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Second Season Sires 2010

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 145 vom Freitag, 17.12.2010

In der vergangenen Ausgabe hatten wir uns mit den „first season sires“, den Hengsten in Europa mit dem jeweils ersten Jahrgang auf der Bahn beschäftigt. Diesmal wollen wir den Blick auf die „second season sires“ richten, den Hengsten, deren erster Jahrgang jetzt dreijährig ist, bei denen im Grunde schon klar ist, in welcher Straße sie wohnen. So fällt beim Blick auf die Statistik auf, dass bei dem einen oder anderen Hengst der Daumen schon gesenkt wurde – sie genügten einfach nicht den Ansprüchen. Zum anderen ist aber auch festzuhalten, dass es sich im Einzelfall um “späte“ Hengste handelt, denen durchaus noch eine Chance gegeben werden kann. In die Kategorie der Vererber, deren Nachkommen einfach noch nicht so früh zur Hand sind, fallen auch mehrere deutsche Deckhengste, zu denen später noch mehr zu sagen sein wird.

War es bei den Nachwuchshengsten mit Iffraaj ein Darley-Hengst, der die Rangliste anführt, so sind es bei den schon etwas etablierten Hengsten gleich zwei Vererber aus der Zuchtabteilung von Scheich Mohammed, die im Jahr 2010 prägend waren: Shamardal (Giant’s Causeway) und Dubawi (Dubai Millennium). Beide hatten die Spitzenpositionen bereits vor Jahresfrist inne, aber ihre Nachkommen zeigten, dass sie nicht nur Frühreife besitzen, sondern dass sie ihre Klasse auch in fortgeschrittenem Alter zeigen können.

Das hat zumindest Konsequenzen bezüglich der Decktaxen. Der im irischen Kildangan Stud stehende Shamardal kostet 2011 50.000 €. Begonnen hatte er an gleicher Stelle 2006 mit 40.000 €, 2008 stand er ein Jahr für 25.000 £ in Dalham Hall, die letzten beiden Jahre dann wieder in Irland, für 20.000 €. Dubawi begann für 25.000 £ in Dalham Hall, tauschte 2008 mit Shamardal, kostete damals in Kildangan 40.000 €, die letzten beiden Jahre in England dann 15.000 bzw. 20.000 £, im kommenden Jahr 55.000 £. Bei beiden ist trotz der Tatsache, dass sie jetzt zu den teuersten Hengsten Europas gehören, längst das Schild „ausverkauft“ an die Stalltür gehängt worden. Das hat auch damit zu tun, dass die Maktoums selbst diese Hengste natürlich selbst stark unterstützen. Beide sind auf rund 150 Stuten limitiert, etwas mehr als die Hälfte davon werden von Scheich Mohammed, Shadwell und Rabbah Bloodstock kommen. Die Qualität der fremden Stuten dürfte dementsprechend sein, weswegen auch in den kommenden Jahren beide eine tragende Rolle in der europäischen Zucht spielen sollten.

Die Nummer eins der Statistik ist Dubawi, dessen bisher bester Nachkomme der im kommenden Jahr im Tweenhills Farm & Stud stehende Makfi war, zweifacher Gr. I-Sieger und das beste Beispiel dafür, dass man mit übersichtlichem finanziellen Einsatz ein Klassepferd kaufen kann. Vor gut einem Jahr kostete er bei Tattersalls rund 30.000 €, war von Shadwell aussortiert worden und wurde eines der besten Meilenpferde der Saison 2010. Inzwischen steht er im Besitz der gerade in den letzten Wochen auf anderen Sektoren in die Schlagzeilen gekommenen Al Thani-Familie aus Katar. Bis heute ist Dubawi Vater von 14 Gruppe- und neun Listensiegern, auch in Australien, wo er mehrfach im Sommer stand. Sein Jahrgang 2010 ist im Übrigen nicht ganz so stark ausgefallen, gerade einmal 68 Stuten hatte er 2009 gedeckt, das hat sich inzwischen aber geändert, schon 2010 standen wieder weit über 150 auf seiner Liste. In Deutschland hat er im 2007er Jahrgang die listenplatziert gelaufene Douala, bei den jetzt Zweijährigen den siegreichen Ebbesloher Eigelstein sowie zwei „Schläfer“ bei Andreas Wöhler, die Kamsin-Schwester Kapitale aus Karlshof und den Wurftaube-Sohn Waldpark aus Ravensberg. Dubawi war selbst ein erstklassiger Meiler, er vererbt aber durchaus auch Stehvermögen, wie die Sieger seiner Söhne Monterosso (King Edward VII Stakes) oder Prince Bishop (Prix du Conseil de Paris) über weite Distanzen beweisen.

