TurfTimes:
Ausgabe 240 vom Donnerstag, 08.11.2012
Stolze 8,5 Millionen $ hatte Ben Leon von den Besilu Stables vergangenen November in Keeneland für Royal Delta (Empire Maker) angelegt, eine schon enorme Summe für die damals drei Jahre alte Stute, die wenige Tage vor der Auktion in den Farben von Palides Investments den Breeders' Cup Ladies' Classic gewinnen konnte. Leon ließ die Stute im Stall von Trainer Bill Mott, sie lief im März im Dubai World Cup (Gr. I), wo sie chancenlos war, gewann im Sommer zwei Gr. II-Rennen und holte sich Ende September die Beldale Invitational Stakes (Gr. I) als Favoritin gegen vier Gegnerinnen.
8,5 Millionen Euro hatte ihr Besitzer für sie investiert: 1.080.000 $ galoppierte Royal Delta mit Mike Smith beiim Breeders' Cup Ladies' wieder rein. www.galoppfoto.de - Petr Guth
So kam ihre Favoritenstellung in dem über 1800m führenden Breeders' Cup Ladies Classic (Gr. I) auf der Sandbahn nicht überraschend. Mike Smith nahm mit ihr sofort das Kommando, konnte auch im Einlauf noch bequem zulegen und galoppierte am Ende doch sehr sicher 1.080.000 $ auf das Konto seines Eigners, zumindest also einen Teil der damaligen Investitionssumme. Es war beim 15. Start ihr neunter Sieg.
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Ihr Vater Empire Maker (Unbridled), ein Juddmonte-Hengst, ist Vater von bislang acht Gr. I-Siegern, in diesem Jahr hatte er auch den von der Audley Farm gezogenen Bodemeister auf der Bahn, Gr. I-Sieger und Zweiter im Kentucky Derby (Gr. I) und den Preakness Stakes (Gr. I). Empire Maker ist allerdings 2010 nach Japan verkauft worden. Die Mutter Delta Princess (A.P. Indy) war zwei- bis fünfjährig achtfache Siegerin, hat drei Gr. III-Rennen gewonnen und war auf dieser Ebene auch noch mehrfach platziert. Mit Empire Way hat sie noch einen Gr. II-platzierten rechten Bruder zu Royal Delta auf der Bahn. Sie ist rechte Schwester der Gr. I-Siegerin Indy Five Hundred und Halbschwester von Biondetti (Bernardini), Sieger u.a. im Gran Criterium (Gr. I). Die Abstammung von Royal Delta ist also ebenfalls hervorragend. Sie soll jetzt wieder in Meydan an den Start kommen, wird zuvor noch ein Vorbereitungsrennen bekommen. Die Vorstellung im März führte ihr Trainer auf den schlechten Rennverlauf zurück.
Zagora für europäische Zucht
In den Breeders' Cup Filly and Mare Turf ist Zagora die Siegerin mit Javier Castellano. www.galoppfoto.de - Petr Guth
Im August 2009 gab Zagora (Green Tune) ein erfolgreiches Debut noch für Yves de Nicolay, doch die Stute, die als Jährling bei Arqana 95.000 € gekostet hatte, wechselte später in den Besitz von Martin S. Schwartz über, dieser gab sie zu Jean-Claude Rouget ins Training. Schwartz, ein amerikanischer Börsenmakler, hat sich auf den Ankauf von Stuten in Europa spezialisiert, sein bisher bester Kauf war der der mehrfachen Gr. I-Siegerin Stacelita (Monsun). Zagora, die Chad Brown trainiert, steht nach ihrem Sieg im Breeders' Cup Filly and Mare Turf (Gr. I) über 1800m der Grasbahn zumindest nicht weit unter Stacelita. Es war der immerhin schon 22. Start der harten Stute, die zehn Rennen gewonnen hat. In Europa war dies dreijährig noch der Prix Vanteaux (Gr. III) und der Prix de Psyche (Gr. III), im Oktober 2010 kam sie in die USA. Dort hat sie inzwischen die Diana Stakes (Gr. I), die Ballston Spa Stakes (Gr. II) sowie zwei Gr. III-Rennen gewonnen. Vor Santa Anita war sie Zweite in den Flower Bowl Invitational Stakes zu der von Roger Varian in Newmarket trainierten Nahrain (Selkirk), die diesmal völlig unterging. Martin S. Schwartz hatte kurzfristig einen Jockeywechsel veranlasst, statt dem zuletzt engagierten Ramon Dominguez war wieder der schon einmal auf Zagora erfolgreiche Javier Castellano engagiert, "der ist mit ihr eine halbe Länge besser", so Schwartz. Hinter Marketing Mix (Medaglia d'Oro) belegte die von William Buick gerittene The Fugue (Dansili) nach wenig glücklichem Rennverlauf Platz drei.
