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Post aus Prag: Starke deutsche Akzente bei der "Turf Gala"

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 471 vom Donnerstag, 08.06.2017

Es ist noch immer DAS Meeting der ersten Saisonhälfte in Ost-Europa. Der als „Turf Gala“ ausgetragene erste Juni-Renntag in Bratislava, der auf verschieden Distanzen die meisten Spitzenpferde in der Region lockt, wird allerdings in den letzten Jahren vom großen Wetter-Pech verfolgt. Als am letzten Sonntag erneut der Große Preis der Slowakei (2400 m, 30.000 Euro) auf dem Programm stand, goss es wieder wie aus Kübeln. Am Ende gab es trotzdem einen Favoritensieg des 5-jährigen Intisari (Intikhab) unter Zdenko Smida.

Der von Westminster Racehorses in Irland gezogene Wallach, ein Sohn der zweiten im Hessen-Pokal Golden Rose (Winged Love), kam im Herbst im Auftrag des Stalles Monte Negro von Ger Lyons zu Trainer Radek Holcák und entwickelte sich schnell zum neuen Star der Steherszene.  Inzwischen ist er bei drei Starts ungeschlagen, in Bratislava musste er aber zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Tschechien kämpfen. Das Rennen seines Lebens lief nämlich ein weiteres Pferd mit deutschen Wurzeln, der einstige slowakische St. Leger-Sieger Oriental Sky (Tiger Hill). Der im Gestüt Auenquelle geborene Halbbruder der Gr.2 platzierten Oriental Lady (Doyen) machte in der Zielgerade mächtig Druck und wurde am Ende nur um einen Hals geschlagen. Den dritten Platz belegte das amtierende Pferd des Jahres in der Slowakei Medici (Curlin).

Einen packenden Endkampf gab es auch im größten slowakischen Sprint, dem Preis des Ackerbauministeriums (1200 m, 29.000 Euro). Der in einem französischen Verkaufsrennen erworbene Ultimate Fight (Muhaymin) aus der Listensiegerin Fantastica (Big Shuffle) rng die tapfer kämpfende Ungarin Báthory (Prometheus) nieder und sicherte seinem tschechischen Trainer Zdeno Koplík den ersten Sieg in der laufenden Saison. Der einzige deutsche Starter in Bratislava, der 10-jährige Veteran Leoderprofi (Tertullian), blieb als Siebter ohne Chance.

Eine weitere große Leistung zeigte der im Besitz von Ramzan Kadyrow laufende Aldar (New Approach), als er in einem 1800 Meter-Rennen leicht um zwei Längen den Frontrunner Ideal Approach (Bushranger) bezwingen konnte. Wegen den Russland-Sanktionen hat er aber kaum weitere Möglichkeiten sich international zu zeigen und muss sich deshalb nur auf Prag und Bratislava konzentrieren. Sein voraussichtliches Saisonziel wird deshalb der European Jockeys‘ Cup im September sein.

Die größte Resonanz hatten am Sonntag aber die zwei Heimerfolge der slowakischen Ställe. Im Stutenrennen (1800 m, 13.000 Euro) überraschte die im Gestüt Kobylany der Familie Weiss geborene Außenseiterin Mooreen (Calming Influence), die auf den letzten Metern die aus dem Gestüt Hachtsee stammende Schimmelstute Zoriana (Jukebox Jury) in Schach hielt.

Auch im Starohájske kritérium (2000 m, 13.000 Euro), einem wichtigen Derby-Trial, belegten die ersten zwei Plätze slowakischen Pferde. Dem von Tibor Tomek für den Familienstall KT Obal vorbereitete Connor (Silver Frost) gelang eine Revanche für die 2000 Guineas, als er sicher vor Unique Pilot (Kyllachy) und Gaston (Youmzain) gewann. Der klassische Sieger George Boole (Art Connoisseur) wurde Vierter. In der Spitzengruppe der slowakischen Dreijährigen bleibt dank dem fünften Platz auch der von Ralf Rohne gezogene Schimmel Oroblanco (Jukebox Jury). 

In Prag probte man am selben Tag fürs Tschechische Derby. Im letzten Vorbereitungsrennen Velká cervnová cena über 2200 Meter machte auf sich nur ein Pferd aufmerksam. Der in vier Starts ungeschlagene Black Canyon (Manduro) aus dem Stall Pegas gewann unter Petr Foret Start- um 4 Längen. Zum ersten mal in der 65 Jahre langen Geschichte des Rennens gab es den Richterspruch „hochüberlegen“, allerdings war das Tempo in der ersten Hälfte des Rennens alles andere als schnell und die Gegner ließen dem Gegner viel Ruhe auf der Spitze. Den zweiten Platz belegte der Stallkollege des Siegers und der letztjährige erste siegreiche Nachkomme seines Vaters Felix (Jukebox Jury) vor Aeneas (Galileo) und dem vom Stall Parthenaue gezüchteten Fighting Lips (Mamool). Der rechte Bruder des Zweiten im Deutschen St. Leger Fair Boss scheint zur Zeit der Beste von den Dreijährigen des Stalles Dr. Charvát zu sein. Enttäuscht hat hingegen einer der vorläufigen Derbyfavoriten Palazzo Corsini (Galileo), der nicht über den achten Platz kam.

Ein Derby-Trial wurde auch in Budapest gelaufen, im Alagi Díj (2000 m, ca 9.700 Euro) festigte seine Position der klassische Sieger Mágnás (Silver Frost). Der Hengst des Stalles ESDE siegte unter Stanislav Georgiev sicher um 1 3/4 Längen vor den Inländern Humanic (Brahy) und Bigfoot (Sunny Sam). Der beste von den in Deutschland geborenen Pferden Altay (Samum) aus der Zucht von Sergej Penner wurde Vierter, etwa vier Längen hinter dem Sieger. Der siegreiche Stall, Trainer Lájos Hajdi  und Jockey Georgiev waren auch im 900 Meter langen Villám Díj dank Duce (Fuisse) erfolgreich.

Deutsche Akzente gab es im Bárdosi György Emlékverseny Hendikep (2200 m, ca. 2600 Euro). Die Mutter des von József Böröcz gezüchteten Siegers Radio Ga Ga (Kandahar Run) Rosolanga stammt aus dem Gestüt Rietberg, war einst Sechste im Düsseldorfer Stutenpreis (L).

Martin Cáp, Prag

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