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Der achte Triumph für Josef Vana

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 186 vom Donnerstag, 13.10.2011

Josef Vana zielte nie auf Rekorde, aber ein ganz außergewöhnlicher ist ihm beinahe letzten Sonntag in Pardubice gelungen. Im Moment, als er mit Tiumen seinen achten Sieg in der Großen Pardubitzer schaffte, war es nur elf Tage bis zu seinem 59. Geburtstag. Er war also nur um einen Tag jünger als der älteste siegreiche Reiter in der Geschichte des Rennens Vladimir Hejmovsky vor genau 50 Jahren. Die Welten dieser zwei Männer sind aber Lichtjahre voneinander entfernt. Hejmovsky ritt am Anfang der 50-er Jahre, als Velka pardubicka eher einer Military-Prüfung ähnelte und nur die härtesten Pferde am Start hatte. Im 21. Jahrhundert ist die berühmte Steeplechase entschärft und wird wesentlich schneller gelaufen.

Vana saß dieses Jahr auf dem besten Pferd im Feld, das aktuell in Tschechien keinen richtigen Konkurrenten in seiner Kategorie hat. Es scheint recht unwahrscheinlich, dass ein Jockey gleich zwei so herausragende Pferde wie den viermaligen Gewinner der „Velka“ Zeleznik und jetzt den dreimal siegreichen Tiumen treffen könnte, doch Josef Vana hatte das Glück. Der zehnjährige Tiumen ist ein gut reitbarer Phlegmatiker, der im Rennen alles tut, was sein Reiter will. „Der ist so brav, dass ihn sogar Kinder reiten könnten. Das ist ein Pferd mit Telepathie – ich denke im Rennen etwas und er tut es gleich…“ meint Vana.

 

Von dieser „telepathischen Verbindung“ profitierte Vana auch dieses Jahr. Nach einer Kollision mit einem Gegner hatte Tiumen große Probleme am Taxis-Graben, Vana blieb aber im Sattel und obwohl er einige Längen verloren hatte, machte er später viel Boden gut. „In der ersten Hälfte hatte ich schon etwas Angst, ob ich nicht einen Fehler gemacht hatte und zu schnell aufgeholt habe. Deshalb ließ ich Tiumen etwas Zeit zum entspannen“, meinte Vana später.

Und als er drei Sprünge vor dem Ziel auf die vierte Position rückte, etwa fünf Längen hinter der führenden Schimmelstute Sixteen, wussten schon die 20 000 Menschen auf den Tribünen Bescheid. Eine Explosion von Begeisterung ging durch die Menge, nachdem Vana die Spitze stürmte und in der Zielgerade an Sixteen und Valldemoso vorbeizog. Er siegte um eine halbe Länge und war wieder einmal der Mann auf den Titelseiten aller tschechischer Zeitungen.

Was ist eigentlich sein Geheimnis? Josef Vana hat nach vielen Jahren ein Pferd getroffen, das seinen Naturell entspricht und genau richtig für das 6900 m lange Rennen ist. Die meisten Pferde sind im letzten Kilometer bereits müde, aber Tiumen kommt als Supersteher erst nach 6000 m so richtig in Schwung. Wegen gesundheitlicher Probleme dauerte es bei ihm etwas länger, bis er seine wahren Qualitäten zeigte und das spielt jetzt für ihn. Die älteren Top-Hindernispferde wie Sixteen oder Amant Gris beenden langsam ihre Rennlaufbahn und die meisten großen Ställe suchen jetzt die richtigen Pferde für Velka pardubicka. Tiumen hat somit immer weniger Gegner.

Es ist aber die langzeitige Strategie vom Pferd und Reiter, die hier der Hauptfaktor ist. Die Saisonpläne von Vana und Tiumen sind in den letzten drei Jahren fast gleich. Anders als die Gegner konzentrieren sich beide nur auf Velka pardubicka – im Frühling und Sommer arbeiten sie vorsichtig, um in Form zu kommen, bestreiten eins oder maximal zwei Rennen. Erst im Oktober zeigen sie, was sie richtig drauf haben. Und so wird es auch im nächsten Jahr bleiben, es gibt kein anderes Ziel in Sicht. „Wir versuchen wieder unser Glück in der Velka pardubicka, Rennen im Ausland sind kein Thema. Tiumen siegte in Italien, als er noch jünger war, heute muss er uns nichts mehr beweisen“, meint der Besitzer Ivo Köhler. Josef Vana nickt zufrieden und weiß, dass er durchaus in der Lage ist noch einmal oder zweimal das berühmte Hindernisrennen zu gewinnen.

Aber nächstes mal mit prominenter Unterstützung. „Ob ich nächstes Jahr dabei bin? Na ja, wenn Karel Gott auf die Rennbahn kommt, dann bestimmt“, lachte Vana auf der offiziellen Pressekonferenz. Es dauerte nur wenige Stunden und die Medien brachten schon Interviews mit der „Goldenen Stimme aus Prag“. „Na klar komme ich, am zweiten Oktober-Sonntag 2012 habe ich nichts vor,“ sagte Gott.

Martin Cáp, Prag

Klick zum Video: http://www.youtube.com/watch?v=ohc1QpfMtI0

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