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Serie "Das perfekte Auktionsangebot" Teil VI: Fütterung, Pflege und letzte Vorbereitungen vor der Auktion

Autor: 

Philipp Graf von Stauffenberg

TurfTimes: 

Ausgabe 123 vom Freitag, 16.07.2010

In sieben Wochen steigt der wichigste Auktionstermin des Jahres in Deutschland: Die BBAG-Jährlingsauktion am 03. und 4. September in Baden-Baden. "Das perfekte Auktionsangebot" lautet der Titel einer mehrteiligen Serie, die unser Gastkolumnist Philipp Graf von Stauffenberg aus diesem Anlass für uns schreibt. Heute der vorletzte Teil, in es um die Fütterung, die Pflege und die sonst noch anstehenden letzten Vorbereitungen - vom Hufschmied bis zum Tierarzt - gehen. 

Fütterung

Der Fütterung kommt eine ganz besondere Bedeutung zu, da sie zu den massivsten Veränderungen bei der „Produktion“ eines jungen Pferdes führen kann. Wie schon in allen Phasen der Entwicklung zuvor ist es wichtig, auch hier parallel zur  Arbeit einen guten langsamen Übergang zur sehr intensiven Fütterung zu schaffen und nicht auf einmal zu pushen. Es ist Gott sei dank zu beobachten, dass die Jährlinge nicht mehr (nur) pro kg Körpermasse bezahlt werden, sondern erkennbare muskuläre Fitness eine grosse Rolle spielt. Schlussendlich soll ja auch mehr ein Athlet und nicht nur ein Showpferd verkauft werden.

Hier kommt auch wieder insbesondere die bisherige Haltung zum Tragen. Jährlinge, die bis dato auf gut versorgten Weiden Tag und Nacht draussen waren, die ihre Körpersubstanz durch gutes Gras, eventuell entsprechende Zufütterung und vor allen Dingen viel Bewegung aufgebaut haben, brauchen jetzt nicht (ungesund) mit irgendwelchen Unmengen an Futter gestopft zu werden – sie haben schon auf natürlichem Wege  genügend Muskelmasse und Substanz.

Die Fütterung in der Vorbereitungsphase wird also idealerweise unter dem Aspekt gesehen, dass es nur das ersetzen bzw. ergänzen soll, was wir durch den eingeschränkten Weidegang verlieren, was durch die Arbeitsbelastung zusätzlich an Bedarf notwendig ist und ein gewisses Substanzpolster für die stressigen Auktionstage schafft.

Es gibt heute verschiedene absolut qualitätvolle speziell für diesen Zweck zusammengesetzte Allein- bzw. Zusatzfutter. Wichtig ist vor allen Dingen, dass man auf hochwertige Proteinversorgung, entsprechend der Entwicklung mineralstoffreiche Abdeckung und einen niedrigen Kohlehydratanteil achtet. Je besser die notwendigen Inhaltsstoffe aufgeschlüsselt sind und verwertet werden können, desto weniger sind negative Auswirkungen auf die Verdauung und gesamte Entwicklung zu erwarten. Dann wird kein fetter,  aber schlaffer und damit auch ungesunder Jährling produziert.

Schwerer Hafer, bestmögliches Heu, kaltgepresstes Leinöl und Malz sind die weiteren Basiselemente dieser speziellen Auktionspferdefütterung.

Die Jährlinge sollten kleine Portionen je nach Arbeit steigernd bis in der Regel 4mal bekommen. Individuell sind manchmal auch 5 Portionen notwendig. Das letzte Futter kann dann spät abends draußen auf dem Paddock gegeben werden. In Teil V dieser Kolumne war ja schon darauf hingewiesen worden, dass die Haltung – Hengste erst in Kleingruppen und dann auf Einzelpaddocks, Stuten können in Kleingruppen zusammenbleiben – zumindest über Nacht auf Gras einen sehr positiven Einfluss nicht nur mental hat. Dadurch, dass die Jährlinge noch Zugang zu reichlich Gras haben, kann die Menge des Krippenfutters geringer gehalten werden. Zu beachten ist auch, dass die Portionen vor den Trainingsbelastungen kleiner zu halten sind bzw. zwischen Fütterung und Trainingseinheit dann eine entsprechende Pause einzuplanen ist.

