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Post aus Prag: Start der tschechischen Rennsaison in Mimon

Der Doyen-Sohn Manifestation gewinnt am Sonntag unter Dusan Andres das Jagdrennen in Bratislava. Foto: Peter Lukac

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 413 vom Donnerstag, 14.04.2016

Am Samstag beginnt die tschechische Rennsaison in Mimon. Das ist kein Tippfehler. Da die ersten zwei April-Renntage in Prag wegen den Unstimmigkeiten einiger Veranstalter mit dem Jockey Club abgesagt wurden, finden die ersten diesjährigen Rennen auf der kleiner Provinzbahn unweit der deutschen Grenze, mit einer Länge von gerade 1200 Metern und dem berüchtigten scharfen ersten Bogen, wo schon manches Rennen entschieden wurde. Erst einen Tag später öffnen sich dann die Pforten der Prager Rennbahn Velká Chuchle. Die ungewohnte Situation bescherte Mimon bedeutend mehr Starter als sonst und ein gut besetztes Hauptrennen mit dem Fünften aus dem Dresdner J.J. Darboven Herbstpreis Equestr (Sinndar) am Start.

Das dürfte nicht nur das immer enthusiastische Publikum, das den Pferden bereits beim Probegalopp applaudiert, sondern auch den neuen Besitzer der Anlage Miloslav Vrlicek freuen. Der im Fahrsport tätige Unternehmer kaufte vor einem Jahr die Rennbahn mit dem dazugehörenden Gestüt und hat mit der tatkräftigen Unterstützung des Trainers Filip Neuberg die Turftradition im kleinen Ort wiederbelebt. Vor 1989 hatte das hiesige Gestüt in der Tschechoslowakei einen guten Namen und züchtete mit Taran und Trocadero sogar zwei Derbysieger, für den zweiten wurde 1985 aus der DDR Jockey Jochen Potempa geholt. Nach der Wende war das Gestüt in privaten Händen, mit mäßigem Erfolg deckten hier unter anderem Laroche und Suestado. Im Laufe der Zeit schrumpfte die Zucht immer mehr, bis sie eingestellt wurde. Mit dem Steepler Sekundant (Signe Divin) ist ein in Mimon geborenes Pferd noch in Deutschland aktiv, in den letzten Jahren vor dem Verkauf war das Gestüt mehr als die Trainingszentrale von Arslangirej Savujev bekannt, der in Mimon unter anderen den Darley Oettingen-Rennen-Sieger Shamalgan (Footstepsinthesand) vorbereitet hatte.

Der Stalljockey von Savujev und tschechischer Jockeychampion der letzten drei Jahren Bayurzhan Murzabayev hat während des Wartens auf die neue Saison ein neues Betätigungsfeld in Ungarn, Deutschland und Frankreich gefunden. Der aus Kazakhstan stammende Reiter konnte in den letzten zwei Wochen drei Rennen in Budapest gewinnen und stieg mehrmals auch für die Berliner Trainerin Eva Fabianova in den Sattel, für die er auch am Samstag in Dresden reiten wird. Murzabayev soll nächste Woche wieder in den tschechischen Rennbetrieb zurückkehren und von Savujev künftig mehr Ritte in Blacktype-Rennen erhalten. Das junge Talent hatte aber nie bestritten, dass er einmal gerne sein Glück westlich von Tschechien versuchen will. Ähnlich wie sein Kollege aus dem Prager Jockeyzimmer Milan Zatloukal, der dieses Jahr als Stalljockey von Miro Weiss in der Schweiz tätig sein wird.

Seinen ersten Renntag hat inzwischen das slowakische Bratislava hinter sich. Gleich zwei Rennen wurden von Jirí Palík gewonnen, der dieses Jahr wieder vor allem in Tschechien und der Slowakei reiten wird. Neben der Trainerin Lenka Horáková vom Stall BORS Breclav wird er künftig auch auf den Pferden des slowakischen Champions Jaroslav Hanácek zu sehen sein. Mit seinem Robben Island (Dream Ahead), letztes Jahr noch bei Andreas Wöhler im Training, hatte Palík ein Dreijährigen-Rennen über 1600 Meter gewonnen, in dem mehrere Pferde mit klassischen Nennungen dabei waren. In einem Ausgleich II für ältere Pferde über 2000 Meter steuerte Palík den im Schlenderhan geborenen neunjährigen Lambertus (Tiger Hill), wurde aber im Endkampf vom vierjährigen Debütanten Shaywan (Sinndar) geschlagen.

Der rechte Bruder zu der Gr. I-Siegerin Shareta gehört zu der neuen Gruppe von irischen Importen, die Trainer Josef Vána nach Tschechien geholt hat. Nachdem Vána letztes Jahr auf diese Weise den amtierenden Sieger Touch Of Genius (Galileo) und den ebenso erfolgreichen Tamarind Cove (Galileo) für den Stall des Fußball-Managers Josef Dufek kaufte, haben diesmal mehrere von seinen Besitzern zugegriffen.

Die meisten der neuen Zugänge sind dreijährig und haben zahlreiche Nennungen für klassische Rennen in Tschechien und der Slowakei. Der von Aga Khan gezogene Shaywan ist sozusagen eine Kostprobe, schmunzelte Vána, der diese Woche der Star einer Pressekonferenz des tschechischen Jockey Clubs war und es wieder einmal in die Nachrichten schaffte. Allerdings nicht wegen Shaywan und seinen klassischen Hoffnungen, sondern wieder mit seinem traditionellen Statement. „Ich will wieder in der Großen Pardubitzer reiten. Ein geeignetes Pferd habe ich bereits im Stall, nur muss ich mich selber noch in Kondition bringen. Ich war 29mal am Start, also noch dieses eine Mal, damit ich 30 Teilnahmen auf dem Konto habe,“ wurde Vána von allen großen Fernsehsendern und Tageszeitungen zitiert.

Martin Cáp, Prag

                

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