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1 aus 18: Wer wird der 142. Derby-Sieger?

Start zum Rennen aller Rennen .... knapp zweieinhalb Minuten später sind alle schlauer. www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 171 vom Donnerstag, 30.06.2011

Was ist nicht schon alles über den besonderen Reiz eines Derbys geschrieben worden. Von vielen wird die klassische Steherprüfung über 2400m für dreijährige Galopper als DAS Rennen im Leben eines Vollblüters angesehen. Ist es die Nicht-Wiederholbarkeit dieser Prüfung, die jeder nur dreijährig bestreiten kann und die dadurch zum Hopp oder Top gerät? Ist es die hohe finanzielle Dotierung und das gesteigerte Medieninteresse, das dieses Rennen genießt? Sind es die kuriosen Anekdoten, die sich in der langen 142jährigen Geschichte des Derbys angesammelt haben und am ersten Julisonntag den Rennbahnneulingen immer wieder erzählt werden? Oder ist es vielleicht von allem etwas?

Der Faszination des Deutschen Derbys, das am Sonntag auf der Hamburger Rennbahn als IDEE 142. Deutsches Derby (Gruppe I, 2400m, 500.000€) von 18 Hengsten bestritten werden wird, kann sich kaum ein Galoppfan hierzulande entziehen. Wenn die letzte halbe Stunde vor dem Derbystart angebrochen ist und der Führring sich langsam füllt, dann wird die knisternde Spannung allerorten fühlbar. Die Anspannung aller Beteiligten steigt und überträgt sich auf die Zuschauer. Selbst Turf-Neulinge spüren auch ohne weitere Erläuterung, dass jetzt etwas Besonderes ansteht. Doch wer wird am Ende den Sieg von der Bahn entführen und sich in den entscheidenden zweieinhalb Minuten seines Vollblüterlebens den Platz in den Siegesannalen des Derbys und damit ein Stück Unsterblichkeit sichern?

Bei den Buchmachern ist die Antwort eindeutig: Der Derby-Sieg geht ein weiteres Mal ins Ausland. Nach Buzzword, der im Vorjahr erstmals für den Triumph eines im Ausland trainierten Vollblüters im heimischen Klassiker sorgte, könnte jetzt der von Tom Dascombe trainierte und von Richard Kingscote gerittene Brown Panther dafür verantwortlich sein, dass erneut die englische Nationalhymne nach dem Derby erklingen wird. Der Hengst im Besitz des englischen Fußballprofis Michael Owen, der seinen Schützling nach Hamburg begleiten wird, kann als einziger Ausländer im Starterfeld auf vier Siege bei fünf Starts verweisen. Vor allem der souveräne Erfolg über die Derby-Distanz Mitte Juni bei der Rennwoche in Ascot sorgte für seine Favoritenstellung. Der auf weichem Geläuf besonders stark laufende Brown Panther wäre allerdings nicht der erste ausländische Favorit, der seiner hohen Einschätzung am Ende nicht gerecht wird. Immerhin stammen seine Siege allesamt aus kleineren Rennen, in einer Gruppe-Prüfung ist der Hengst noch nie angetreten. Daher rangiert er in der offiziellen GAG-Einschätzung der Starter auch nur auf Platz 8.

Diese Rangliste wird von den beiden Schlenderhanern Arrigo (Kieren Fallon) und Ametrin (Filip Minarik) angeführt, die im Kölner Union-Rennen die ersten beiden Plätze belegten. Dennoch entschied sich Adrie de Vries, Stalljockey am Hirschberger-Quartier, das insgesamt fünf Starter ins Rennen schickt, für Mawingo, den Sieger des Bavarian Classic, der offiziell auf Rang 4 platziert wurde. Die Entscheidung ist de Vries nicht leicht gefallen und soll aufgrund des erwarteten abgetrockneten Geläufs zugunsten von Mawingo und gegen Arrigo getroffen worden sein. In der Vergangenheit zeigte de Vries nicht immer ein glückliches Händchen bei seinen Rittentscheidungen. Bereits vor zwei Jahren entschied er sich in einer ähnlichen Situation gegen den Union-Sieger und für den mittlerweile schon vergessenen Suestado, der nur Vierzehnter wurde und weit hinter dem von de Vries verschmähten Derby-Sieger Wiener Walzer ins Ziel kam. Selbst eine Hirschberger-Dreierwette im diesjährigen Derby liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Neben den schon erwähnten drei Hirschberger-Assen kann insbesondere Ibicenco (Tom Queally) durch seine beiden Platzierungen in Frankreich, die nur schwer in Relation zu den in Deutschland erbrachten Leistungen zu setzen sind, für sich einnehmen und hat es auf den 5. Platz der offiziellen GAG-Einstufung gebracht.