Wie an dieser Stelle schon mehrfach ausgeführt haben die deutschen Nachkommen von Shamardal ein gutes Stück zu seiner herausragenden Position in der Statistik beigetragen. Er ist Vater von bisher 14 Gruppe- und zwölf Listensiegern, darunter sind Lope de Vega, der nächstes Jahr in Irland aufgestellt wird, Zazou und Elle Shadow, hinzu kommt der mehrfach Gr.-platzierte Noble Alpha. Fairerweise muss man sagen, dass Shamardal seine Deckhengst-Karriere früher als Dubawi begann. Nach seinem Sieg in den damals in York ausgetragenen St. James’s Palace Stakes (Gr. I) im Juni 2005 musste er seine Rennlaufbahn verletzungsbedingt beenden, wurde im Sommer dann noch kurzfristig bei Darley Australia eingesetzt. Sicher war er, der in Chantilly den Prix du Jockey-Club (Gr. I) über 2100m gewann, kein großer Steher, aber seine Nachkommen haben mit Distanzen von 2000 Meter keine Probleme. Wenn es weiter wird, dann könnte es eng werden, das zeigt exemplarisch Zazou, für den die Derby-Distanz halt ein Tick zu weit wird. Mit Casamento und Dubai Prince hat er für 2011 jedoch zwei klassische Hoffnungen in der Hinterhand.

Coolmore ist in der Statistik mit Footstepsinthesand (Giant’s Causeway) und Oratorio (Danehill) hinter Darley auf den Plätzen zu finden. Der Erstere, Sieger in den 2000 Guineas (Gr. I) in Newmarket, startete mit einer Decktaxe von 25.000 €, nächstes Jahr ist er für vergleichsweise günstige 10.000 € zu haben. Das ist kommerziell nicht uninteressant, zumal er in seinem Rekord bisher drei Gruppe- und vier Listensieger hat, hinzu kommen 14 weitere Black Type-Pferde. Er hat wie das Gros der Coolmore-Hengste aber auch immer sehr große Bücher gedeckt, an die zweihundert Stuten dieses Jahr, es könnte also noch mehr kommen. Deutsche Züchter haben ihn kaum berücksichtigt, bei Peter Schiergen steht der gute Ammerländer Mackenshaw, Mario Hofer hat eine zwei Jahre alte Stute aus Paschberg, die platziert gelaufen ist.

Auch Oratorio, Sieger in drei Gr. I-Rennen auf Distanzen bis zu 2000 Metern, war und ist stets ein sehr populärer Hengst mit dreistelligen Bedeckungen in jedem Jahr. Bei ihm ging es mit 30.000 € Decktaxe los, nächstes Jahr kostet er 9.000 €. Vier Gruppe- und fünf Listensieger stehen in seinem Rekord, in Deutschland hat er einige jüngere Nachkommen, die noch nicht auf der Rennbahn waren.

Ein Standortwechsel ist mit Whipper (Miesque’s Son) vollzogen worden. Er steht nach einigen Jahren in Irland im kommenden Frühjahr in Mezeray in Frankreich, 7.500 € werden für den dreifachen Gr. I-Sieger verlangt. Sein bisheriges Aushängeschild ist Royal Bench, Gr. II-Sieger und aktuell Zweiter in der Hong Kong Mile (Gr. I) in Sha Tin. Zwei Gruppe- und vier Listensieger kann er aufweisen, in Deutschland hatte er die Sieger Browning Dream und Batya auf der Bahn. Azamour (Night Shift) war kein Frühstarter im neuen Beruf, der vierfache Gr. I-Sieger und Champion, der im irischen Gilltown Stud des Aga Khan steht, 2011 für unveränderte 15.000 €, hat vier Gruppe- und zwei Listensieger auf der Bahn, zu den Letzteren zählt der Ebbesloher Lindenthaler, der den Junioren-Preis gewonnen hat, die Capricorn-Stute At First Sight war listenplatziert und es gibt auch noch den versprechenden Idee-Zweijährigen Mi Senor.

