Belenus

Belenus nach dem Derby  Foto: galoppfoto.de

Wie in den Stallion-News zu lesen war, erlitt Belenus Ende Dezember eine Kolik und war nicht mehr zu retten.

Einem Derby-Sieger kommt immer ein ganz besonderer Stellenwert zu und von seinem frühen Tod zu hören, hat uns betroffen gemacht.

Belenus kam zweijährig nach Bremen und schon bald war klar, dass dieser Lomitas-Sohn mit viel Talent gesegnet ist. Und er war dabei auch noch ein richtig attraktiver Kerl, gut gewachsen, muskulös, sehr temperamentvoll und definitiv kein Kinderreitpferd.

Dreijährig absolvierte er im April sein Debüt in Bremen über 2100m gleich siegreich, die 1700m im Krefelder Listenrennen waren ihm dann etwas zu kurz und er wurde nur Dritter. Im Mai dann lieferte er sich im Grosser Preis der Stadtsparkasse Dortmund mit Hibiscus eine sehenswerte Kampfpartie und unterlag nur knapp.

Seine guten Leistungen bis zu diesem Zeitpunkt weckten bezüglich seines geplanten Engagements im Derby einige Begehrlichkeiten und da Züchter Dr. Frank Feldmann auch gewillt war, Belenus bei einem entsprechenden Angebot zu veräußern, hätte es bei einem Verkauf natürlich auch passieren können, dass der Hengst den Stall verlässt.

Dem wollte der Trainer entgegensteuern und rief Manfred Hofer an, der zu dieser Zeit noch ein Pferd für das von ihm gegründete Turf Syndikat 99 suchte. Gleich am nächsten Tag schwang er sich in den Sattel von Belenus, ließ ihn einmal stramm um die Bahn marschieren, stieg ab und meinte:“ Das ist der Derby-Sieger.“

Mit dem Verkauf war man sich dann schnell einig und als nächstes stand gleich das Walther J. Jacobs-Rennen auf dem Programm. Als 17:10-Favorit konnte Belenus das Vertrauen der Wetter und seiner neuen Besitzer mühelos einlösen.

Die Wochen nach dem letzten Vorbereitungsrennen bis zum Derby sind immer ganz besonders aufregend und jeder Tag, an dem nichts außergewöhnliches passiert, ist ein guter Tag.
Unsere damalige Futtermeisterin Martina Grünewald hatte schon immer ein Händchen für die etwas schwierigeren Pferde und sie war es dann auch, die sich in all der Zeit bis hin zum Ende seiner aktiven Karriere hingebungsvoll um Belenus kümmerte und es ihm an nichts fehlen ließ.

Und dann war er da, der 04. Juli 1999 und so verschieden und bunt gewürfelt die Mitglieder des Turf Syndikates auch waren, die Vorfreude und der Spaß hat sie zu einer Gruppe werden lassen. Und selbst die, die man vielleicht zuvor noch nicht so oft am Wettschalter gesehen hatte, ließen sich von der flirrenden Stimmung anstecken und zockten, was das Zeug hielt. Aber nicht nur am Schalter wurden Wetten abgeschlossen - Eiskratzer Thomas Brandl, seinerzeit Center bei den Krefelder Pinguinen, nahm dem Trainer das Versprechen ab, dass beide mit samt den Klamotten in den See springen würden, sollte Belenus das Derby gewinnen.

Stalljockey Andreas Boschert hatte sich für den Union-Sieger Silvano entschieden und für Belenus war der sympathische Engländer Kevin Darley verpflichtet worden. Kurz nach dem die Boxen zum BMW 130. Deutsches Derby aufgingen war klar, um das Tempo muss man sich keine Sorgen machen - Banyumanik legte eine Höllenfahrt vor und es wurde mit einer Zeit von 2:25,81 das schnellste Derby das bis heute gelaufen wurde.  
Belenus galoppierte immer im Vordertreffen und als Kevin Darley dem Hengst Zeichen gab, zog dieser richtig an und nach einem spannenden Endkampf konnte er Acambaro, einen der großen Außenseiter, mit Richterspruch Kampf/1Länge niederringen.

Was sich danach alles abspielte, würde es in dieser Form heute wahrscheinlich gar nicht mehr geben. Nicht nur, dass sämtliche Syndikats-Mitglieder vollkommen aufgelöst das Geläuf stürmten, Manfred Hofer nach dem Motto „Ich wollte schon immer mal einen Derby-Sieger reiten“ plötzlich mit Zigarre hinter Kevin Darley auf Belenus saß, man riss sich verschwitzte Hemden vom Leib, verlor dabei Wettscheine für die getroffene Dreierwette - Quote 62.334:10 ... - und der Trainer musste natürlich sein Versprechen einlösen und sprang mit Thomas Brandl dann auch in voller Montur in den See der Hamburger Jagdbahn.
Die anschließend improvisierte Feier im Innenhof des Hotel Atlantic verlief entsprechend lebendig und wird einigen der Anwesenden für immer unvergesslich bleiben ...

Auch wenn von manch einem angezweifelt, Belenus war keine Eintagsfliege. Gleich nach seinem Derby-Sieg konnte er im August das BMW Europa-Championat gewinnen, wurde im Mercedes Benz-Preis Dritter hinter Tiger Hill und Flamingo Road und konnte seine Dreijährigen-Saison mit einem Sieg im Preis von Europa abschließen.

Leider zog er sich in diesem Rennen einen Sehnenschaden zu und musste ein Jahr pausieren. Fünfjährig gab er mit zwei Siegen ein solides Comeback, später im Jahr wurde er nochmal Dritter auf Gr. I-Ebene und beendete seine Karriere als Zweiter im Bosphorus Cup in der Türkei.

Danach wurde Belenus als Deckhengst im polnischen Nationalgestüt aufgestellt. Wir hätten gern ein Produkt von ihm gehabt und so wurde die eigene Mutterstute Lingona im Winter zur Bedeckung nach Polen gebracht und sie kam auch tragend zurück, war aber bei der Herbstuntersuchung dann leider leer.

Aber auch ohne Nachkommen von ihm, werden wir Belenus immer in guter Erinnerung behalten.

 






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