Vorschau:

Die Dortmunder Rennbahn im östlichen Vorort Wambel eröffnet am Sonntag mit einer sieben Rennen umfassenden Sandbahnveranstaltung die Galoppsaison 2012. Nach der spannenden Endphase des Kampfes um das deutsche Jockey- und Trainerchampionat bis zum Silversterrenntag des Vorjahres ist der deutsche Turf jetzt endgültig in der sportlich wenig aufregenden Zeit der Sandbahnrennen angekommen. Die Nachfrage nach diesen Rennen bei den deutschen Ställen ist gegenüber den ersten Renntagen der Wintersaison spürbar gesunken, der Veranstalter musste gleich vier Prüfungen mangels startwilliger Vollblüter stornieren. Die Verdienstmöglichkeiten in Dortmund sind bescheiden, die Konkurrenz besser dotierter Sandbahnrennen im belgischen Ghlin sowie im französischen Deauville macht sich bemerkbar. Gleich fünf der sieben Rennen sind der untersten Leistungskategorie in Handicaps  vorbehalten. Für diese Galopper lohnen sich Reisen zu ausländischen Hippodromen meist nicht, so dass Dortmund alternativlos ist.

In der sportlich besten Tagesprüfung auf der Fliegerdistanz von 1200m kehrt der Ende 2010 aus Ungarn importierte Xi nach Dortmund zurück. Die Wambeler Sandbahn war die der Stätte seiner Sandbahnerfolgsserie im letzten Winter, als der jetzt 7jährige Hengst aus dem Quartier von Vera Henkenjohann mit seinem fulminanten Antritt drei überlegene Siege in Folge auf der 1200m-Distanz feiern konnte. Diesmal wird es für den unter Höchstgewicht mit Nina Wagner im Sattel antretenden Xi im siebenköpfigen Feld allerdings nicht ganz so leicht werden, daran anzuknüpfen. Er trifft es zwar leichter an als zuletzt in Deauville, doch unter seinen Gegner befinden sich einige Sandbahnspezialisten mit aktuell guter Form. Die in holländischem Besitz stehende Millyluvstobouggie (Jadey Pietrasiewicz) aus dem Neusser Stall von Axel Kleinkorres steht nach zwei Ehrenplätzen auf der Heimatbahn zum Sieg. Auch der noch vor acht Tagen im unteren Handicao siegreiche Demme-Schützling Kronerbe (Jozef Bojko) ist aktuell gut in Schwung, während der stets in Dortmund laufende Super Eagle (Alexander Pietsch) das letzte schwächere Laufen in einem Verkaufsrennen schnell wieder korrigieren sollte.

Während der frischgebackene Jockeychampion Filip Minarik am Tag vor dem Abflug in seinen thailändischen Urlaub sich in Dortmund nicht mehr in den Sattel schwingt, ist Alexander Pietsch auch im neuen Turf-Jahr sofort wieder sehr gefragt und steigt in fünf der sieben Prüfungen in den Sattel. Aus der Erfahrung der letzten Wochen weiß er, dass jeder Sieg am Ende der entscheidende für das sehnlichst erwünschte Jockeychampionat sein kann. Vielleicht gelingen ihm gleich zum Saisonauftakt die ersten Punkte auf dem Weg zu diesem großen Ziel.

Nachschau:

Ohne Frage, die letzte Saison war sein Jahr. Der 40jährige, aus der slowakischen Hauptstadt Bratislava stammende  Jozef Bojko erlebte seinen Karrierehöhepunkt beim Sieg auf Gestüt Ravensbergs Waldpark im Deutschen Derby. Der Gruppe-Treffer auf Altano im italienischen St. Leger im Spätherbst bildete das Sahnehäubchen auf einem Jahr, in dem er mit 53 Siegen auf deutschen Rennbahnen Rang 7 in der Championatswertung belegte. Beim Auftakt zum neuen Galoppjahr 2012 am Sonntag auf der Dortmunder Sandbahn erwischte Bojko auch einen guten Start in die neue Saison. Mit zwei Tagestreffern war er der erfolgreichste Aktive der sieben Rennen umfassender Dortmunder Veranstaltung.

Im sportlich wichtigsten Rennen des Tages, einem Fliegerhandicap der mittleren Kategorie (beim click auf den Link gibt es alle Infos zum Rennen), ritt Bojko den von Karl Demme im niedersächsischen Twenge unweit der Hannoverschen Rennbahn vorbereiteten Kronerbe zu einem leichten Start-Ziel-Erfolg. Zwei Längen hinter Kronerbe, der noch auf Silvester in Neuss hatte gewinnen können, kam Super Eagle (Alexander Pietsch) auf Rang 2 vor der favorisierten Millyluvstobouggie (Jadey Pietrasiewicz), die anfangs am Ende des kleinen Sechserfeldes gelegen hatte und in der Zielgerade nicht mehr entscheidend zulegen konnte. Der Vorabfavorit Xi blieb dem Rennen fern. Den zweiten Erfolg für Bojko steuerte die von Jobst Overbeck trainierte Senara bei, die im unteren Handicap den favorisierten Stoltefuß-Schützling Rocket Night (Michele Kristin Klitzsch) sicher auf Distanz hielt.

Erstaunliche Qualitäten als Fast-Seriensieger legt der mittlerweile 6jährige Wallach Mariston aus dem Neusser Quartier von Axel Kleinkorres im fortgeschrittenen Alter an den Tag. Der in seiner Jugend als siegunfähiger Platzierungskönig verschriene Mariston, dem erst beim 21. Karrierestart als Vierjähriger der erste Volltreffer gelang, gewann am Sonntag in Dortmund erneut. Mit der 17jährigen Cecilia Müller aus Bedburg im Sattel scheint der Banyumanik-Sohn endlich Spaß am Siegen gefunden zu haben. Beim vierten gemeinsamen Rennbahnauftritt des Teams Mariston/Müller sprang nach vorherigen Erfolgen in Mannheim und Krefeld jetzt der dritte Sieg heraus, wobei die junge Reiterin in Dortmund einen cleveren Ritt absolvierte und sich dabei gegen den von Alexander Pietsch unterstützten Pearl Of Danon sicher durchsetzte.

Einen Platz in den Annalen des neuen Turf-Jahres sicherte sich der 5jährige Monsun-Sohn Sternenwind, der die erste Galoppprüfung des Jahres für sich entscheiden konnte. Der von Michael Blau in Düren trainierte Wallach kam nach etlichen Platzierungen diesmal mit Jiri Palik im Sattel zu einem überlegenen Erfolg und bescherte damit seinem Betreuer ein angemessenes Geburtstagsgeschenk.