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Post aus Prag: Unter Verdacht!

Nikas im Ziel der "Großen Pardubitzer" 2015. www.galoppfoto.de - Petr Guth

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 393 vom Donnerstag, 12.11.2015

Gerade einmal vier Tage war die tschechische Saison vorbei, als eine Nachricht kam, die den Rennsport prompt wieder auf die Titelseiten brachte. Leider auf eine negative Weise, denn es gibt zwei positive Dopingproben während des Oktober-Meetings zur Großen Pardubitzer. Der Tschechische Jockey Club wollte bis auf weiteres nichts kommentieren und verwies auf eine Pressenachricht am kommenden Freitag. Vielleicht nicht die beste Strategie, denn es gibt bereits erste „Leaks“ in den Medien. Bisher ohne Namen, aber einer von den zwei Fällen sollte einen Zusammenhang mit dem Hauptrennen, also der Großen Pardubitzer, haben.

Wenn sich diese Indizien bestätigen sollten, steht der Rennsport in Tschechien vor einem schweren Imageschaden, denn das Pardubitzer Meeting ist ohnehin die einzige Turf-Aktion, um die sich die breite Öffentlichkeit interessiert. In der 125-jährigen Geschichte des Rennens gab es bisher drei Disqualifikationen, zwei davon im 20. Jahrhundert. Im Jahre 1920 hat der Sieger Jonathan das damalige Zeitlimit überschritten, und vor sieben Jahren wurde der erste im Ziel Amant Gris wegen Nichteinhaltung des Rennkurses disqualifiziert. Im Sattel war damals Marek Stromský, der dieses Jahr mit dem Außenseiter Nikas siegte.

Es ist derzeit nicht der einzige Dopingfall, der in Tschechien auftritt. Erst vor einigen Tagen wurde offiziell bekannt, dass die Stute Sky Arrow nach ihrem August-Sieg in einem Ausgleich III auf der Rennbahn Most positiv auf Furosemide und Clenbuterol getestet wurde. Der in Brünn stationierte Trainer Josef Vymazal hat für 10 Monate seine Lizenz verloren und Sky Arrow, die sich im Stall Ihres Besitzers befindet, auf dieselbe Zeitdauer distanziert.

Alles in allem ein bitterer Anfang der Winterpause für den Sport, der sonst auf eine erfolgreiche Saison mit wachsenden Geldpreisen und Zuschauerzahlen zurückblicken kann. Das Jockeychampionat holte zum dritten Mal hintereinander der junge Kasache Bauyrzhan Murzabayev, Stalljockey bei Arslangirej Savujev. Bei den Trainern siegte mit einem starken Finish Allan Petrlík, der genau wie Murzabayev sein letztjähriges Championat verteidigen konnte, aber im Gegensatz zu ihm vor der Saison das Quartier gewechselt hatte und derzeit im Trainingszentrum Darhorse in Krabcice, unweit der deutschen Grenze, tätig ist.

In Hindernisrennen blieb alles beim Alten – Josef Vána ist auf der Spitze der Trainer seit 1994 und auch dieses Jahr wurde er wieder leicht und locker Trainerchampion. Viel interessanter war die Situation unter den Jockeys, wo die Nr.2 am Vana-Stall Jan Kratochvíl eine tolle Saison hinlegte und mit großem Vorsprung den vor allem in Italien tätigen Josef Bartos schlug.

In Polen und Ungarn gibt es noch zwei Renntage, doch der polnische Jockey-Champion steht bereits fest. Tomás Lukásek wird mit seinem Vorsprung nicht mehr zu schlagen sein und da sein Hauptkonkurrent Sczcepan Mazur derzeit in Dubai reitet, kann sich der Tscheche schon über sein erstes Championat freuen. Lukásek wollte eigentlich zuhause reitet, wo er auch im Stall von Zdeno Koplík tätig ist, aber seit dem Sommer war klar, dass er mehr Angebote aus Polen bekommt. „Der Level in Tschechien und Polen ist etwa gleich, aber die großen polnischen Rennen sind besser dotiert,“ meinte Lukásek diese Woche im Gespräch mit dem Fachportal Galopp Reporter.

Er müsste dieses Jahr nicht der einzige Jockey-Champion aus Tschechien sein. Václav Janácek ist auf gutem Wege zur Titelverteidigung in Spanien und es bleibt abzuwarten, ob auch Filip Minarik in Deutschland von seiner großen Form in den nächsten Wochen noch profitieren kann.

Martin Cáp

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