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Zum Tod von Matthias Barth

Der Züchter und Besitzer Matthias Barth mit der großartigen Rennstute Vanjura . www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 274 vom Donnerstag, 18.07.2013

Der Berliner Züchter und Besitzer Matthias Barth ist tot. Nicht einmal 44, verstarb er in der Nacht zum 12. Juli 2013 an einer Leukämie-ähnlichen Blutkrankheit.

Matthias Barth wurde am 31.12.1969 im thüringischen Greiz  geboren; seine Jugend verbrachte er jedoch in Hoppegarten,  wo sein Vater sportlich aktiv war. Dadurch wurde ein Kontakt zur lokalen Rennsport-Szene ein Selbstläufer, und wenn sich auch der um zwei Jahre jüngere Bruder Gunther zuerst für den Galopprennsport begeisterte, so war Matthias Barth ab der Saison 1983 regelmäßiger Rennbahnbesucher in Hoppegarten und ließ dort kaum einen Renntag aus. Er absolvierte dann eine Banklehre, gefolgt von einer beeindruckenden Karriere bei der Deutschen Bank, wo er sich u.a. im Betriebsrat engagierte. Nie aber verlor er den Kontakt zur Rennbahn, und über eine Besitzergemeinschaft seines Bruders entstand der Kontakt zur Familie Nikenich, dessen gutklassige Vecchia Romagna, einer Salse-Tochter aus der Cheshire- und Lancashire Oaks-Siegerin Princess Eboli, 1994 in seinen Besitz überging und seine erste Zuchtstute wurde. Mütterlicherseits war Vecchia Romagna eine Enkelin von Brigadier Gerard;  eine Tatsache,  die Matthias Barth faszinierte.

Nach einem Freisprung zu Turfkönig war gleich der erste Nachkomme Voodoo Lounge ein absoluter Volltreffer für den Jung-Züchter Barth,  danach sollte er nie wieder zurück schauen. Voodoo Lounge gewann zwei- und dreijährig ein Listen-Rennen und hatte ein Top-GAG von 88kg bei einer Gewinnsumme von rund €100.000 für die neuen Besitzer. Mit Vumanji und Vivanco folgten gutklassige Pferde auf dem Fuß; die Erlöse aus dem Verkauf der Hengste und den Züchterprämien der Stuten wurden reinvestiert und in guten Deckhengsten angelegt. Es war immer vor allem die Zucht, die Barth interessierte, das Planen, Überlegen, Vergleichen, Bewerten; er las Klassiker der Zuchtlehre wie Tesio und Graf Lehndorff,  verschlang die Artikel von Tony Morris und bewunderte keinen Züchter mehr als den Aga Khan, dessen Zucht er eingehend studierte; "Aga" auch sein Rufname im Freundeskreis.

Es war immer Barths Vision, mit Veccia Romagna als Gründerin eine Stuten-Familie aufzubauen, folgerichtig behielt er die Stuten und züchtete zeitweilig mit zweien ihrer Töchter.  Schon früh war ihm der Überfluss an Sadler's Wells & Co. Grund zur Sorge, er suchte und fand andere Hengste abseits der Mode-Hengste und -Hengstlinien, und hatte damit gute Erfolge. Es war dann auch Zinaads Tochter Venia Legendi (Zinaads phantastische Abstammung sicher der Grund für die eher unkonventionelle Bedeckung), die Matthias Barth seinen mit Abstand größten Zuchterfolg bescheren sollte, als sie im Frühjahr 2007 nach Areion eine kleine Fuchs-Stute fohlte, die den Namen Vanjura erhalten sollte.

Er verfolgte die Karrieren aller Zuchtprodukte mit großem Interesse und versuchte immer, sie an und über gute Trainer zu verkaufen; sie sollten von Anfang an die besten Chancen erhalten. Dr. Andreas Bolte war früh Trainer seines Vertrauens, und dann natürlich prägte der langjährige Weggefährte Roland Dzubasz wie kein anderer viele der V-Pferde. Bei aller Leidenschaft behielt Matthias Barth stets auch ein Auge auf die Zahlen, so dass Vanjura zuerst über einen Pachtvertrag in anderen Farben lief, „aber das Beste ist doch, dass ich sie zurückbekomme“ schrieb er mir einmal. In ihrem letzten Jahr im Rennstall lief Vanjura dann in seinen blauen Farben, ein Jahr, das er unendlich genoss, sie auf allen Reisen begleitete, auch wenn sich ein Start während Royal Ascot im so geliebten England leider nicht erfüllte. Natürlich war die Stute die Krönung seines Zuchtlebens, und seine ansteckende Vorfreude auf ihre Nachkommen wurde durch Vanjuras tragisch frühen Tod nach einer Routine-Untersuchung im irischen Airlie-Stud so grausam zerstört. Trotz hoher Kaufangebote stand ein Verkauf der Stute nie zur Debatte; im Gegenteil, es war ihm hochgradig unverständlich, warum deutsche Züchter und Besitzer ihre besten Stuten mit so alarmierender Regelmäßigkeit verkauften.

Matthias Barth erschaffte in einem viel zu kurzen Zeitraum ein hochklassiges Fundament,  fast möchte man schon heute von der „Barth'schen“ V-Familie sprechen, einer Familie, der er mit viel Fingerspitzengefühl und dem nötigen Quäntchen Glück so eindeutig seine Handschrift verlieh. Eine Laudatio auf Roland Dzubasz' Trainer-Championat konnte er durch den Ausbruch seiner Krankheit nicht mehr halten, mit Interesse vorfolgte er jedoch den Rennsport vom Krankenbett aus, wobei ihn der Sieg von Talent in den Epsom Oaks besonders erfreute, hatte er doch einen in diesem Jahr geborenen Vanjura-Halbbruder von New Approach auf der Koppel des Pensions-Gestütes seiner Wahl. 2013 waren erstmals vier Mutterstuten in seinem Namen eingetragen, mit Sun Society (einer Law Society-Tochter aus der direkten Mutterlinie von Schwarzgold, konsequent  frei von jeglichem "Northern Dancer") erstmalig auch eine Stute jenseits des "V".

Der Rennsport verliert mit Matthias Barth nicht nur einen erfolgreichen und passionierten Züchter; er war auf verschiedenen offiziellen Posten für den Sport ehrenamtlich tätig und wird auch hier schmerzlich fehlen.

Am kommenden Renntag in Hoppegarten, am Sonntag, 21. Juli, wird ein Erinnerungsbuch ausliegen, in das sich Freunde und Weggefährten eintragen können.                           

 

 

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