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Auktionsvorbereitung Ohlerweiherhof: individuelle Betreuung als Erfolgsrezept

Schritt gehen will gelernt sein - Auktionsvorbereitung auf Ohlerweiherhof. Foto: Karina Strübbe

Autor: 

Karina Strübbe

TurfTimes: 

Ausgabe 529 vom Freitag, 03.08.2018

Rundumbetreuung - stillgestanden auch beim Hufe säubern. Foto: Karina StrübbeRundumbetreuung - stillgestanden auch beim Hufe säubern. Foto: Karina StrübbeDie Fuchsstute hat keine Lust – keine Lust, wieder in ihre Box zu gehen. Draußen scheint es spannender zu sein, zwei Menschen reichen nicht, um sie davon zu überzeugen, dass es beim Stroh doch bestimmt auch ganz schön ist. Nastasja Volz-Degel eilt mit Trick 17 zu Hilfe: einmal den Arm ums Hinterteil gelegt, schwupps, ist die junge Dame dann doch dorthin verfrachtet, wo sie hingehört. Einmal drin, scheint es ihr dann durchaus zu gefallen. „Die braucht immer etwas Überzeugungsarbeit.“ Keine große Sache. Es ist auch noch viel neu für die junge Stute und ihre Altersgenossinnen. Vor drei Wochen hat der Einstieg in den Ernst des Lebens begonnen, die Vorbereitung für die Jährlingsauktion in Iffezheim. Gerade hat sie gemeinsam mit drei anderen Stuten das Führtraining absolviert, dreimal die Woche wird Führen geübt. Das ist nur eine von vielen Übungen, die bis Ende August sitzen muss. Elf Jährlinge wird das Gestüt Ohlerweiherhof auf die Auktion schicken, neben fünf eigenen Schützlingen tritt das Gestüt bei sechs weiteren als Agent auf, darunter Pensionäre, aber auch Pferde von außerhalb. Wichtig ist es Nastasja Volz-Degel aber, dass alle Pferde, die das Gestüt Ohlerweiherhof anbietet, auch dort vorbereitet werden. Feierabend für das zweite Lot. Timo Degel bedient die neue Führmaschine. Foto: Karina StrübbeFeierabend für das zweite Lot. Timo Degel bedient die neue Führmaschine. Foto: Karina Strübbe„Es ist wichtig, die Pferde zu kennen.“ Also durchlaufen die elf auch gemeinsam die Vorbereitung, das ist Bedingung. Etwa 8-9 Wochen vor der Auktion geht es los, begonnen wird mit einfachen Dingen, dem kleinen Rennpferde-Einmaleins, wenn man so will. Dazu gehört neben Schritt führen, das Stehen bleiben, das Verladen und natürlich auch das Anbinden. Alles muss gelernt sein. Was zu Hause in Ruhe klappt, muss schließlich auch im Auktionstrubel funktionieren. Quasi als Generalprobe werden die Jährlinge am 24. August ab 15 Uhr auf dem Gestütsfest präsentiert. Licht, Luft und Kühle - wo im Frühjahr Stuten abfohlen sind nun die Auktionsjährlinge stationiert. Foto: Karina StrübbeLicht, Luft und Kühle - wo im Frühjahr Stuten abfohlen sind nun die Auktionsjährlinge stationiert. Foto: Karina Strübbe

In drei Gruppen geht es zum „Training“. Beim Turf-Times-Besuch wird ein dreiköpfiges Lot gerade aus der Führmaschine geholt – selbige ist eine neue Errungenschaft, erst im Frühjahr wurde sie neu gebaut; „eine Arbeitserleichterung“, freut sich Nastasja Volz-Degel, zumal sie auch fürs Longieren genutzt werden kann. Für Volz-Degel ist die Zeit der Auktionsvorbereitung die liebste Zeit im Jahr. „Den Bereich des Consignments würden wir gern noch ausweiten“, sagt sie daher auch. In den letzten Jahren waren es etwa 10-15 Jährlinge für die Jährlingsauktion. Natürlich ist man auch bei den anderen Auktionen vor Ort – bei der letzten Herbstauktion war man größter Anbieter, aber dann sind auch Rennpferde und Zuchtstuten dabei.