Arakan (Nureyev), der im irischen Ballyhane Stud für 4.000 € steht, hat sich seine vordere Position durch den Prix Jean Prat (Gr. I)-Sieger Dick Turpin verdient, Country Reel (Danzig), im französischen Haras du Logis für gleichfalls 4.000 € zu haben, ist mit zahlreichen Siegern solide vom Start gekommen. Motivator (Montjeu) startete 2006 mit einer Decktaxe von 20.000 £ in den Royal Studs, 2010 musste er verletzungsbedingt aussetzen, kehrt für 8.000 £ im kommenden Frühjahr wieder ins Geschäft zurück. Mit Pollenator hat er bisher eine Gr. II-Siegerin, was natürlich noch nicht so ganz aufregend ist. Sein erster Jahrgang, dem auch der Ittlinger Lyssio angehört, war jedoch mit 63 Fohlen relativ übersichtlich. Er hat in Ittlingen und Schlenderhan einige interessante junge Pferde.

Der beste in Deutschland stehende Hengst in dieser Statistik ist der seit 2009 in Auenquelle aktive Doyen (Sadler’s Wells). Er ist gewiss kein Hengst für frühreife Pferde, doch sind eine Gruppe-Siegerin und vier weitere Black Type-Pferde ein guter Start. Aus deutscher Zucht hatte er 2010 die guten Stuten Western Mystic und Glady Romana sowie den zwei Jahre alten Lenz, ein Spitzenpferd in der Slowakei, auf der Bahn. Mamool  (In The Wings), der vor einigen Tagen in Römerhof eingetroffen ist, hatte in seinem ersten Jahrgang 44 Nachkommen, im 90-Kilo-GAG-Bereich stehen die Dreijährigen Lamool, Lucas Cranach und Semina sowie bei den Zweijährigen die „Winterkönigin“-Vierte Lips Poison. Seine Nachkommen sind wie die von Doyen kaum zweijährig zur Hand, verdienen sich aber sicher das Prädikat „nachhaltig“. Königstiger (Tiger Hill) steht ab sofort in Zoppenbroich. So ganz einfach haben sich seine Nachkommen in diesem Jahr nicht getan, aber wie wir schon in unserer letzten Ausgabe ausführten, hat sich die Qualität der ihm zugeführten Stuten deutlich gesteigert. Der Vater von bisher zwei Black Type-Pferden hat so sicher noch nicht alle Karten aufgedeckt.

Schwierig ist die Situation für Martillo (Anabaa) und Sabiango (Acatenango). Beide starteten ihre Karriere in Frankreich, deckten zu Beginn auch nicht gerade aufregende Bücher. France-Galop etwa listet nur 16 jetzt drei Jahre alte Nachkommen von Martillo auf, darunter ist der sechsfache Sieger Spectacle du Mars, viel mehr werden es dann auch nicht mehr. Inzwischen steht er wieder in Frankreich, ist für zunächst ein Jahr in ein Gestüt nahe der Pyrenäen verpachtet worden, die Resonanz soll erstaunlich gut sein. Ähnlich ist die Lage beim Fährhofer Sabiango, der in seinem ersten Jahrgang aber immerhin den 91-Kilo-Hengst Codoor hat. Im Jahrgang 2008 sind in Frankreich nur zehn Nachkommen aufgeführt, was die Ausgangsposition kaum verbessert, doch hat ihn Fährhof in jüngster Zeit bestens unterstützt und mit einer Decktaxe von 2.500 € sollte er wie Königstiger 2011 interessant im Markt positioniert sein.  

Blick nach Nordamerika

Zwei in Europa doch weitgehend unbekannte Hengste beherrschen die einschlägige Statistik in Nordamerika. Es sind Wildcat Heir (Forest Wildcat) und Afleet Alex (Northern Afleet). Die Nachkommen von Wildcat Heir, der für 8.000 $ in Florida steht, haben immerhin über 5,5 Millionen $ gewonnen. Er selbst war ein sehr guter Dirt-Flieger, hat stolze 95 Sieger auf der Bahn, viele jedoch in kleineren Rennen. Höher angesiedelt ist die Klasse der Nachkommen von Afleet Alex, Sieger selbst in den Preakness Stakes (Gr. I) und den Belmont Stakes (Gr. I). Mit Dublin und Afleet Express hat er zwei Gr. I-Sieger in seinem ersten Jahrgang, steht im kommenden Jahr für 25.000 $ auf der Gainesway Farm in Kentucky. Er könnte auf weitere Sicht der interessanteste Hengst in diesem Segment in Nordamerika sein. Der Breeders' Cup Classic (Gr. I)-Sieger Ghostzapper (Awesome Again) hat den Durchbruch dagegen noch nicht ganz geschafft, auch wenn er mit Stately Victor bereits einen Gr. I-Sieger gestellt hat. 2006 stand er für 200.000 $ bei Adena Springs in Kentucky, im kommenden Frühjahr wird er nur noch für 30.000 $ angeboten.

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