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Post aus Prag: Zazou wird Deckhengst im Zentrum Darhorse in Krabcice

Zazou hat eine Deckhengstbox in Tschechien bezogen. www.galoppfoto.de

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 394 vom Donnerstag, 19.11.2015

Es passiert nicht gerade oft, dass die „Racing Post“ über einen von den etwa dreißig in Tschechien aufgestellten Deckhengsten die berichtet. Eine Ausnahme gab es diese Woche und sie heißt Zazou (Shamardal). Der inzwischen achtjährige Gr. I-Sieger aus der Zucht der Stiftung Gestüt Fährhof wird 2016 im Zentrum Darhorse in Krabcice unweit der deutschen Grenze für 20.000 Kronen (ca. 740 Euro) decken. Über die Karriere des im Premio Roma (Gr. I) und Union-Rennen (Gr. II) siegreichen Hengstes, der auch Zweiter im Deutschen Derby, Dritter im Criterium de Saint-Cloud und Hong Kong Cup oder Fünfter im Dubai World Cup war, muss man nicht viele Worte verlieren. Er gehörte zu den ganz Harten, die sich auch trotz verschiedener gesundheitlicher Probleme praktisch die ganze Karriere über auf Top-Level halten konnten.

In seiner letzten Saison war der Ex-Schützling von Mario Hofer und Waldemar Hickst im Training des in Krabcice tätigen Arslangirej Savujev. Als er nach einer längeren Pause letzten August in einem Ausgleich II in Karlsbad erschien, stieß Zazou auf große Bewunderung. „So ein Pferd hat man hier schon lange nicht gesehen, ein toller Hengst…", konnte man mehrmals in der Zuschauermenge am Führring in der Sprudelstadt hören. Zazou löste die Aufgabe im Aufbaurennen ohne größere Probleme und siegte um eine 3/4 Länge vor dem dreijährigen Star Tamarind Cove (Galielo) und das war definitiv sein letzter Sieg. Drei Wochen später folgte noch ein Start im Großen Preis von Prag, wo er nach einem unglücklichen Rennen Dritter wurde, um eine halbe Länge von Tamarind Cove und dem Stallgefährten Dashing Home (Dashing Blade) geschlagen. Danach war definitiv Schluss. „Er hat seine Jahre und einfach keinen Spaß mehr an Rennen", meinte Savujev.

Ähnlich wie die anderen Pferde im Besitz von Ramzan Kadyrow konnte Zazou nur in Tschechien und der Slowakei starten, letztendlich hat man sich für das Karriereende entschlossen. Zazou debütiert in derselben Zucht wie sein Stallgefährte und Vorgänger Mikhail Glinka (Galileo). Neben dem Trainingszentrum, wo außer Savujev noch der amtierende tschechische Trainerchampion Allan Petrlík arbeitet, gibt es nämlich in Krabcice auch das gleichnamige Gestüt. Unter dem Decknamen Darhorse verbirgt sich der tschechische Unternehmer Rostislav Kopecký, der in den letzten fünf Jahren wahrscheinlich die beste Gruppe von Mutterstuten im Lande zusammengebracht hatte. Unter ihnen befinden sich mehrere Blacktype-Stuten wie Leo Gali (Galileo), Blessyourpinksox (Cadeaux Genereux) oder Corcovada (Captain Rio). Die Ambitionen sind, nicht nur für den tschechischen, sondern auch für den ausländischen Markt zu züchten. Neben Zazou und Mikhail Glinka decken in Krabcice noch der amerikanische Gr. I- Sieger Midships (Mizzen Mast) und Bully Pulpit (Pulpit).

Das Saisonsende hat in Tschechien einen bitteren Beigeschmack, nachdem bekannt wurde, dass sich unter den drei Pferden mit positiven Dopingtests aus dem Oktober-Meeting in Pardubice auch der Sieger der Großen Pardubitzer Nikas (Scater) befindet. Der von Stanislav Popelka trainierte Wallach wurde positiv auf Koffein getestet und man wartet jetzt auf das Resultat der B-Probe. Der Stall bestreitet jegliche Absicht und spricht von möglicher Kontamination des Futters, musste aber mehrere Tage mit starkem Medieninteresse kämpfen. Das bisherige Highlight war in einer Tageszeitung zu sehen, die einen jungen Reporter in die Trainingszentrale von Popelka schickte, um festzustellen, dass Nikas in einer ziemlich düsteren Gegend zuhause ist, wo im November stets Nebel herrscht und man richtig Angst bekommt. Fakt ist, dass neben Nikas noch ein zweites Pferd von Popelka positiv auf Koffein getestet wurde, und zwar der leichte Sieger am ersten Tag des Meetings Čáriray (Ray Of Lig Marek Stromský ht).

Dem siegreichen Jockey Marek Stromský droht nun, dass er der erste Reiter in der Geschichte des Rennens sein wird, der zweimal als Sieger disqualifiziert wurde. Nachdem er 2008 am falschen Ende eine Wendefahne passierte, hat er diesmal alles richtig gemacht und muss trotzdem wieder um seinen Sieg bangen. "Wir warten ab. Ich hoffe, dass alles wieder gut wird. Ich habe zwar schon bessere Zeiten erlebt, aber bin trotzdem nicht am Boden zerstört. Für mich zählt am meisten meine Familie, die Große Pardubitzer ist letztendlich nur ein Rennen", sagte Stromský vor wenigen Tagen. Die Turfszene hat er auf seiner Seite.

Martin Cáp

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