Als einziger Nicht-Schlenderhaner unter den Top Five führt Gestüt Ebbeslohs Lindenthaler (William Buick) das Quartett von Trainer Peter Schiergen an. Der Sieger des Krefelder Busch-Memorials enttäuschte allerdings bei seinem Frankreich-Start im Mai und ist nicht die Wahl von Stalljockey Andrasch Starke. Der bereits fünfmal im Derby erfolgreiche Starke entschied sich für Gestüt Ittlingens Saltas, der in den Vorprüfungen bereits mehrfach andere Derby-Starter vor sich dulden musste. Bei seinem 4. Platz in der Kölner Union landete auch der von Christian Zschache in Hoppegarten betreute Gereon knapp vor ihm, was dem Next Desert-Sohn auch die Position 6 direkt vor Saltas in der GAG-Rangliste einbrachte. Ob bei dem im Vorjahr unbezwungenen Gereon nach zwei Platzierungen in Mehl-Mülhens-Rennen und Union ausgerechnet im Derby der erste Saisontreffer gelingt, bleibt abzuwarten. Mit Johnny Murtagh wurde ein neuer Jockey für Gereon verpflichtet, was seine Chance auf eine vordere Platzierung sicherlich nicht mindern sollte.

Von den verbleibenden zehn Startern sind manche unter dem olympischen Motto engagiert. Warum z.B. der noch sieglose Hoseo (Henk Grewe) und der mehrfach auf anspruchsvollem Parkett überforderte Ordensritter (Davy Bonilla) mitlaufen müssen, kann man nur schwer verstehen. Das Prinzip Hoffnung steht auch über dem Start von Rennstall Darbovens Mi Senor, der die Interesse von Atti Darboven, Vizepräsident des Hamburger Rennvereins und Sponsor des Derbys, vertritt und Stefanie Hofer einen Ritt im Derby verschafft. Zum erst zweiten Mal in der Derby-Geschichte ist damit eine Frau im Rennsattel eines Derby-Starters engagiert, 32 Jahre nach Amateurrennreiterin Monika Blasczyk. Die junge Krefelderin ist überhaupt nur eine von vier im Deutschen Derby engagierten Sattelkünstlern mit deutschem Pass. Neben ihr, dem oben erwähnten Andrasch Starke auf Saltas und Henk Grewe auf dem chancenlosen Hoseo komplettiert Terence Hellier auf dem von Peter Schiergen zu sattelnden Winterfavoriten Silvaner, der zwar nicht zum Favoritenkreis zu rechnen ist, dessen Erfolg aber auch keine Sensation darstellen würde, das deutsche Jockey-Quartett.

Nicht zur Statistengarnitur sind auch die beiden weiteren Wöhler-Schützlinge Earl of Tinsdal (Eduardo Pedroza) und Waldpark (Jozef Bojko) zu rechnen. Der etwas überraschend nicht als Wahl des Wöhler-Stalljockeys ins Rennen gehende Waldpark aus dem Gestüt Ravensberg ist unter allen Derby-Startern der einzige mit einer „weißen Weste“, doch fand der sportlich bedeutendste seiner drei Erfolge „nur“ auf Listenebene statt. Auch bei den Buchmachern hat das Wöhler-Duo seine Anhänger, ebenso wie der einzige Vertreter des Kölner Stalles von Waldemar Hickst. Der im Besitz von Lars-Wilhelm Baumgarten und Sebastian Weiss stehende Sommernachtstraum ist nach drei Starts allerdings noch sieglos und hatte bereits beim Baden-Badener Frühjahrsmeeting keine Chance gegen Waldpark. Für ihn konnte nach der Absage des ursprünglich verpflichteten Olivier Peslier dessen französischer Landsmann Stephane Pasquier engagiert werden. Pasquier gab hierfür seinen Ritt auf dem fünften Schlenderhaner Vertreter Tahini ab, der vom jungen Italiener Michael Cadeddu übernommen wurde.

Unerwähnt blieb bislang der Schiergen-Schützling Theo Danon (Andreas Suborics), der als Vertreter des im deutschen Turf mittlerweile stark engagierten Stall D’Angelo ins Rennen geht. Als Sieger des Hannoverschen Derby-Trials kann der imposante Fuchshengst durchaus sportliche Meriten vorweisen, doch im Union-Rennen musste er als Fünfter Grenzen bekennen. Als Vertreter des bei der Hamburger Rennwoche aktuell groß auftrumpfenden Düsseldorfer Quartiers von Sascha Smrczek wird auch der Mamool-Sohn Appleby (Daniele Porcu) unter den Freunden von Außenseitern seine Anhänger finden. Als Zweiplatzierter des Bremer Derby-Trials ist er aktuell empfohlen, doch angesichts der als schwach einzustufenden Bremer Konkurrenz wird es für den nach vier Starts noch sieglosen Hengst im Derby kaum zu einer vorderen Platzierung reichen.

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