2022-09-04, Baden-Baden, 9. R. - Wettstar Grosser Preis von Baden
9 Wettstar Grosser Preis von Baden
- 04.09.2022, 16:00
- Baden-Baden
Alle Rennen des Renntags - Distanz: 2400m
- Boden: gut bis weich
- Blacktype
Gruppe I,
200.000 €
(115.000, 44.000, 23.000, 12.000, 6.000). Ausgezahlte Preise: 115.000, 44.000, 23.000, 12.000.
Für 3-jährige und ältere Pferde.
QuotenSiegwette 7,9:1. - Platzwette 2,5; 1,4:1. - Zweierwette 30,5:1. - Dreierwette 34,0:1.
Platz | Pferd - Tr.: Trainer, Jo.: Jockey - Bes.: Besitzer, Zü.: Züchter | Gewicht/Infos | Gewinn | Toto |
---|---|---|---|---|
1 | Mendocino (GER) 2018 / F. H. v. Adlerflug - Mill Marin (Pivotal) Tr.: Sarah Steinberg / Jo.: René Piechulek Formen: 5-3-4-2-1-4-1-2-4 |
60,0 kg Ohrenstöpsel |
115.000 € | 7,9 |
2 | Torquator Tasso (GER) 2017 / F. H. v. Adlerflug - Tijuana (Toylsome) Tr.: Marcel Weiß / Jo.: Lanfranco Dettori Formen: 2-1-6-1-1-2-1-6-2-1 |
60,0 kg | 44.000 € | 1,7 |
3 | Sammarco (IRE) 2019 / b. H. v. Camelot - Saloon Sold (Soldier Hollow) Tr.: Peter Schiergen / Jo.: Bauyrzhan Murzabayev Formen: 1-1-1-2-1 |
56,5 kg | 23.000 € | 3,2 |
4 | Alter Adler (GER) 2018 / F. H. v. Adlerflug - Artemisia (Peintre Celebre) Tr.: Waldemar Hickst / Jo.: Adrie de Vries Formen: 4-5-1-2-2-2-6-2-2-1 |
60,0 kg | 12.000 € | 6,0 |
Kurzergebnis
Richterspruch
Zeit
Zusatzinformationen
Rennanalyse
Es war in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter, ja fast schon skurriler Großer Preis von Baden, der noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben wird. Angefangen bei der Starterzahl. Zweistellige Teilnehmerzahlen hat es in der Vergangenheit eher selten gegeben, wie bei allen „Grand Prix“-Rennen in Deutschland, im Gegensatz etwa zu den 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, große Felder waren keine Seltenheit. Als Novellist (Monsun) 2013 gewann, liefen fünf Pferde, eine auch zuvor öfter erreichte Zahl. Aber ein vierköpfiges Teilnehmerfeld? Kann man den Archiven glauben, dann war es zuletzt 1923 der Fall, als Ganelon (Pergolese) unter Otto Schmidt drei Konkurrenten das Nachsehen gab.
Der Grund für die übersichtliche Starterzahl lag in erster Linie bei Torquator Tasso. Der Vorjahressieger wirkte wegen seiner unstrittigen Klasse abschreckend auf die Ausländer, die halt nur kommen, wenn sie eine echte Siegchance sehen. Die bei den von Ausländern gewonnenen Geldpreisen vorgenommenen Abzüge lassen etwa zweite oder dritte Platzgelder auf ein wenig interessantes Maß zusammenschrumpfen. Dem Vernehmen nach gibt es Überlegungen, das Preisgeld für das Prestigerennen wieder erheblich zu erhöhen, möglicherweise mittels eines vorgezogenen Nennungsschlusses.
So war es nur ein Quartett, das die Startboxen bezog, doch wer ein langweiliges Rennen erwartete, der sah sich getäuscht. Schnell war es allerdings nicht, es sprang die drittlangsamste Zeit in diesem Jahrtausend heraus. Langsamer waren nur Samum (Monsun) 2000 und Barley Roy (Excelebration) 2020. 1996 absolvierte Pilsudski (Polish Precedent) die 2400 Meter in Iffezheim in 2:26,7 Minuten.
