Drucken Redaktion Startseite

Richard Fahey: Der Aufsteiger auf der Insel

Ein eingespieltes Team: Richard Fahey und Paul Hanagan. Foto: John James Clark

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 224 vom Donnerstag, 19.07.2012

Nicht immer ist das Ergebnis des Hauptereignisses eines Samstages, nunmehr dem mit Abstand wichtigsten Renntag einer Woche in England, auch zugleich das „Feel-good“ Ergebnis des Tages. So war es aber am letzten Wochenende, als Mayson mit dem Darley July Cup (1200m, Gruppe I) eines der wichtigsten Sprintrennen Englands, wenn nicht weltweit, gewann. Der 4-jährige Invincible Spirit -Sohn bescherte nicht nur seinem Besitzer David Armstrong, der zugleich sein Züchter ist und Mayson ab dem 3. Lebensmonat mit der Flasche aufziehen musste, den natürlich größten Treffer auf der Pferde-Rennbahn (Armstrong hatte sich zuvor auch u.a. als Tauben-Züchter versucht); der Erfolg des Hengstes war vor allem die (vorläufige) Krönung im Leben zweier  Männer, mit denen der Sieg am engsten verknüpft war: Jockey Paul Hanagan und Trainer Richard Fahey.

Beide feierten hier den ersten heimischen Gruppe I-Triumph, und es sprach Bände über ihre Charaktere zu sehen, wie sehr sie sich vor allem für den anderen freuten. Ein Team für rund 14 Jahre, hatten sich die Wege der beiden zumindest offiziell im Februar 2012  getrennt, als Hanagan den Job als Stalljockey für Hamdan al Maktoum annahm und nach Newmarket umzog. Trotzdem steigt er aber so oft wie nur möglich für Fahey in den Sattel und hatte Mayson, der als 20-1 Außenseiter an den Start kam, auch schon bei seinen beiden vorherigen Siegen in diesem Jahr gesteuert. Mit dem ihm typischen Funkeln in den Augen sagte Fahey dann auch die Frage, wie er ohne seine Nummer Eins im Sattel auskomme: „ Er ist doch immer noch meine Nummer Eins“.

Mayson mit Paul Hanagan beim Sieg in den Pearl Bloodstock Palace House Stakes. Foto: John James ClarkMayson mit Paul Hanagan beim Sieg in den Pearl Bloodstock Palace House Stakes. Foto: John James Clark

Richard Fahey wurde vor 46 Jahren als Sohn eines irischen Elektrikers in Nigeria geboren, hatte also keinerlei familiäre Kontakte zum Rennsport, machte sich als Jockey aber zumindest im Hindernis-Sport einen gewissen Namen, hier war er auch einmal Co-Champion der Nachwuchsreiter. Auf der Flachen mangelte es klar an Talent: "Ich war kein guter Jockey, eigentlich ein richtig schlechter, da habe ich lieber von alleine aufgehört, bevor mich keiner mehr engagieren wollte". 1993 begann er seine Trainer-Laufbahn mit Hilfe seiner damaligen Frau Leila, einer Tochter von Peter Easterby, und acht Pferden. „Wir haben einen Stall mit 17 Boxen von Peter gemietet, und die Lizenz beantragt. Man brauchte zwölf Pferde für eine Lizenz, da haben wir uns vier alte Stuten von Peter geborgt.“ Peter, Bruder von Trainer Mick, der heuer seinen 80. Geburtstag feierte und nach wie vor aktiv trainiert, ist (natürlich) Teil des weitverzweigten Easterby-Clans, dem der Legende nach ungefähr ganz Nord-Yorkshire gehört.