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Jockey Javier Castellano zelebriert den Sieg mit Zagora in den Breeders' Cup Filly and Mare Turf. www.galoppfoto.de - Frank SorgSie ist der beste Nachkomme ihres Vaters Green Tune (Green Desert), der im vergangenen Jahr mit zwanzig Jahren im Haras d'Etreham in Frankreich eingegangen ist. Die Mutter Zaneton (Mtoto) ist nicht gelaufen, sie hat drei andere Sieger auf der Bahn, darunter die listenplatziert gelaufene Zanet (Enrique). Die nächste Mutter, die listenplatziert gelaufene Party Zane (Zafonic) ist Halbschwester des Gr.-Siegers und Deckhengstes Titus Livius (Machiavellian) und von Briseida (Pivotal), die für den Stall Litex die German 1000 Guineas (Gr. II) gewonnen hat. Sie ist jetzt Mutterstute im Britton House Stud von Grischa Gantchev in England. Eine weitere Halbschwester ist die im Gestüt Görlsdorf stehende Party Bloom (Baillamont), Siegermutter mit noch junger Nachzucht im Gestüt.
Flotilla gewinnt für Al Thani
Eine rein amerikanische Sache war der Grey Goose Breeders' Cup Juvenile Fillies (Gr. I) für Zweijährige über 1700m auf Sand. Es gewann die im Besitz der Spendthrift Farm stehende Beholder (Henny Hughes), eine Schwester von Into Mischief (Harlan's Holiday), Siegerin u.a. im Cashcall Futurity (Gr. I). Der 180.000-$-Jährling aus Keeneland setzte sich gegen die bislang noch ungeschlagene Executiveprivilege (First Samurai) und Dreaming of Julia (A.P. Indy) durch. Ihr Vater Henny Hughes, der als Vererber nur sehr zögerlich startete, hatte dieses Jahr bei Darley nur 22 Stuten gedeckt, ist inzwischen nach Frankreich verkauft worden.
Dagegen wurde der Breeders' Cup Juvenile Fillies Turf (Gr. I) über 1600m auf Gras bei seiner fünften Austragung erstmals von einem in Europa trainierten Pferd gewonnen. Die Siegprämie in Höhe von 582.232 $ ging an Scheich Mohammed Al Thani, dessen zwei Jahre alte Stute Flotilla (Mizzen Mast) die in Irland gezogene Watsdachances (Diamond Green) und Summer of Fun (Include) auf die Plätze verwies. Flotilla wird von Mikel Delzangles trainiert, im Sattel saß Christophe Lemaire. Sie war als Jährling für 120.000 € in Deauville ersteigert worden, sorgte an diesem Tag für den zweiten Zuchterfolg von Eric Puerari und Oceanic Bloodstock (Michel Zerolo) neben Zagora. Sie stammt aus der Sinndar-Tochter Louvaine, die in den USA die Miesque Stakes (Gr. III) gewonnen hat, in Frankreich listenplatziert war. Überragend waren die Leistungen von Flotilla in ihrer französischen Heimat im Übrigen keineswegs, sie hatte beim zweiten Start in Clairefontaine ihre Maidenschaft abgelegt, im Prix d'Aumale (Gr. III) war sie Fünfte, im Prix Marcel Boussac (Gr. I) als 260:10-Außenseiterin Vierte, so dass sie auch in Santa Anita zu dreistelligen Odds an den Ablauf kam.
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"Marathon" für Argentinien-Veteran
Eine eher bescheiden besetzte Angelegenheit war der Breeders' Cup Juvenile Sprint, in dem nur fünf Pferde auf der 1200-m-Distanz auf Sand an den Start kamen, mit Ceiling Kitty, trainiert von Tom Dascombe in England, die einzige europäische Teilnehmerin abgeschlagen Letzte wurde. Es gewann der von Wayne Lukas trainierte Hightail (Mineshaft), der bei sechs Starts zuvor noch nie gewinnen konnte.
Im Breeders' Cup Marathon (Gr. II) setzte sich mit dem neun Jahre alten argentinischen Wallach Calidoscopio (Luhuk) das älteste Pferd im 14köpfigen Feld durch. Dabei lag er auf der 2800-m-Distanz teilweise deutlich hinter dem Feld, zeigte gewaltigen Speed. Seit Juni nicht mehr am Start gewesen, war der auch noch älteste Breeders' Cup-Sieger aller Zeiten im Vorfeld des Rennens durch die unkonventionellen Methoden von Trainer Guillermo Santillan aufgefallen, der seinen Schützling fast ausschließlich ohne Reiter longiert hatte. Dabei trug Calidoscopio eine Art Mütze, die ihn vor einer Infektion schützen sollte. Pferd und Team waren bereits vor zwei Monaten nach Kalifornien gereist. Der Vater Luhuk (Forty Niner) wurde einst von John Dunlop für Hamdan Al Maktoum trainiert. Nichts zu bestellen hatte der Ballydoyle-Vertreter Fame and Glory (Montjeu), der früh restlos geschlagen war und mit dem Kurs überhaupt nicht zurecht kam.
