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Revanchepartie im Großen Preis von Bayern

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 277 vom Donnerstag, 08.08.2013

Temida mit Filip Minarik tritt im Großem Preis von Bayern in München als Titelverteidigerin an: Das war vor Jahresfrist der erste Gr. I-Erfolg für den Stall Litex und Trainer Miltcho Mintchev. www.galoppfoto.de - Frank SorgeTemida mit Filip Minarik tritt im Großem Preis von Bayern in München als Titelverteidigerin an: Das war vor Jahresfrist der erste Gr. I-Erfolg für den Stall Litex und Trainer Miltcho Mintchev. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Nur eine Woche nach dem von einer prall gefüllten Startmaschine gekennzeichneten Deutschen Stuten-Derby, das zudem unter Sponsorship eines namhaften Unternehmen stand, kehrt an diesem Wochenende die Normalität deutscher Gruppe I-Prüfungen zurück. Mit dem Großen Preis von Bayern (Gruppe I, 2400m, 155.000€) steht am Sonntag eines der Sorgenkinder des deutschen Terminkalenders im Mittelpunkt. Zum zweiten Mal wird die vor 56 Jahren auf der nicht mehr existierenden Gelsenkirchener Rennbahn aus der Taufe gehobene Steherprüfung auf der Galopprennbahn München-Riem ausgetragen, diesmal gänzlich ohne Sponsor, nachdem im Vorjahr ein lokaler Buchmacher sich noch kurzfristig die Namensrechte am Rennen für die Premierenaustragung gesichert hatte.

Wie im Vorjahr - und auch in den letzten Kölner Jahren der Prüfung - ist auch diesmal das Starteraufgebot übersichtlich, nur sechs Vollblüter konkurrieren um die nunmehr bayerischen Gruppe-Lorbeeren. Sechs Gruppe I-Prüfungen hierzulande auf Distanzen zwischen 2200m und 2400m in der Zeitspanne von Anfang Juli und Ende September lassen sich angesichts der gestiegenen Auslandsaktivitäten deutscher Spitzenpferde des Stehersegments und der quantitativ limitierten Schar von Vollblütern, die für diese Rennen überhaupt in Frage kommen, nicht mehr kopfstark bestücken, da das Interesse aus dem Ausland begrenzt ist. Bereits im Vorjahr gänzlich ohne Gast aus dem Ausland ausgetragen, gibt auch diesmal eine rein nationale Auseinandersetzung um den Sieg. Kein Einziger des kopfstark in der Nennungsliste vertretenen Godolphin-Imperiums überlebte den letzten Streichungstermin am Anfang der Woche. Auch der dabei stehengebliebene Brite Joshua Tree verabschiedete sich bei der Vorstarterangabe am Mittwoch und zuletzt wurden die angesichts des kurzen Abstands zum letzten Auftritt in den King George ohnehin überraschenden Startambitionen des Johnston-Schützlings Universal, der bei der Vorstarterangabe bereits mit Jockey angegeben worden war, bei der endgültigen Starterangabe am Donnerstag storniert.

Damit ist das Leitmotiv dieses Rennen eindeutig die Revanche der letztjährigen Austragung, als völlig überraschend die Litex-Stute Temida aus dem Quartier von Miltcho Mintchev in Riem gewann und dabei den Münchener Lokalmatadoren Feuerblitz aus dem Stall von Michael Figge auf Rang 2 - und damit dessen „Standardplatzierung“ in der zweiten Hälfte der letzten Saison - verwies. Die wie im Vorjahr von Filip Minarik gerittene Temida tritt auch diesmal in München an und trifft dabei wieder auf Feuerblitz (Mirco Demuro), doch sind die Vorzeichen dieser Revanchepartie ganz andere als vor einem Jahr. Die 5jährige Oratorio-Tochter wird nach ihrer starken Vorstellung im Großen Preis von Berlin, als sie als Saisondebütantin einen 2. Platz errang, diesmal als Favoritin ins Rennen gehen. Die aktuell gute Stallform ihres Kölner Quartiers verschafft ihr weiteren Kredit.

Für ihren letztjährigen „runner up“ Feuerblitz ist es dagegen ein Neubeginn nach achtmonatiger Pause. Der Big Shuffle-Sohn rangiert bei den Buchmachern dennoch in der Rolle des Ko-Favoriten, was einerseits an den respektablen Leistungen des italienischen Derby-Siegers im letzten Jahr liegt, andererseits aber auch mit der wenig hochklassigen restlichen Konkurrenz zu tun hat.

Der Karlshofer Seismos (Andrea Atzeni) aus dem Stall von Andreas Wöhler konnte nach der Rückkehr aus Dubai zweimal auf Gruppe II-Ebene nichts bewegen und steht auch diesmal vor einem schweren Gang. Bei allem Respekt vor der Karriere des insgesamt schon sechsmal siegreichen Wiedingers Quidamo (Andreas Suborics) ist das Gruppe I-Level eigentlich nicht das Betätigungsfeld des zweiten Münchener Vertreters aus dem Stall von Jutta Mayer. Oberhalb der Listenebene hat sich der 6jährige Monsun-Sohn erst einmal bewegt, als er im diesjährigen Gerling-Preis auf dem 5. Platz landete.

Der bei dieser Gelegenheit in Köln siegreich Ebbesloher Girolamo (Daniele Porcu) enttäuschte danach zweimal, einmal als heißer Favorit im Hansa-Preis und anschließend als Mitfavorit im Großen Preis von Berlin, in dem er fünfeinhalb Längen hinter Temida einkam. Dennoch hätte man in dem 4jährigen Dai Jin-Sohn aufgrund seiner erwiesenen Leistungsstärke in Bestform durchaus einen chancenreichen Kandidaten sehen müssen, wenn sich Andrasch Starke in seinen Sattel geschwungen hätte. Dass sich der Stalljockey am Kölner Quartier von Peter Schiergen für den jüngeren Ebbesloher Empoli und gegen Girolamo entschieden hat, bestärkt die Zweifel, dass Girolamo aktuell nicht seine Bestform zur Hand hat.

Empoli, der als einziger Vertreter des aktuellen Derby-Jahrgangs den in den vergangenen Wochen oft enttäuschenden Kampf gegen die älteren Semester aufnimmt, hat als beste Leistung seiner Karriere einen 2. Platz im Union-Rennen vorzuweisen, im Derby hatte er früh ausgespielt und landete nur auf dem 13. Platz. Mit einem Sieg in München konnte der Halling-Sohn das ramponierte Image des Derby-Jahrgangs aufpolieren und den am letzten Sonntag durch den Erfolg von Vif Monsieur auf Listenebene erkennbaren Aufwärtstrend bestätigen. Noch steht ein Gruppe-Sieg eines Dreijährigen nach dem Derby aus, vielleicht macht Empoli den Anfang.

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