Drucken Redaktion Startseite

Aufgalopp 342: Viel riskiert, aber alles gewonnen

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 342 vom Donnerstag, 06.11.2014

Nach unlängst in Australien veröffentlichten Untersuchungen wird die dortige Volkswirtschaft jedes Jahr durch den Melbourne Cup um rund 700 Millionen Euro geschädigt. 77 Prozent der Bevölkerung geben an, sich mehr als drei Stunden um das Rennen zu kümmern, nur acht Prozent sagen sie seien zu beschäftigt, um das Rennen zu sehen. Im Bundesstaat Victoria, wo am Dienstag Feiertag ist, nehmen sich die meisten Menschen schon am Montag frei und kommen am Mittwoch auch nicht zu Arbeit: Rund 25 Prozent der arbeitenden Bevölkerung meldet sich am Tag nach dem Rennen krank, kein Wunder, denn rund 200 Millionen Euro werden jedes Jahr für Speis und Trank bei den Cup-Partys auf den Kopf gehauen.

Nun ja, Trainer Andreas Wöhler machte bei den Interviews 24 Stunden nach einem der größten Triumphe der deutschen Vollblutzucht auch nicht den fittesten Eindruck. Kein Wunder auch.

Ein Wunder ist es aber schon, dass die hiesige Zucht unmittelbar nach Danedream und Novellist mit Protectionist einen weiteren internationalen Superstar hervorgebracht hat. Der Melbourne Cup mag ein Handicap über einen ungewöhnlichen Weg sein, es war vielleicht vor zwanzig Jahren ein klassischen Züchtern obskures Rennen hinter den sieben Bergen, doch in der globalen Welt des Turfs ist das längst Geschichte. Australien ist zu einem der spannendsten Rennsportländer der Welt geworden, der Sieg von Protectionist war ein sportliches Weltereignis, das auch hierzulande große Aufmerksamkeit gefunden hat. Dass der vierbeinige Hauptdarsteller wohl nie wieder einen Huf auf deutschen Boden setzen wird, ist bedauerlich, aber es war ein Teil des Deals.

Chapeau vor dem Team, das den logistisch nicht einfachen und teuren Trip gewagt hat. Sie haben viel riskiert, aber alles gewonnen.     

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90