Aufgezogen in Schlenderhan, vorbereitet in Ohlerweiherhof: Stute von Camelot aus der Suivi. Foto: Karina StrübbeAufgezogen in Schlenderhan, vorbereitet in Ohlerweiherhof: Stute von Camelot aus der Suivi. Foto: Karina StrübbeIndividuelle Betreuung wird groß geschrieben auf Gestüt Ohlerweiherhof. Das fängt bei den zahlreichen Rekonvaleszenten an, die hier betreut werden, und geht beim Pre-Training sowie natürlich bei der Auktionsvorbereitung weiter. Noch stehen die elf Auktionsjährlinge nachts auf der Koppel. „Bei den Stuten ist das meist unproblematischer.“ Morgens geht es in die geräumigen Boxen, dort wartet dann das Frühstück. Beim Thema Fütterung gehen Nastasja Volz-Degel und ihr Team in diesem Jahr neue Wege. Individualität steht auch hier im Fokus, das Futter ist abgestimmt nicht nur auf die Jährlinge, sondern erlaubt auch die Fütterung je nach Typ, vom kleinen, dicken bis zum großen schlaksigen. Die Firma Saracen Horse Feeds kommt aus England und bietet eine abgestimmte Fütterung inklusive Beratung für jedes einzelne Pferd. Für Deutschland übernimmt dies seit diesem Jahr Daniela Nowara. Über sie wurde man auf Gestüt Ohlerweiherhof darauf aufmerksam. „Wir probieren das dieses Jahr mal aus“, erklärt Nastasja Volz-Degel. Bisher sind die Eindrücke positiv. „Man kann viel mehr mit den Möglichkeiten spielen.“ Aber natürlich ist das Futter nur einer von vielen Bausteinen.Das Futter lässt sich individuell auf jedes Pferd abstimmen. Foto: Karina StrübbeDas Futter lässt sich individuell auf jedes Pferd abstimmen. Foto: Karina Strübbe

Was ihr Ziel sei, will ich beim Kaffee in der Küche von Nastasja-Volz Degel und ihrem Mann Timo Degel wissen. „Ein Highlight wäre, wenn wir mal einen für 100.000 Euro verkaufen, das ist uns bisher noch nicht gelungen. Die 100.000 zu knacken ist jetzt mal das erste Ziel. Das große Ziel ist immer ein Salestopper, aber da muss man sich hinarbeiten.“ Bei dem Herzblut, mit dem sie bei der Sache sind, sollte der nächste Schritt auf Dauer machbar sein, auch wenn man sich auf Ohlerweiherhof der eigenen Position durchaus bewusst ist. Exorbitante Summen für Decktaxen werden nicht ausgegeben. Ist mal wie in diesem Jahr ein Dylan Thomas dabei, handelt es sich oftmals um Foal Sharings, „dann steckt da aber eine bestimmte Idee dahinter“. Die potenziellen Käufer müssten dann schon Lust auf die dahinterstehende Überlegung haben, dann könne das auch klappen. „Wir müssen die Leute an die Boxen bekommen. Im Gespräch kann man dann durchaus auch auf ein deutsch gezogenes Pferd aufmerksam machen“, ergänzt Timo Degel. Das Gestüt Ohlerweiherhof arbeitet als reines Verkaufsgestüt. In der Volz’schen Küche sieht man das nüchtern: „Wir müssen davon leben.“ Wir, das heißt nicht nur die Familie Volz mit drei Generationen, sondern auch die 15 festen Mitarbeiter. Vom Standort Frankreich hat man sich daher verabschiedet. Die Dependance kurz hinter der französischen Grenze gibt es nicht mehr. Noch vor einigen Jahren kam dort fast der Auktionsjährling Night Fever mit Nastasja Volz-Degel und Timo Degel. Foto: Karina StrübbeAuktionsjährling Night Fever mit Nastasja Volz-Degel und Timo Degel. Foto: Karina Strübbegesamte Jahrgang zur Welt. Die Logistik lohnt den Aufwand nicht. „Züchterisch müssen wir uns davon erholen“, sagt Volz-Degel. Ihr Mann bringt das Beispiel Insider, ein von Carmen Bocskai trainierter Saddex-Sohn, der in diesem Jahr zwei Tiercé-Rennen gewann. Nur profitiert der Züchter nicht, denn Insider ist sechs Jahre alt, Züchterprämie gibt es aber in Frankreich nur bis fünfjährig. Auch komme man dem Zuchtziel Black Type nicht näher, im Gegenteil. Das und auch strukturelle Gründe führten dazu, dass man sich wieder auf die heimische Scholle in St. Wendel-Dörrenbach konzentriert. Mitten in den Hügeln ist das, mit Koppeln ringsherum: über 100 Hektar Platz für Zuchtstuten, Nachwuchs und Rekonvaleszenten. Hinzu kommt noch Ackerland. Der Hafer und teilweise das Heu kommen aus eigenem Anbau. 