Man muss bei dieser Art der Fütterung (viel Gras) daran denken, dass die Jährlinge gerade bei der Auktion viel Wasser und entsprechend Körperfülle verlieren.

Eine, jetzt wöchentliche, Gewichtskontrolle hilft, die Entwicklung entsprechend gesichert zu verfolgen.

Wichtig in der Vorbereitungszeit, aber dann auch speziell bei der Auktion ist es, dem Elektrolyt- und Salzverbrauch Rechnung zu tragen. Gerade an den extrem heißen Tagen, die mit viel Schwitzen (besonders dann auch beim Longieren) verbunden sind, sollte man daran denken, dem entgegen zu wirken.

Pflege

Im Grunde genommen braucht das Fell der Jährlinge, die top versorgt sind, rein theoretisch kaum gepflegt zu werden – sie fangen aus sich selbst heraus an, wie eine „Speckschwarte“ zu glänzen.

Tägliches Striegeln, Ablappen, Bürsten der Mähnen, Schweif verlesen, Abwaschen nach dem Longieren (warmes Wasser) ist dennoch obligatorisch. Die Pferde sollten eigentlich überall perfekt zu berühren sein und sich überall putzen lassen. Es gibt aber bei der Auktion immer wieder Anbieter (es sind meist dieselben), deren Jährlinge an den Hauptkörperpartieen perfekt geputzt sind, aber die neuralgischen Punkte (Kopf – Ohren, Hinterbeine – Innenseiten Unterschenkel) schmutzig sind, da sich die Pferde dann unter Stress doch nicht mehr putzen lassen.

Für die perfekte  Schnellreinigung zuhause, aber auch dann auf der Auktion, ist das Abreiben mit möglichst heissen Handtüchern sehr gut geeignet.

Auch das Einsprühen mit Wasser (für Glanzspray) üben.

Wichtig ist die Pflege der Beine. Unter Umständen reagiert der eine oder andere Jährling auf das Pensum der Arbeit mit Gallen, gefüllten Beinen oder gereizten Sehnenscheiden, usw. Daher ist eine intensive Kontrolle und entsprechend frühes Agieren eminent wichtig. Ob man Spiritus einsetzt oder die in allen Variationen zur Verfügung stehenden Kühlmittel, spielt im Endeffekt wahrscheinlich keine Rolle.

Regelmäßig lockeres Einflechten der Mähnen unterstützt, dass die Mähne gleichmäßig auf einer Seite (idealerweise rechts) liegt. Die Zöpfe sollte man maximal 3-4 Tage drin lassen, damit die Haare nicht brechen.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Hufpflege. Es ist sinnvoll mit z. B. Keratex Hoof Hardener gegen die verstärkte Abnutzung der unbeschlagenen Hufe vorzugehen und den Tragrand 3x die Woche zu pinseln. In das Saumband sollte man regelmässig Lorbeeröl einmassieren, um das Hufwachstum zusätzlich anzuregen.

Im Stress der Auktion kommt einem zu Gute, wenn die Pferde sich zuhause alles ohne Probleme gefallen lassen.

Schmied

Es gibt auch hier keine generelle Regel, sondern es hängt vor allem von der Hufstruktur und der Korrektheit und der Art der Arbeit ab. Erleichternd ist, wenn man sich einen entsprechenden Plan für die Vorbereitungsphase macht und vom Auktionstermin rückwärts rechnend grob die Termine für das Berunden/Beschlagen festlegt.

Das Beschlagen sollte das letzte mal 5-6 Tage vor der Abreise nach Baden-Baden erfolgen. Dann bleiben noch genügend Tage vor der ersten Präsentation um eventuelle Problematiken zu beseitigen. Ob man die Jährlinge zuvor ein oder zweimal beschlägt, hängt von der jeweiligen Hufstruktur, dem Umfang und der Art der Arbeit, aber auch den Bodenbedingungen auf dem jeweiligen Betrieb ab.

