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Werner Glahe verstorben

Prof. Dr. Werner Glahe. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 459 vom Donnerstag, 16.03.2017

Wenn um 6.30 Uhr morgens im eigenen Heim das Telefon schellt, dann ist man gemeinhin geneigt, an Schlimmes zu glauben. Nicht so, wenn das Gespräch aus Harzburg kam. Prof. Dr. Werner Glahe war häufig um diese unchristliche Zeit am anderen Ende, kam geschäftsmäßig zur  Sache und wunderte sich, dass man noch nicht am Schreibtisch saß. Halt ein Macher, zu jeder Tageszeit. 

Am 14. Februar 1974 wurde er zum Präsidenten des Harzburger Rennvereins gewählt. Es war sicher ein richtungsweisendes Datum, Glahe führte den bis dahin provinziellen Rennverein in die Moderne und baute ihn zu einem führenden Veranstalter von Galopprennen in Deutschland auf. Der Wirtschaftsprofessor, der sich detaillierte Rennsport-Kenntnisse erst mit den Jahren erwarb, brachte vor allem marktwirtschaftliche Gesichtspunkte ein. In seine Zeit fielen die Einführung des Elektronentotos, der Kauf einer Startmaschine, der Bau einer Tribüne (die alte war durch Brandstiftung zerstört) und weitere Neuerungen. Wettumsätze und Zuschauerzahlen erreichten nie gekannte Höhen.

In seine Amtszeit fiel auch die Grenzöffnung, damit verbunden waren völlig neue Besucherströme aus den Neuen Bundesländern. Mit drei Renntagen begann 1974 seine Präsidentschaft, als er 1999 zurücktrat, wurde bereits sieben Mal am „Weißen Stein“ veranstaltet. Als Sprecher der Norddeutschen Rennvereine war er auch viele Jahre beim Galopper-Dachverband in Köln tätig. Er hatte auch kurz damit geliebäugelt, dort ein höheres Amt zu übernehmen, sogar als Präsident wurde er gehandelt, doch hätte er sich sicher damit selbst keinen Gefallen damit getan – er blieb in Harzburg.

Werner Glahe wurde am 3. Februar 1931 in Göttingen geboren. Seine Promotion erfolgte in Münster, die Habilitation in Innsbruck. Er arbeitete als volkswirtschaftlicher Leiter des Oetker-Konzerns in Bielefeld, war Gründungsgeschäftsführer der westfälisch-lippischen Universitätsgesellschaft und später Mitinhaber einer Unternehmensberatung in Bad Harzburg, wo er seit 1969 lebte und arbeitete. An der Universität Clausthal lehrte er als Professor viele Jahre Volkswirtschaft – eine berufliche Karriere, auf die er mit Recht stolz war.

Am Derbytag 1999 trat er, mehr aus einer Laune heraus, von seinem Amt zurück, zehn Tage vor dem Beginn des Meetings, was den Rennverein kurzfristig doch in eine kleine Krise stürzte, da er dazu neigte, diesen als Ein-Mann-Unternehmen zu führen. Später wird er seinen Schritt schon mehr als einmal bereut haben. Dem Rennverein blieb er aber auf das Engste verbunden, stets mit kritischen, weiterführenden Anmerkungen. Seine offene, liebenswürdige, progressive, immer vorwärtsgewandte Art wird dem Harzburger Galopprennsport fehlen.

Im Alter von 86 Jahren ist Prof. Dr. Werner Glahe am Sonntag, 12. März verstorben.  Bis vor wenigen Wochen erfreute er sich bester Gesundheit, nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt verschlechterte sich sein Zustand jedoch, er verstarb am Sonntag an multiplem Organversagen. Prof. Dr. Werner Glahe hinterlässt eine Tochter, von seinen Enkeln ist Philipp Biermann bereits als Rennleitungsmitglied tätig.  Mit dem „Professor“ verliert der deutsche Rennsport eine große Persönlichkeit. 

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