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BBAG-Auktion: Starker Mittelmarkt und ein Frankel-Salestopper

350.000 Euro zahlte Godolphin für diesen Frankel-Hengst. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 685 vom Freitag, 10.09.2021

Nicht in jedem Jahr steht eine „8“ vor dem höchsten Gebot bei der BBAG-Jährlingsauktion. Es müssen schon sehr viele Komponente zusammen kommen, wenn ein Jährling in Deutschland oberhalb der Halb-Millionen-Marke zugeschlagen wird, das war am vergangenen Freitag in Iffezheim nicht der Fall. Doch bei erstklassigem Auktionswetter war das Gelände der BBAG dicht gefüllt, die Stimmung war hervorragend und am Ende konnte sich das Ergebnis wirklich sehen lassen. Auch ohne einen wirklichen Ausreißer nach oben gab es einen deutlich besseren Schnitt als im vergangenen Jahr und die für deutsche Verhältnisse sehr gute Verkaufsrate war ein weiteres positives Indiz.

Zwei Frankel-Hengste, eine Sea The Stars-Schwester zu zwei Derbysiegern, eine Tochter der „blue hen“ Divya – das waren zumindest auf dem Papier die herausragenden Angebote des Tages. Bei beiden Stuten lag die Vorstellung der Verkäufer im Bereich von 700.000 Euro, das konnte nicht erzielt werden. Das Gestüt Röttgen nahm die von Sea The Stars stammende Schwester von Windstoß (Shirocco) und Weltstar (Soldier Hollow) wieder mit nach Heumar, tat das sicher auch nicht ungern. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Well Disposed (Dubawi) war diese Stute kein Foalsharing, doch schien zumindest im geforderten Preisbereich kein Interesse vorhanden gewesen sein. Das galt wohl auch für die Soldier Hollow-Tochter der Divya (Platini), die bisher ausschließlich Black Type-Pferde gebracht hatte. Sie wurde für 700.000 Euro dem außerhalb der Halle bietenden Jürgen Albrecht zugeschlagen, doch wurde es bald ersichtlich, dass es sich dabei um einen Rückkauf gehandelt hatte. Sie wird jetzt für das Gestüt Park Wiedingen in den Rennstall einrücken.

Das Gestüt Haus Ittlingen von Janet Leve-Ostermann hatte zwei bestens vorbereitete, athletische Frankel-Söhne nach Iffezheim geschickt. Der erste von beiden, ein Sohn der Gruppe-Siegerin Calyxa (Pivotal), ein mit viel Kaliber ausgestatteter Fuchs, wurde für 475.000 Euro zurückgekauft. Abgegeben wurde dann der später am Tag in den Ring geführteCarlton, ein Bruder von Calyxa. Der mit einem enormen Schritt ausgestattete Braune erzielte sofort ein Startgebot von 100.000 Euro, wurde schließlich für 350.000 Euro Anthony Stroud zugeschlagen, der im Auftrag von Godolphin tätig war. „Frankel bedarf keiner Erklärung und auch der Hengst als Individuum konnte überzeugen“, kommentierte der Agent seinen Kauf. Es war wie so oft das Unternehmen von Scheich Mohammed, das für den Höchstpreis in Iffezheim verantwortlich war, das ist ohne Frage anzuerkennen. Etwas verblüffend war es dann aber doch schon, dass man sich in keinster Weise bei den Stuten engagierte.

Das Gestüt Etzean hatte vor drei Jahren bei der BBAG Miss Yoda (Sea The Stars) für 280.000 Euro an Georg von Opel verkauft, sie gewann im vergangenen Jahr den Henkel-Preis der Diana (Gr. I). Exakt bei diesem Preis fiel auch bei der rechten Schwester zugunsten von Etzean der Hammer. Im Protokoll wurde das als Rückkauf gewertet, doch handelte es sich bei der Sea The Stars-Tochter um ein Foalsharing, Etzean kaufte also den Hengsthalter, die Familie Tsui, aus dem Deal heraus. Dafür musste schon tief in die Kasse gegriffen werden. Wer von den Trainern, die für Etzean tätig sind, die Stute demnächst ins Training bekommen wird, ist noch nicht entschieden. „Es war für uns eine positive Auktion“, bilanzierte Gestütsleiter Ralf Kredel, „besser als letztes Jahr.“

