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Rogue Runners Derbysieg in Katar

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 399 vom Donnerstag, 07.01.2016

Der deutsche Rennsport hat kurz vor Saisonschluss noch einmal einen Volltreffer gelandet: Eckhard Saurens Rogue Runner (King's Best) aus der Zucht der Stiftung Gestüt Fährhof gewann am 30. Dezember in Doha/Katar in totem Rennen das Qatar Derby, ein mit 500.000 Dollar dotiertes lokales Gr. I-Rennen. Der Wallach aus dem Stall von Trainer Mario Hofer passierte das Ziel auf der Bahn Al Rayyan nach 2000 Metern der Sandbahn gleichauf mit dem von Mike de Kock betreuten Tannaaf (High Chaparral), zwei Längen zurück belegte in einem 16köpfigen Feld der von Michael Figge trainierte Shutterbug (Soldier of Fortune) Rang drei. 

Ein Derby ist ein Derby, egal, ob Wallache mit an den Start gehen können, ob es ein Black Type-Rennen ist oder nicht. Das Qatar Derby ist „nur“ ein lokales Gr. I-Rennen, international wird es, wie unser Pedigree der Woche zeigt, als Listenrennen bewertet. Das dürfte dem Team von Rogue Runner nach dem Halbsieg des Wallachs ziemlich egal gewesen ein, rund 165.000 Euro gab es als Preisgeld für das siegreiche Team, ein bemerkenswerter Erfolg für Eckhard Sauren, Mario Hofer und Eduardo Pedroza.

Der aus der Zucht der Stiftung Gestüt Fährhof Rogue Runner galt schon früh bei seinem früheren Betreuer Andreas Wöhler als besseres Pferd. Bei der BBAG hatte er als Jährling 55.000 Euro gekostet, David Redvers, der Manager von Qatar Racing bekam damals den Zuschlag. Scheich Fahad Al Thanis Unternehmen hat in Deutschland bisher schon einige bemerkenswerte Akzente gesetzt, insbesondere natürlich durch den Ankauf von Karpino (Cape Cross). Derzeit stehen bei Andreas Wöhler allerdings nur noch zwei Dreijährige für Qatar Racing auf der Trainingsliste.

Rogue Runner gewann zweijährig beim einzigen Start in Hoppegaten, ein geplanter Auftritt in Baden-Baden musste aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden. Vergangenes Jahr scheiterte er nach einem Auftaktsieg mehrfach an den Bodenverhältnissen, weiches oder gar schweres Geläuf ist nichts für ihn. Er hatte auch einen erfolglosen Auftritt im Investec Derby (Gr. I), lief in Hamburg im IDEE 146. Deutschen Derby (Gr. I) als Fünfter nicht verkehrt, belegte im Bosphorus Cup (Gr. II) in Istanbul Rang vier. Bei der Vente de l’Arc von Arqana, wohin ihn Qatar Racing geschickt hatte, war er für 80.000 Euro ein sicherlich interessanter Kauf, er wurde anschließend umgehend kastriert, ein Rennen in Deauville war ein guter Aufbaustart. 2000 Meter könnten seine beste Distanz sein, damit steht im natürlich die Welt offen, es dürfte demnächst Richtung Dubai gehen.

Die Mutter Rosa di Brema, wie Danedream eine Lomitas-Stute aus einer Danehill-Mutter, steht seit einigen Jahren auf dem Fährhof. Die Oaks D’Italia (Gr. I)-Zweite kommt aus Italien, wo sie die Gr. III-Siegerin und Listenvererberin Rosa del Dubai (Dubai Destination) und die Listensiegerin Biancarosa (Dalakhani) auf der Bahn hatte. In Deutschland startete sie mit dem mehrfachen Sieger Ragazzo (Footstepsinthesand), der inzwischen für Patrick Monfort in Frankreich steht, danach kam Rogue Runner, dessen Vater King's Best für Darley in Japan deckt. Es folgte die noch nicht gelaufene Redenca (Lope de Vega), die Andreas Wöhler mit wohl erheblichen Ambitionen trainiert, zwei Jahre alt ist Rolando (Campanologist), ein 67.000-Euro-Jährling aus Baden-Baden, Klaus Allofs hat sich an ihm beteiligt. In den kommenden Wochen erwartet Rosa di Brema erneut ein Lope de Vega-Fohlen, es soll ein Hengst sein.

Auf den ersten Blick wirkt das Pedigree nicht besonders spannend, doch lohnt sich ein tieferer Blick. Die neunte Mutter von Rogue Runner ist die 1914 geborene Hollebeck, die in der Zucht von Giuseppe de Montel in Italien wirkte. Dieser war seit den Zwanziger und Jahren einer der führenden Züchter und Besitzer des Landes, damals der große Rivale von Federico Tesio. Hollebeck wurde Mutter von Ortello (Teddy), der 1929 als erstes Pferd aus Italien den Prix de l’Arc de Triomphe gewann. Sein letzter herausragender Vollblüter war der ebenfalls aus dieser Linie stammende Orsenigo (Oleander), der das Derby Italiano in einer 47 Jahre gültigen Rekordzeit gewann und das beste Pferd seiner Generation war. Der Krieg verhinderte allerdings eine internationale Karriere des 1940 geborenen Hengstes, der einem Sprungtausch entsprang. De Montel hatte 1939 seine Stute Ostana (Havresac) zu Oleander nach Schlenderhan geschickt, im Gegenzug besuchte die Schlenderhanerin Arabella Ortello in Italien – das Resultat war der Derbysieger Allgäu. Nach dem Tod von De Montel 1944 gab es in der Familie nur gelegentlich bessere Pferde, jetzt scheint sie zu neuer Blüte zu kommen.

Das Video vom Qatar Derby ist hier zu sehen: Klick!

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