Faheys erster großer Sieger kam 1997, bemerkenswerter Weise in einem Grade I- Hindernis-Rennen in Punchestown mit Noyan. "Noyan tat sehr viel für mich und sein Sieg war eine große Hilfe. Viele Leute trauen sich nicht, ihr Pferd zu einem unbekannten Trainer zu stellen". Danach steigerte Fahey, nach wie vor mit mäßigem Material und ohne die Unterstützung der wirklich großen Besitzer, jedes Jahr seine Zahlen, im Jahr 2000 kam der erste Royal Ascot-Sieger in Form von Superior Premium, der als Sechsjähriger in den Cork and Orrery Stakes , heute ein Gruppe I-Rennen und unter dem Namen Golden/Diamond Jubilee Stakes gelaufen, u.a. Lend a Hand, Monkston Point und Pipalong klar bezwang und erstaunlicherweise auch  20/1 am Toto zahlte. 2005 kam der Umzug zu seiner heutigen Basis, Musley Bank in der Nähe von Malton, direkt neben der A64, und mit dem Umzug – und der Einstellung von Robin O'Ryan, seinem Assistenten (obwohl O'Ryan dieses Wort wohl nicht gerecht wird) folgten Quantensprung um Quantensprung.  2006 gewann das Team Fahey zum ersten Mal über eine Million Pfund an Preisgeldern, eine Summe, die er seitdem jedes Jahr erreicht hat. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Pferde im Training von rund 90 auf ca. 150 (aktuell hat Fahey nach extensiven Investitionen und Neubauten auf der Anlage rund 220 Boxen). 2008 trainierte er zum ersten Mal mehr als 100 Sieger, auch diese Zahl wurde bisher jedes Jahr erreicht; in diesem Jahr steht der Zähler bei 52, aber es sind schon über 1,2 Millionen Pfund an Preisgeld.

Seit fünf Jahren ist er  "Leading Trainer" in York, dem Ascot des Nordens, auch wenn er Mark Johnstons Behauptungen,  Fahey wäre "The king of the North" , vehement verneint. Faheys Trainings-Anlage ist praktisch, pferdegerecht, mit Luft und (zum Teil etwas weniger) Licht, auch umgebaute Kuhställe sind darunter. Der Galopp ist ein langgezogenes "U" und geht einen Berg hinauf, und dies bewältigen die Pferde in der Morgenarbeit in einem beachtlichen Tempo: "Wir nennen das einen Yorkshire-Canter." In den Stallungen gibt es keine Boxenschilder, aber trotzdem kennt jeder jedes Pferd. Ein großes Plus: sein Team, das „beste irgendwo in der Welt“. Viele Engländer und Iren ("Die arbeiten nicht nur für das Geld, sondern weil sie es lieben"), stets herrscht eine gute Stimmung im Stall, und das überträgt sich natürlich auf die Pferde. Neun Jockeys (u.a. Frederik Tylicki) arbeiten mehr oder weniger fest für Fahey, darunter vier Nachwuchs-Jockeys. Der bereits erwähnte Robin O'Ryan (sein Bruder Tom ist Ex-Jockey und Reporter für die Racing Post, er reitet fast jeden Morgen in der Arbeit mit) ist mehr als nur ein Assistent, „der einzige, auf den ich niemals verzichten könnte. Wir haben es auch mit einem jungen Nachwuchs-Assistenten versucht, aber zwischen uns beide passt einfach niemand mehr." 