Zumindest vorn sollten alle Jährlinge beschlagen sein. Der Abrieb durch das ständige Drehen beim Vorführen vor den Boxen in Baden-Baden macht es notwendig. Gerade bei den hellen Hufen oder etwas schlechterer Struktur, kann ein Beschlag auch an den Hinterhufen ratsam sein, damit die Jährlinge nicht irgendwann auf dem „Leben“ gehen.

Wichtig ist es, am Auktionstag einen möglichst großen breiten Huf zu haben, den der Jährling „plan“ aufsetzt.

Wie in allen anderen Bereichen auch, ist aber bei entsprechend langfristiger Vorbereitung nur noch das Feintuning notwendig. Gravierende Korrekturen sind nicht angebracht und führen in der Regel unter der Belastung zu Veränderungen bzw. Auftreibungen an den Gelenken. 

Werbung, Katalogupdates

Wichtig ist, dass man beobachtet, was im Pedigree passiert. Was der Vater leistet wird in der Regel nicht übersehen, aber Geschwisterleistungen oder besondere Leistungen in der Verwandtschaft sollte man schon wissen und dann unter Umständen auch in Anzeigen, Handouts oder Boxenaushängen verwenden, wenn sie nach Katalogschluss erfolgt sind. Als Anbieter sollte man zumindest wissen, beim wem die noch nicht gelaufenen Geschwister in Training sind – kurzum der nachfragende Interessent sollte über alle nicht aus dem Katalog unmittelbar heraus zu lesenden Informationen in Kenntnis gesetzt werden können.

Gut ist es insbesondere auch, wenn man auf Erfolge von verkauften Pferden hinweisen kann. Es hilft für die Auktion wenig, wenn in den eigenen Farben viele Erfolge da sind, die Pferde aber im Ring entweder nicht verkauft wurden oder gar nicht angeboten worden sind. Schnell haftet einem der Ruf an, die besten Pferde sowieso nicht zu verkaufen.

Ob, wie oft und in welchen Publikationen geworben wird, hängt vom entsprechenden Budget, den zu erwartenden Verkaufsergebnissen und nicht zuletzt der Qualität des Angebots ab.

Röntgen, Endoskopie

In der Regel bewährt es sich, Röntgenaufnahmen und endoskopische Untersuchungen im heimischen Gestüt in der Woche vor der Auktion durchführen zu lassen. Gerade bei den höherwertigen Jährlingen, die schon im Frühjahr kontrolliert wurden, sollte es eigentlich auch keine Überraschungen mehr geben.

Wichtig ist, dass der Tierarzt gut verwertbare Aufnahmen aus den richtigen Winkeln macht!

Wie viele Aufnahmen man zur Auktion bringt, hängt unter anderem auch vom Wert des Pferdes ab. 36 Aufnahmen sind nur für die Toppferde zwingend notwendig, bedeuten aber auch ein Maximalmass an Absicherung des Verkäufers in Hinsicht auf die Rückgabemöglichkeit durch eventuelle Vorschädigungen.

Die BBAG empfiehlt minimum 14/16 Aufnahmen
Vorne und hinten beiderseits:  
Fesselgelenk 90       
4
Beide Sprunggelenke  
je ca. 90 – 115°  
2
Beide Sprunggelenke  
je ca. 45 – 70°
2
Beide Carpalgelenke gebeugtje ca. 90°                    
2
Beide Carpalgelenke stehend0°  
2
Beide Knie jeweils 90 – 115°  
 2
Beide Knie jeweils 180   
 2

 Die Endoskopische Untersuchung sollte möglichst unsediert/ansonsten mit Angabe durchgeführt werden. Zumindest 3 Atemzüge und das durch Klopfen auf den Brustkorb hervorgerufene Flappen sollten gut erkennbar sein.

Die letzten Vorbereitungen und die Auktion selbst folgen im letzten Teil.

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