Das Gestüt Röttgen nahm zwar die Schwester von zwei Derbysiegern wieder mit nach Hause, gab aber für 220.000 Euro Weltreise (Reliable Man) ab, eine Schwester des Listensiegers Wirko (Kingman). Das war sicher ein sehr guter Preis, doch gewann tags darauf die Halbschwester Wagnis (Adlerflug) in mehr als versprechendem Stil, so dass es im Nachhinein bestens angelegtes Geld für Jürgen Sartori gewesen sein könnte. Der Besitzer aus der Schorfheide hatte in den vergangenen Monaten einige hochpreisige Käufe auf internationaler Ebene getätigt, war auch in Iffezheim aktiv. Seine Neuerwerbung wird eine Box bei Friederike Schloms in Hoppegarten beziehen. Köln-Weidenpesch wird hingegen die künftige Heimat einer von der Stiftung Gestüt Fährhof vorgestellten Lope de Vega-Tochter sein. Die Tochter der zweifachen Gr. III-Siegerin Quaduna (Duke of Marmalade) und Schwester des stark gesteigerten Quello (Soldier Hollow) war schon vorher als Top-Angebot aus Sottrum identifiziert worden. Im Ring verfehlte sie zunächst den Reservepreis von 200.000 Mark, doch wechselte sie im Nachverkauf an Sartori. „Eine herausragende Stute, sie hat mir sehr gefallen“, kommentierte Andreas Suborics, der sie ins Training bekommen wird.

Holger Faust war mit seiner HFTB Racing Agency für alte und neue Kunden sehr aktiv und am Ende der stärkste Käufer der Auktion, elf Jährlinge wurden auf ihn geschrieben. Der teuerste war Donar (Australia), der 240.000 Euro kostete und nicht unerwartet an Stefan Oschmann von Darius Racing gehen wird. Schließlich ist er ein Bruder von Donjah (Teofilo), die in den Darius-Farben drei Gruppe-Rennen, u.a. den Preis von Europa (Gr. I) gewinnen konnte. Ob der athletische Hengst seinen Namen behalten wird, bleibt bei dem neuen Besitzer abzuwarten, natürlich wird er langfristig zu einem der führenden deutschen Trainer gehen.       

Mit einem starken Quintett war das Gestüt Park Wiedingen nach Iffezheim gereist, verkauft wurden zwei Jährlinge. Für 160.000 Euro ging der einzige Saxon Warrior-Nachkomme der Auktion an Panorama Bloodstock, das im Auftrag des Stalles Mandarin tätig war. An dem jungen Hengst aus der „Flamingo“-Familie bestand großes Interesse, es geht jetzt in den Rennstall von Yasmin Almenräder. Diese wird auch den zweiten Kauf des Dortmunder Unternehmers Hans Bierkämper in den Stall bekommen, den Auenqueller Attacco (Areion), er kostete 70.000 Euro.

Wie immer zählte das Gestüt Brümmerhof zu den besten Verkäufern. Eine echte Erscheinung war Archie (Lord of England), für den Moritz Becher vom Stall Hanse etwas tiefer in die Tasche greifen musste, als er sich das vorher vorgestellt hatte. Bei 120.000 Euro fiel der Hammer für den Hengst, der zu Peter Schiergen gehen wird – möglicherweise hätte ihn dieser auch vom Unterbieter bekommen, das war der Stall Dipoli. Zweimal tauchte Meridian International von Ghislain Bozo als Name auf den Kaufzettekn Brümmerhofer Pferde auf. Der Siyouni-Sohn Arcadis wird in den Stall von Trainer Fabrice Chappet nach Chantilly wechseln, er kostete 100.000 Euro.

Eine starke Gruppe von britischen Agenten war am Mittwoch eingeflogen worden. Sie ließen sich auch nicht von einem Brand im Badischen Hof aus der Ruhe bringen, der in der Nacht zum Donnerstag die Gäste auf die Straße getrieben hatte. Am Freitag zeigten sie sich kauffreudig wie immer. Die höchste Akquisition von Tom Goff von Blandford Bloodstock war eine vom Gestüt Görlsdorf angebotene Sea The Moon-Stute aus der listenplatziert gelaufenen Gülden Görl. Gegen vielköpfige Opposition setzte Goff sich bei 115.000 Euro durch.

Glatte 100.000 Euro brachte ein von Andreas und Susanne Wöhler gezogener Protectionist-Hengst, ein enorm kräftiger Jährling, den sich Brendan Holland vom Grove Stud gegen Matt Coleman als Unterbieter sicherte. Auch Roger Marley von der Church Farm und dem Horse Park Stud ging nicht mit leeren Händen nach Hause, der Sea The Moon-Fan war u.a. für 85.000 Euro Käufer des Görlsdorfers Hijo de la Luna (Sea The Moon).

Eckard Sauren, die IVA Alles für den Stall Grafenberg und der Stall Salzburg waren deutsche Käufer im mittleren und höheren fünfstelligen Bereich, aber auch der Kölner Fußball-Profi Timo Horn. Auf seine Frau Carina wurden eine Teofilo-Stute aus dem Gestüt Fährhof, eine The Grey Gatsby-Stute aus dem Angebot von Ronald Rauscher und eine Etzeaner Lord of England-Stute geschrieben.

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