Weiden so weit das Auge reicht: auf dem Hügel am Gestüt. Foto: Karina StrübbeWeiden so weit das Auge reicht: auf dem Hügel am Gestüt. Foto: Karina StrübbeProfessionalität ist gefragt, das gilt vor allem auch im Zusammenhang mit dem Nachwuchs. Denn die Konkurrenz ist gewachsen, eine möglichst perfekte Vorbereitung ist vonnöten, will man in Iffezheim erfolgreich verkaufen. Dabei kann Nastasja Volz-Degel auf ihr Team bauen: „Wir fahren mit vier ausgelernten Pferdewirten und einer Aushilfe zur Jährlingsauktion, das ist ein gutes und seit Jahren eingespieltes Team.“ Die fünf sind für die Pferde zuständig. Volz-Degel, ihr Mann Timo Degel und ihre Schwester Natascha Volz-Röthig übernehmen die Kundenbetreuung. Möglichst niemanden lange warten lassen, lautet dabei die Devise. Und hier kommt dann auch wieder der Aufwand bei der Vorbereitung der Jährlinge ins Spiel: „Man hat circa drei Minuten bei der Vorstellung, die müssen passen.“  Nach der Auktion ist dann schon wieder vor der Auktion und nach der Herbstauktion beginnt das Pre-Training. 54 Jährlinge waren im letzten Jahr zur Vorbereitung für den Rennstall hier. Ziehen die im Winter ab, beginnt schon wieder die Abfohlsaison. Atempausen gibt es kaum. Nastasja Volz-Degel freut sich immer, wenn es wieder mit den Jährlingen losgeht. „Das Auktionsgeschäft ist mein Ding, das könnte ich das ganze Jahr machen“, sagt sie. Ziel ist die optimale Vorbereitung, nicht nur, um möglichst gut zu verkaufen, sondern auch im Sinne des Pferdes.

 

Vier Fragen an Daniela Nowara

Warum gibt ein spezielles Futter für Jährlinge?


Weil wir ihr Wachstum managen und unterstützen und die richtige Entwicklung fördern müssen, hin zu einem gesundes, sportliches Rennpferd.

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Was sind die Anforderungen an ein solches Futter?

Stud Prep 14 sorgt für eine sehr gleichmäßige Körperkonditionierung, Muskel und Oberlinie, um eine ausgewogene Gewichtsverteilung zu erreichen. Das Futter enthält eine Kombination aus hochwertigen Öl- und Faserquellen sowie Getreide, um die Jährlinge in ihrer Arbeit kontrollierbar und ruhig zu halten, während sie mit energiereichen Kalorien versorgt werden.


 
Was muss beachtet werden?

 

Das richtige Futter im richtigen Moment, um den besten Effekt zu erzielen - Timing ist alles während der intensiven Phase der Auktionsvorbereitung, und sanfte Übergänge in jeder Phase der Fütterung und Entwicklung sind sehr wichtig. Der Einsatz von Gro-trac, KERs Wachstumsüberwachungs-Software, die es den Züchtern ermöglicht, die Wachstumsraten ihrer eigenen Pferde mit denen ähnlicher Alter, Geschlecht und Rasse aus der ganzen Welt zu vergleichen, kann äußerst vorteilhaft sein.

 

 

Wie kann man das Futter individuell anpassen ?

 

Wir füttern verschiedene Körpertypen, so dass größere, länger gestreckte  Jährlinge, die über mittlere bis lange Distanzen laufen, unterschiedliche Energiequellen erhalten, verglichen mit den kompakten, muskulöseren zweijährigen Typen, die über kürzere Distanzen laufen. Bei der Auktionsvorbereitung bieten wir in regelmäßigen Abständen ein "frisches Augenpaar" an, um im Rahmen unseres Service neben dem Arbeitsprogramm des Verkäufers die Fütterung individuell anzupassen. 

Der Nachwuchs steht schon bereit: Stuten mit den diesjährigen Fohlen auf der Weide. Foto: Karina StrübbeDer Nachwuchs steht schon bereit: Stuten mit den diesjährigen Fohlen auf der Weide. Foto: Karina Strübbe

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