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Aintree - Was noch geschah

Definitly Red. Foto: courtesy by Brian Ellison

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 664 vom Freitag, 16.04.2021

Das Randox Grand National Festival ist selbstredend mehr als ein Rennen. 18 Graded-Rennen wurden bei dem Drei-Tage-Meeting ausgetragen, davon erstaunliche elf Grade1-Rennen. Da im Vergleich zu Cheltenham immer weniger irische Pferde die Reise nach Liverpool antreten, konnten britische Trainer (endlich) große Siege einfahren. Trotzdem: bei 17% der Starter stellten irische Pferde am zweiten Meetingtag vier Sieger in sieben Rennen. Der letzte Tag blieb – bis auf den absoluten Erfolg der Iren im Grand National – fest in britischer Hand. Meeting-Champion wurde Paul Nicholls mit drei Erfolgen vor Dan Skelton (2) und Nicky Henderson (2). Erfolgreichster Besitzer wurde JP McManus´ Martinstown Stud mit drei Siegen und fünf Platzierungen. Alleine im Grand National hatte er sieben Starter, von denen zwei ins Ziel kamen und Erster bzw. Dritter wurden.

Nicky Hendersons Shishkin (Sholokhov) konnte seine Siegesserie auf der Jagdbahn weiter ausbauen und ist nun in fünf Rennen über die großen Sprünge ungeschlagen. Sein Sieg in der Doom Bar Maghull Novices´ Chase (Gr.1, 2m= 3218m) über ein extrem schwaches Feld war allerdings nicht mehr als ein Arbeitssieg und visuell wenig beeindruckend. Der Wallach bleibt trotzdem bereits jetzt Favorit für die Champion Chase 2022.

Nicht besser beginnen konnte Jockey Tom O´Brien seinen neuen Job als Stalljockey am großen Stall von Philip Hobbs. Nach dem Ruhestand von Richard Johnson ist O´Brien, Neffe von Trainerlegende Aidan, in die erste Reihe aufgestiegen. Mit dem aufregenden jungen Hürdenpferd Thyme Hill konnte er sich nicht besser einführen. Thyme Hill (Kayf Tara), der Cheltenham wegen einer Muskelzerrung auslassen musste, gewann die Ryanair Stayers Hurdle (ehe. Liverpool Hurdle, Gr1, 3m 1/2=ca.4900m) nach einer sehr spannenden Kampfpartie gegen Dan Skeltons Stute Roksana, die in der Niederlage erneut ein großes Rennen lief. Paisley Park, einer der Stars in der Division in der Staying Hurdlers, musste angehalten werden.

Kein Zufall ist die (teilweise) Namensgleichheit des Cheltenham Gold Cup Siegers und Grand National Siegers: Minella Indo bzw. Minella Times. Es sind beides Pferde, die, wenn auch nicht von ihm gezüchtet, so doch – zumeist in jungen Jahren – durch die Hände von John Nallen gegangen sind. Nallen, Co-Besitzer des in Irland legendären Hotel Minella in Clonmel, hat tiefe Wurzeln im irischen Rennsport und konzentriert sich heutzutage auf den Handel mit Pferden. Eine Art Pinhooker auf seine ganz eigene Art: er kauft zumeist Fohlen und verkauft seine Zöglinge spät; gerne erst mit fünf Jahren. „Man muss Geduld haben und auch Pro-Pferd denken“ lautet seine Devise. Alle Pferde, die durch seine Hände gehen, erhalten den Beinamen Minella; 144 Pferde waren 2019 in der irischen Datenbank verzeichnet, darunter auch ein „Hotel Minella“ bzw. ein „Minella Hotel“.  Alle – außer Notebook, den Nallen aus der Schloßgarten-Zucht bereits mit diesem Namen kaufte, und Neu-Besitzer Michael O`Leary einer Namensänderung nicht zustimmte. „Ich mache doch keine Werbung für Dein Hotel.“

Zwei alte Kämpfer gingen direkt im Anschluss an das Grand National in den Ruhestand: Nigel Twiston-Davies´ Ballyoptic und Brian Ellisons Definitly Red. Ballyoptic, neunfacher Sieger (vier Graded Siege incl. Gr.1) mit rund 350.000 Pfund Gewinnsumme, wurde Zeit seines Lebens von Jessica Grulich betreut, die aus Hannover kommt. Definitly Red war der Star im Stall von Brian Ellison und einer der besten Chaser im Norden des Landes. Der inzwischen 12j. Fuchs hat in seiner Karriere 15 Rennen, davon fünf Graded-Rennen gewonnen. Seinen Lebensabend wird „Red“ in der Obhut von Andy Robertson verbringen, der schon im Rennstall sein ständiger Betreuer war.

An jedem der drei Meeting-Tage wird ein Rennen über die ikonischen „National fences“, die berüchtigten Reisig-Hecken, ausgetragen, jeweils über ungefähr die halbe Grand National-Distanz. Die Foxhunters´ Chase am Eingangstag wurde in diesem Jahr zu Ehren von Rose Paterson gelaufen. Paterson, viele Jahre Vorsitzende (Chairman) der Rennbahn Aintree, hatte im vergangenen Jahr ihr Leben durch Freitod beendet. Eine Plakette mit ihrem Namen wurde in einer feierlichen Zeremonie in Aintree´s Hall of Fame angebracht.

Rund 8.8 Millionen Zuschauer verzeichnete der Fernsehsender ITV als Höchstwert seiner Grand National Übertragung, 2019 hatten rund 9.6 Millionen zugeschaut. Allerdings stand der Tag noch im Zeichen des Todes von Prinz Philip, Ehemann der Königin Elizabeth. Zu seinen Ehren hielt auch die Rennbahn Aintree Schweigeminuten ab, alle Jockeys ritten mit schwarzen Armbändern.

Rund 15 Millionen Pfund kostete alleine Buchmacher Paddy Power der Sieg von Rachael Blackmore. Ihr Partner Minella Times war im Vorfeld eines der am stärksten gewetteten Pferde, ein echter „market mover. Hatte er im Februar am Langzeitwettmarkt noch 40-1 notiert, wurde er vor dem Rennen bis auf 9-1 heruntergewettet und startete als Mitfavorit zur offiziellen Quote von 11-1. Insgesamt soll der im Internet getätigte Wettumsatz auf das Rennen die 100Millionen Pfund Marke deutlich überschritten haben.

Catrin Nack

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