vier angeboten – drei verkauft) und sie kommen zu guten Besitzern, das freut den Züchter.“


Julian Dollar (Newsells Park Stud):


"Insgesamt war ich von der Auktion enttäuscht. Leider war der nationale Markt sehr schwach und es gab nur wenige richtige Spitzenpferde. Baden-Baden ist ein fantastischer Platz, um eine Auktion zu veranstalten, wichtig ist es aber, noch mehr Spitzenpferde am Start zu haben. Alle wichtigen Einkäufer aus Europa sind vor Ort und suchen vor allem diese Pferde. Newsells Park Stud wird die Auktion auch in Zukunft weiterhin unterstützen.“


Andreas Tiedtke (German Thoroughbred Marketing):


"Die Auktion lag im Trend der bisherigen Auktionen dieses Jahres. Die Deauville Sales waren wegen des hervorragenden Kataloges sicherlich kein Maßstab. Sämtliche ausländische Agenten/Käufer waren vor Ort, doch hatte man den Eindruck, dass das Pferd, das alle suchen, nicht im Angebot war. Mich wunderten einige zu hohe Reservepreise, das eine oder andere Pferd hätte sicherlich eher in den Katalog der Herbstauktion gehört. Es gibt keinen Grund, die Ergebnisse schön zu reden, aber insgesamt sind alle mit einem blauen Auge davongekommen. Erfreulich, dass in Deutschland aufgestellte Hengste wie Tertullian und Königstiger gute Ergebnisse erzielt haben und einige der höherpreisigen Pferde in Deutschland in Training gehen. Man muss als Züchter nicht zweitklassige Hengste in Frankreich oder England aufsuchen und sich dann über mangelndes Interesse beklagen.“

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