Nachruf zum Tod von Tiger Hill

von Daniel Delius

Quelle: Turf-Times vom 27.09.2012

Tiger Hill im August 2012 im Gestüt Fährhof. www.galoppfoto.de - Frank SorgeTiger Hill im August 2012 im Gestüt Fährhof. www.galoppfoto.de - Frank SorgeDas Leben eines der besten deutschen Renn- und Zuchtpferde der letzten Jahrzehnte fand am Donnerstag auf dem Fährhof ein tragisches Ende: Tiger Hill (Danehill), gerade einmal 17 Jahre alt, war nach einem Koppelunfall nicht mehr zu retten und musste eingeschläfert werden. Sein Weg führte ihn von Rüthen-Kneblinghausen im Sauerland, wo er im Gestüt Wittekindshof groß wurde, auf verschlungenen und erfolgreichen Wegen zum Fährhof, seine vierte und nun auch letzte Station als Deckhengst.

Tiger Hill im Portät. www.galoppfoto.de - Frank SorgeTiger Hill im Portät. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Im Frühjahr 1996 haben wir den Sohn des großen Danehill erstmals gesehen, das war auf der Koppel in Wittekindshof und schon damals war er eine echte Erscheinung. So war es kein Wunder, dass er bei der damals zweigeteilten BBAG-Jährlingsauktion ein Hit wurde, am Montag der "Großen Woche" kam er mit der Lot-Nummer 63 in den Ring und wurde für 110.000 Mark der IVA von Rüdiger Alles zugeschlagen, die im Auftrag von Georg Baron von Ullmann tätig war. 1997 war das letzte Trainerjahr von Heinz Jentzsch im Asterblüte-Stall, so war es noch Peter Schiergen, der den Hengst bei seinen drei Starts zum Erfolg ritt, er gewann dabei die Auktionsrennen in Dortmund und München.

Tiger Hill mit Andreas Suborics gewinnt den 126. Grosser Preis von Baden. www.galoppfoto.de - Frank SorgeTiger Hill mit Andreas Suborics gewinnt den 126. Grosser Preis von Baden. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Dreijährig war Tiger Hill dann der erste große Sieger von Schiergen im Trainerlager. Nach drei Siegen u.a. im Mehl-Mülhens-Rennen (Gr. II) ging er ungeschlagen nach Hamburg, wo er bei schwerem Boden als 31:10-Favorit in dem von Robertico gewonnenen "Blauen Band" nur Zehnter wurde. Er korrigierte das aber später mit dem Sieg im Großen Preis von Baden (Gr. I) und einem hervorragenden dritten Platz im Prix de l'Arc de Triomphe (Gr. I). Vierjährig gewann Tiger Hill den Grossen Dallmayr-Preis (Gr. I) und den Großen Preis von Baden (Gr. I), war Zweiter im Grand Prix de Saint-Cloud (Gr. I) und Fünfter im Prix de l'Arc de Triomphe (Gr. I). Auch wenn er ein über 2400m auf höchster Ebene erfolgreich war: Eigentlich war ihm diese Distanz ein Tick zu weit, die Zwei-Kilometer-Distanz war fast besser für ihn. Seine Bilanz mit zehn Siegen bei 17 Starts war trotzdem untadelig.

Nach dem Sieg im 126. Großen Preis von Baden im Jahr 1998: Tiger Hill, Besitzer Georg Baron von Ullmann, Trainer Peter Schiergen und Jockey Andreas Suborics. www.galoppfoto.de - Frank SorgeNach dem Sieg im 126. Großen Preis von Baden im Jahr 1998: Tiger Hill, Besitzer Georg Baron von Ullmann, Trainer Peter Schiergen und Jockey Andreas Suborics. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Tiger Hills Deckhengstkarriere begann im Haras de Val Henry des inzwischen verstorbenen Jean-Luc Lagardere. Als nach dessen Tod der gesamte Zuchtbestand an den Aga Khan verkauft wurde, ging auch dieses Gestüt in seinen Besitz über, es dient ihm heute als Aufzuchtstätte. Von 2002 bis 2005 stand Tiger Hill im Gestüt Schlenderhan, er wurde dann an Darley verkauft und deckte bis einschließlich 2010 (mit Ausnahme von 2008, da stand er im irischen Kildangan Stud) im Dalham Hall Stud. Dreimal wurde er in seinen „englischen“ Jahren nach Australien und Neuseeland geflogen.

Tiger Hill in Dalham Hall Stud. www.galoppfoto.de - Frank SorgeTiger Hill in Dalham Hall Stud. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Von Beginn an war er als Vererber ein enormer Erfolg. Bis heute ist er Vater der Gr. I-Sieger Iota, Königstiger und Rewilding, der Gr. II-Sieger Elopa, Eye of the TigerNakaaya und Oriental Tiger sowie von elf Gr. III-Siegern, darunter Saldentigerin, die Mutter der diesjährigen Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Salomina (Lomitas). 2005 deckte Tiger Hill in Schlenderhan 119 Stuten, daraus resultierten 97 lebende Fohlen, fraglos ein deutscher Rekord. Für die deutsche Vollblutzucht ist sein Tod ein großer Verlust. Er war 2011 von der Stiftung Gestüt Fährhof und dem Gestüt Ittlingen gepachtet worden, die Nachfrage war von Beginn an sehr gut, so dass noch mit zahlreichen erfolgreichen Nachkommen von ihm zu rechnen ist.  