Die Pferde: Zum Teil von kleinen "Owner-Breedern" (wie Armstrongs Mayson), und immer eher billig. „Wir waren jahrelang der Unterbieter bei den Pferden von Peter Doyle, da wir einfach den gleichen Typ Pferde favorisieren. "Einmal waren wir in Doncaster bei 24 Pferden Unterbieter und kamen sozusagen mit denen nach Hause, die er nicht wollte. Das war schon frustrierend. Inzwischen hat sich das ein wenig gebessert." Auch wenn es zuvor mehr die soliden Handicapper waren, die das Rückgrat für Faheys Erfolg bildeten, so kamen schließlich auch die Pferde, die seinen Namen in Gruppe-Rennen bekannt machten: Anna Pavlova, die eisenharte Stute, Gruppe II-Siegerin und Gruppe I-platziert, Utmost Respect, dessen viel zu früher Tod Fahey noch heute die Tränen in die Augen treibt, Rose Blossom, Gruppe III-Siegerin, die auch in der Goldenen Peitsche lief, natürlich Wootton Bassett, benannt nach dem Ort, durch den gefallene britische Soldaten getragen werden, sein Money-Spinner und erster, aber ausländischer Gruppe I-Sieger in 2010. Nun also Mayson, und mit Mickdaam für Scheich Mohammed bin Khalifa al Maktoum der erste Derby-Starter und auch der erste Kontakt zu „östlichen“ Besitzern. „Das ist nichts besonders, ich bin nur so eine Art Pre-Trainer“ beschreibt Fahey die Zusammenarbeit, „wenn sie gut sind, gehen sie zu Mike de Kock“.

Die Traininganlage von Richard Fahey in York. Foto: John James ClarkDie Traininganlage von Richard Fahey in York. Foto: John James Clark

Andere bekannte Pferde aus der Fahey-Schmiede sind wohl eher Insidern geläufig: Fonthill Road, Greenwich Meantime, Barefoot Lady, Flying Clarets oder die Legende Knot in Wood – sie alle stehen für  besondere Facetten von Faheys Trainer-Können: befreit von den Zwängen der großen Zuchtstätten, werden bei ihm Pferde alt, und zeigen lange Jahre große Leistungen. „Wenn Pferde älter werden, gewinnen sie zu Hause ihre Galopps nicht mehr, einfach, da sie ihren Job kennen. Anna Pavlova hat auch gegen den langsamsten Handicapper zu Hause nicht mehr gewonnen. 'Ich mag dich, du bist mein Freund'. hat sie gedacht, und sich einen schönen Morgen gemacht.  Wir müssen also unsere Schläue mit der der Pferde messen, das ist die intelligente Seite des Trainierens", so Fahey. Das ist Fahey:  voller Energie, immer aktiv, ambitioniert, einer, der nachdenkt und nie stillsteht. „Die Kosten für den Umbau, rund 1,15 Millionen Pfund, sind mir ein wenig davon gelaufen. Aber so habe ich die Motivation zum Arbeiten. Das brauche ich. Am liebsten hätte ich 400 Pferde.“ Fahey ist kein Mann vieler Worte, aber ehrlich und immer gerade heraus. „Die Pferde laufen, wenn sie fertig sind, nicht, wenn es den Besitzern passt. Da muss man ehrlich sein. Ich halte mich so ungern in Owner´s und Trainer's Bars auf, weil ich die Märchenstunden vieler Trainer darin nicht ertrage“.

Und natürlich, über all die Jahre, die Verbindung mit Paul Hanagan, der als junger Nachwuchsreiter 1998 über Malcom Jefferson zu Fahey kam, und blieb, viele dachten, für immer. Zweimal machte vor allem Richard Fahey Hanagan zum Champion-Jockey in England, und Hanagan denkt mit Schaudern an den Moment zurück, in dem er Fahey den Hamdan-Job beichten musste „Richard ist eine Art Vater, Freund und Mentor für mich, wir sind uns sehr nahe. Ich habe dann angefangen zu weinen, aber Richard trug es wie der Mann, der er ist. Er wusste, dass ich diese Chance nutzen musste“. Nun reist Fahey eben verstärkt  in den Süden, und Paul steigt dort in den Sattel der Pferde. Zwei Männer, deren gegenseitiges bedingungsloses Vertrauen zu einer Partnerschaft gewachsen ist, die auch ein paar Meilen mehr nicht aus dem Ruder bringt. Und beide sind noch lange nicht angekommen.

Mehr zu Richard Fahey und seinem Team auch unter: www.racehorse-trainer.com!

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90