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Siebzehn Hoffnungen auf den großen Schneetreffer in St. Moritz

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 202 vom Donnerstag, 16.02.2012

Der krönende Abschluss des diesjährigen „White Turf Meetings“ auf dem zugefrorenen St. Moritzersee vor den Toren des Schweizer Alpenorts steht am Sonntag auf dem Programm. Der Große Preis von St. Moritz am dritten Veranstaltungstag markiert dabei nicht nur den Höhepunkt des Meetings, sondern ist auch das höchstdotierte Galopprennen der Schweiz. Die in der 73. Auflage gelaufene Mitteldistanzprüfung, die als Listenrennen auch über sportliche Bedeutung jenseits der Einzigartigkeit als Galopprennen auf Schnee verfügt, ist in diesem Jahr erstmals mit 131.131 Schweizer Franken dotiert, eine gut achtprozentige Steigerung gegenüber dem Vorjahr.

Siebzehn Galopper sind diesmal der Verlockung des Schnees erlegen und werden um Sieg und Plätze konkurrieren. Wie immer, kommt dabei ein sehr internationales Aufgebot an den Ablauf. Das Hauptkontingent mit acht Startern stellen zwar die Eidgenossen, doch vier deutsche Vertreter, drei Briten und zwei französische Gäste belegen das internationale Interesse an diesem ungewöhnlichen Rennen.

Eine breite Favoritengruppe ist derzeit im Gespräch. Bei etlichen der sportlich profilierten Starter besteht die Unsicherheit hinsichtlich ihrer Eignung für den ungewohnten Untergrund. So ist auch der nach seinem überlegenen Triumph auf der Dortmunder Sandbahn als deutsches Aushängeschild geltende Flash Dance (Eduardo Pedroza) ein unbeschriebenes Blatt auf Schnee. Der fünfjährige Monsun-Sohn bestreitet am Sonntag sein letztes Rennen für Trainer Andreas Wöhler. Er läuft dabei schon in den Farben seines neuen Besitzers, der Pearl Bloodstock Ltd., in der die rennsportlichen Aktivitäten der Familie Al Thani aus Katar gebündelt werden (s. auch Al Thani kauft Flash Dance). Unabhängig vom Ausgang des Rennens wird Flash Dance danach nach England übersiedeln. Mit dem Ankauf älterer Wallache haben die Kataris in der Vergangenheit schon einmal ein glückliches Händchen bewiesen, als sie den mittlerweile zum Melbourne Cup-Sieger aufgestiegenen Dunaden erwarben.

Neben Flash Dance gehen auch Gestüt Bonas Salut (Filip Minarik), Gestüt Winterhauchs Keep Cool (Andre Best) und der von der Recke-Galopper Tarkheena Prince (Mario Esposito) für Deutschland an den Start. Auch aus diesem Trio verfügt einzig Tarkheena Prince, der Vorjahresdritte in diesem Rennen, über Schneeerfahrung, rangiert nach aktuellen Leistungen allerdings deutlich unter den anderen.

Von den beiden französischen Startern wird besonders die von Henri-Alex Pantall entsandte Happy Wedding (Fabrice Veron) mit Spannung erwartet, vertritt die 6jährige Green Tune-Tochter doch eines der französischen Großquartiere, das bei seinen Auslandsexpeditionen sehr erfolgreich agiert. Die Leistung beim Vorbereitungsstart in Cagnes-sur-mer Mitte Januar war allerdings bescheiden, so dass die erst ein einziges Mal zuvor erfolglos auf Listenparkett angetretene Französin auf Schnee schon deutlich besser sein müsste, um eine erste Chance anmelden zu können.

Die drei englischen Vertreter haben sich alle bereits auf Schnee vorgestellt, wobei sich der von Mark Johnston betreute The Bells O Peover (Francis Norton) als Dritter zum Auftakt dieses „White Turf Meetings“ ganz achtbar aus der Affäre zog. Ein erster Sieganwärter ist der bislang nur auf untereren Handicapebenen in seiner Heimat erfolgreiche 4jährige Wallach allerdings genauso wenig wie die beiden anderen Briten.

Tritt auch in diesem Jahr wieder an: Winterwind, der mit Georg Bocskai im Sattel und Ehefrau Carmen als Trainerin überraschend den 'Guebelin 72. Grosser Preis von St. Moritz' beim White Turf 2011 gewann. Foto: swiss-image.ch - Andy MettlerTritt auch in diesem Jahr wieder an: Winterwind, der mit Georg Bocskai im Sattel und Ehefrau Carmen als Trainerin überraschend den 'Guebelin 72. Grosser Preis von St. Moritz' beim White Turf 2011 gewann. Foto: swiss-image.ch - Andy Mettler

Die Eidgenossen haben dagegen einige heiße Eisen im Feuer, um wie im Vorjahr einen Heimsieg feiern zu können. Der Titelverteidiger Winterwind (Georg Bocskai), der im Vorjahr als Riesenaußenseiter zum Zug kam, wird diesmal wesentlich stärker beachtet werden. Sein 2. Rang am Eröffnungstag demonstrierte, dass er auch in diesem Jahr mitmischen kann. Allerdings sprechen die Gewichtskonstellationen nicht gerade für ihn. Er muss das Höchstgewicht im Feld über die Distanz schleppen und trifft auch seinen Bezwinger vom Eröffnungstag, den im September vergangenen Jahres aus Deutschland in die Schweiz übergesiedelten Earl of Winds (Stephane Laurent), ungünstiger wieder.

Betreut wird Earl of Winds vom jungen Philipp Schärer, der Anfang Dezember sein Quartier auf der Züricher Rennbahn verließ und nun auf einer Privatanlage in Elgg, einem kleinen Ort in der Nordostschweiz unweit der Derby-Bahn in Frauenfeld, trainiert und seine Schützlinge gezielt auf die Schneerennen vorbereitet. Die Erfolge der Schärer-Schützlinge an den ersten beiden Sonntagen (drei Siege in den bislang sechs Galopprennen des Meetings) zeigen, dass dieses Konzept aufgeht und geben auch Earl of Winds eine erste Chance. Neben Earl of Winds hat der Newcomer Schärer mit Schützenjunker (Daniele Porcu) und African Art (Freddy Di Fede) noch zwei weitere Joker im Feld, die jedoch als Außenseiter gelten. Zwei seit Jahren bekannte Namen der Schweizer Turf-Szene sind Pont des Arts (Miguel Lopez) und Ziking (Frederic Spanu), das verbündete Paar im Besitz des Ehepaars Kräulinger aus dem Quartier von Andreas Schärer. Beide konnten bereits einmal einen 2. Rang im Großen Preis von St. Moritz belegen und warten auf ihren ersten Volltreffer.

Im Rahmenprogramm des St. Moritzer Schlusstags gibt es neun weitere deutsche Starter, die sich über die zwei weiteren Galopprennen und das Finale der Skikjöring-Serie verteilen. Selbst wenn es im Großen Preis von St. Moritz diesmal nicht mit einem deutschen Sieg klappen sollte, so könnte es somit dennoch Anlass für Jubel geben. Insbesondere die am letzten Sonntag erfolgreiche Bona-Stute Mombasa (Adrian von Gunten) aus dem Quartier von Peter Schiergen (s.  auch Deutsche Zucht im Ausland) schickt sich im Skikjöring-Rennen an, zu einer Spezialistin in diesem Metier zu werden. Ein erneuter Erfolg würde ihrem Steuermann Adrian von Gunten den Gesamtsieg sichern und den Titel „König des Engadins“ verschaffen.

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