Tiger Hill im Gestüt Fährhof. Fotos (3): John James ClarkTiger Hill im Gestüt Fährhof. Fotos (3): John James Clark

Tiger Hill zurück in Deutschland

von Daniel Delius, 20.01.2010

Aus England zurück in Deutschland: Tiger Hill. www.gestuet-faehrhof.deAus England zurück in Deutschland: Tiger Hill. www.gestuet-faehrhof.de

Natürlich kann Tiger Hill nicht zu den „neuen“ Hengsten zählen, denn er ist nun auch schon seit dem Jahr 2000 im Einsatz. Doch ist er ein Rückkehrer, war einige Jahre im Ausland, und ist deshalb, auch wenn er stets im Visier der deutschen Züchter war, sicher noch einmal einen Blick wert. Es ist in der nördlichen Hemisphäre das fünfte Gestüt, in dem er aufgestellt wird. Die ersten beiden Jahre verbrachte er im Haras de Val Henry des inzwischen verstorbenen Jean-Luc Lagardere. Als nach dessen Tod der gesamte Zuchtbestand an den Aga Khan verkauft wurde, ging auch dieses Gestüt in seinen Besitz über, es dient ihm heute als Aufzuchtstätte. Von 2002 bis 2005 stand Tiger Hill im Gestüt Schlenderhan, er wurde dann an Darley verkauft und deckte bis einschließlich 2010 (mit Ausnahme von 2008, da stand er im irischen Kildangan Stud) im Dalham Hall Stud. Dreimal wurde er in seinen „englischen“ Jahren nach Australien  und Neuseeland geflogen. Die Gestüte Ittlingen und Fährhof haben den 16 Jahre alten Hengst jetzt wieder nach Deutschland geholt, es ist anzunehmen, dass bei seinem Alter jetzt hier bleiben wird.

Fährhof wirbt – auch in diesem Medium – für Tiger Hill mit dem „Lomitas-Effekt“. Dieser war auch einige Jahre in England, kam 2007 für seine letzten Jahre wieder auf den Fährhof zurück, wo er gleich mit seinem ersten Jahrgang, 2008 geboren, das Championat der Vererber von Zweijährigen in Deutschland gewann. Tiger Hill hat sich, so ist zumindest die Zwischenbilanz, in England nicht ganz leicht getan und war wenig kommerziell, auch deshalb ist er wieder zurückgekommen und wenn jetzt wirklich der „Lomitas-Effekt“ eintritt, wird sich sein Re-Import mehr als gelohnt haben. Dabei war er in Dalham Hall stark nachgefragt, wurde noch 2010 von 95 Stuten aufgesucht (18 hatten „Black Type“), doch wurde er auf den Auktionen weniger beachtet, da er zumindest in England nicht den frühen, schnellen Zweijährigen macht, der dort so stark nachgefragt wird. Er vererbt viel Stehvermögen und es ist wirklich nicht unmöglich, dass er zu deutschen Stuten besonders gut passt.

Schon als Jährling war eine echte Augenweide, die IVA von Rüdiger Alles ersteigerte ihn in Iffezheim für Georg Baron von Ullmann, er wurde eines der besten Rennpferde der jüngeren Vergangenheit, gewann zweimal den Großen Preis von Baden (Gr. I) sowie den Großen Dallmayr-Preis (Gr. I). Zweimal lief er im Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I), war 1998 Dritter und ein Jahr später Fünfter. Schon in seinen Jahren in Frankreich deckte er ungewöhnlich viele deutsche Stuten. Gleich im ersten Jahrgang hatte er die erstklassigen Rennstuten Elopa und Saldentigerin auf der Bahn, dem Jahrgang 2002 entstammen seine Gruppe I-Sieger Iota und Königstiger. Die besseren Pferde aus französischen Stuten hielten sich in engen Grenzen, mit Mister Sacha gab es zumindest einen Gr. III-Sieger, aber auch den ungewöhnlichen Young Tiger, den „Defi du Galop“-Star in Frankreich, ein achtfacher Listensieger.

Es war nur logisch, dass Tiger Hill nach Deutschland zurückkehrte und dort deckte er sofort umfangreiche Bücher, gipfelnd in den 119 Stuten, die er 2005 zu einer Taxe von damals 9.000 € bekam. Das ist, so haben wir schon mehrfach ausgeführt, die größte Zahl von Mutterstuten, die ein deutscher Vollbluthengst in der jüngeren Vergangenheit in einem Jahr gedeckt hat und bei der derzeitigen Stutenpopulation wird dies auch eine längere Zeit die Bestmarke bleiben. Das Resultat waren im Übrigen 97 Nachkommen, darunter die Jahrgangsspitzenpferde Eliot und Toughness Danon.

In England ist Tiger Hill sicher noch nicht abschließend zu beurteilen, zumal noch kopfstarke Jahrgänge in der Warteschleife sind. Im ersten Jahr in Newmarket wurden im Übrigen stolze 25.000 Pfund Decktaxe für ihn verlangt. Sein bester Nachkomme auf der Insel ist der Great Voltigeur Stakes (Gr. II)-Sieger und Epsom Derby (Gr. I)-Dritte Rewilding, der auch mit Abstand sein teuerster Jährling war. 2008 zahlte John Ferguson bei Tattersalls 500.000 Guineas für den im Watership Down Stud gezogenen Hengst, er ist aber auch ein Halbbruder zu den Gr. I-Siegern Dar Re Mi, Darazari und Diaghilev. Der von Mahmoud Al Zarooni trainierte Vierjährige muss seinen Zenit noch nicht erreicht haben. Aus seiner Zeit „Down Under“ kommt mit Posavina eine Gr. III-Siegerin.

Tiger Hill wird, was bei Fährhof und bei Ittlingen zu erwarten ist, zu einer Taxe von 7.500 € ein umfängliches und auch qualitativ erstklassiges Buch decken. Wenn er ähnlich einschlägt wie Lomitas, hat sich seine Rückführung mehr als gelohnt. 

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