Das mangelnde Tempo und auch der Linkskurs, der ihm offensichtlich weniger behagt, wurden anschließend als Grund für die Niederlage von Torquator Tasso herangezogen, auch die Bodenverhältnisse. Es passte also vieles nicht, Unzufriedenheit lag seinem Lager nach dem zweiten Platz aber fern. Er war hinter Mendocino, der aus einer dreimonatigen Pause kam, der in seiner Karriere noch nie ein Blacktype-Rennen gewonnen hatte. Vergangenes Jahr war zunächst das Derby ein Thema für ihn, doch war er nach einem Maidensieg nicht qualifiziert, das Rating von 74kg langte nicht. Eigentlich sollte das Union-Rennen das Sprungbrett für das Derby sein, doch wegen des zu abgetrockneten Bodens wurde er zurückgezogen. Das war damals eine sehr mutige und wohl auch richtige Entscheidung seiner Trainerin, denn er war damals schon vor Ort und auch der Besitzer bereits angereist. Er war am Derbytag dann Vierter im Prix Eugene Adam (Gr. II) in Saint-Cloud, gewann danach das BBAG-Auktionsrennen in Baden-Baden und zeigte als Zweiter hinter Alpinista (Frankel) im Großen Preis von Bayern (Gr. I) seine bislang beste Karriereleistung. Im Frühjahr lief er dreimal in Frankreich, teilweise nicht verkehrt, aber so ganz überzeugend war es nicht. Zuletzt im Grand Prix de Chantilly (Gr. II) wurde ihm mit Soho (Mastercraftsman) sogar ein Pacemaker an die Seite gestellt. Die Vorstellung am Sonntag musste dann doch verblüffen, sicher war auch seine Umgebung überrascht, doch dass er hohes Format hat, war schon immer klar. Natürlich geht es für ihn jetzt in den Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I). Es dürfte unstrittig sein, dass er auch im kommenden Jahr im Training bleibt.
Über den Vater Adlerflug (In The Wings), der im Großen Preis drei der vier Starter stellte, muss man an dieser Stelle kaum noch ein Wort verlieren. Serin Tod war ein unersetzlicher Verlust für die deutsche Zucht.
Mill Marin wurde Ende 2014 vom Gestüt Brümmerhof bei Tattersalls für 52.000gns. gekauft. Der einstige 90.000 Euro-Jährling von Arqana hat für Wido Neuroth und den Stall Perlen ein Listenrennen über 2000 Meter in Schweden gewonnen. In den Norwegischen 1000 Guineas war sie Zweite, in den Svensk Oaks Dritte. Einmal, im April 2014, war sie auch in Hannover am Start, blieb dort auf Listenebene aber chancenlos. Ihr Erstling Minnesota (New Approach) wurde zweijährig 2018 bei der BBAG für 5.000 Euro an die Schweizerin Norina Honegger verkauft. Sie kam in den Rennstall von Manfred Weber, konnte aber wegen einer Knieverletzung nicht herausgebracht werden. Die Kollegen von Jour du Galop haben mit Verweis auf Informationen des Schweizer Züchters Erich Krähenbühl am Dienstag über die weitere Geschichte des Pferdes berichtet. Längere Zeit war man vergeblich auf der Suche nach einem Platz für sie, schließlich übernahm sie gratis der Züchter und Pre-Trainer Frederic Ouvry, der sie im vergangenen Jahr von Ectot (Hurricane Run) decken ließ. Im Frühjahr kam ein Hengstfohlen zur Welt, von Ectot ist sie wieder tragend.
Nach Minnesota brachte Mill Marin Marshmallow (Soldier Hollow), die aus kleineren Anfängen eine enorme Steigerung hinlegte, bei allen ihren zwölf Starts Geld verdiente, am Ende im Oktober 2021 den Großen Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf (Gr. III) gewann. In ihrer ersten Saison im Gestüt wurde ihr eine Reise zu Sea The Stars spendiert. Nach Marshmallow kam Mendocino, dann Millionaire (Adlerflug), der auch am Sonntag lief, im Sieglosen-Rennen aber keine Chance hatte. Die Starts gegen die Jahrgangsspitze – im Derby war er Zwölfter – dürften doch Substanz gekostet haben. Im Jährlingsalter ist Mount Everest (Gleneagles), der im Katalog der BBAG-Jährlingsauktion war, aber gestrichen wurde. Nach einem Jahr Pause wurde Mill Marin in diesem Frühjahr von Australia gedeckt.
Ihr Vater Pivotal ist einer der führenden Mutterstutenvererber dieser Zeit. Sie ist Schwester der Listen-Zweiten Olvia (Giant’s Causeway) aus der Mill Guineas (Salse), die Dritte im Prix d’Automne (LR) war. Diese ist eine Schwester der Falmouth Stakes (damals Gr. II)-Siegerin Ronda (Bluebird) aus einer starken internationalen Black Type-Familie, dessen prominentestes Mitglied Mill Reef (Never Bend) ist. Der vierbeinige Superstar taucht ganz unten im nachfolgenden Pedigree der Woche auf.
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