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"George" für Ballydoyle
Im Breeders' Cup Juvenile Turf heißt der Sieger George Vancouver mit Ryan Moore. www.galoppfoto.de - Petr Guth
Den einzigen Treffer für die europäischen Ställe am zweiten Tag in Santa Anita landete ein Zweijähriger aus dem irischen Stall von Aidan O'Brien. George Vancouver, auf dem Ryan Moore im Gegensatz zu anderen europäischen Jockeys an diesem Wochenende einen hervorragenden Ritt zeigte, gewann den Breeders' Cup Juvenile Turf (Gr. I) und verschaffte seinem bislang in der Coolmore-Dependance Ashford in den USA stationierten Henrythenavigator (Kingmambo) eine perfekte PR. Der Hengst, aus dessen erstem Jahrgang George Vancouver stammt, steht im kommenden Frühjahr in Coolmore. Sein Sohn war zuvor u.a. Zweiter im Prix Morny (Gr. I) und Dritter in den Dewhurst Stakes (Gr. I) gewesen. Der einstige 140.000-$-Jährling aus Coolmore ist Halbbruder zum mehrfachen Gr.-Sieger und Deckhengst Saarland (Unbridled), die Mutter Versailles Treaty (Danzig) hat vier Gr. I-Rennen gewonnen.
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Einer von nur zwei Siegern aus einem europäischen Stall: George Vancouver mit Ryan Moore und Trainer Aidan O'Brien (rechts). www.galoppfoto.de - Petr Guth
Der Billigkauf Trinniberg
Vor zwei Jahren kostete Trinniberg (Teuflesberg) gerade einmal 1.500 $, war dann auf der Breeze Up-Sale in Ocala mit 21.000 $ auch nicht unbedingt überteuert. Nach zwei Gr. III-Siegen im Frühjahr marschierte man sogar Richtung Kentucky Derby (Gr. I), doch war die dortige Distanz zu weit. Er holte sich anschließend die Woody Stephens Stakes (Gr. II) über 1400m und zeigte im Breeder's Cup Sprint (Gr. I) über 1200m, dass er auf kurzen Strecken erste Wahl ist. Trainer Shivananda Parboo, der den Dreijährigen für die Familie trainiert, und Jockey Willie Martinez sind auch nicht unbedingt täglich nach Gr. I-Rennen bei der Siegerehrung zu finden. Trinniberg stammt aus dem ersten Jahrgang des 3.500-$-Deckhengstes Teuflesberg, ein Gr. II-Sieger, in der mütterlichen Linie sind Black Type-Sieger Mangelware.
Sag's mit Blumen ... Mizdirection mit Mike Smith nach dem Breeders' Cup Turf Sprint. www.galoppfoto.de - Petr GuthIm Breeders' Cup Turf Sprint (Gr. I) über 1200m der Grasbahn war mit Ausnahme des früh geschlagenen Starspangledbanner (Choisir) erstaunlicherweise kein europäischer Teilnehmer am Start. Hier gewann die vier Jahre alte Stute Mizdirection (Mizzen Mast) für eine vielköpfige Besitzergemeinschaft den Siegpreis von 540.000 $. Den Breeders' Cup Filly & Mare Sprint /Gr. I) sicherte sich die klare Favoritin Groupie Doll (Bowman's Band) durch, während die Breeders' Cup Dirt Mile (Gr. I) an einem mit großen Rennen fast schon inflationär besetzten Tag an den Außenseiter Tapizar (Tapit) ging.
89.742 Zuschauer waren an den beiden Tagen vor Ort, ein Rückgang von rund 15 % gegenüber dem Vorjahr, doch fehlte es in diesem Jahr auch an herausragenden Stars vom Schlage einer Zenyatta. Auch der Wettumsatz von 144 Millionen $ war um zehn Prozent unter der vorjährigen Marke, doch litt die Außenwette auch unter dem Hurricane Sandy, der den Wettbetrieb an der Ostküste nachhaltig störte. Angesichts dieser Umstände zeigte sich der Veranstalter trotzdem mehr als zufrieden.
Außenseitersieg durch Tapizar mit Corey Nakatani in der Breeders' Cup Dirt Mile. www.galoppfoto.de - Petr Guth
