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Post aus Prag: Polen hofft auf einen neuen Va Bank und Caccini

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 483 vom Donnerstag, 31.08.2017

Es war alles andere als ein unerwartetes Ergebnis. Der haushohe Favorit Bush Brave (Bushranger) hat das kleine Feld im Warschauer Nagroda St. Leger (2800 m, ca. 22.000 Euro) in Grund und Boden galoppiert und sicherte sich unter Tomás Lukásek als sechzehntes Pferd der Geschichte die polnische Triple Crown. Gerade einmal vier Gegner haben sich gewagt gegen den letztjährigen Zweijährigen-Champion und Derbysieger anzutreten. Obwohl die Abstammung des als Jährling für 1800 Euro ersteigerten Bush Brave nicht gerade Steherparameter besitzt, letztendlich sah der Rennverlauf so wie immer aus. Lange auf dritter Stelle wartend, kam der Hengst mit großem Speed in den letzten 300 Metern angeflogen und Lukásek konnte ganz entspannt durchs Ziel reiten.

Noch im polnischen 2000 Guineas siegte Bush Brave „nur“ um 3 Längen, im Derby wuchs seine Dominanz auf 10 Längen und diesmal fehlten dem zweiten Largo Forte (Rip Van Winkle) 5 1/2 Längen. Der polnische Rennsport hofft nun, dass Bush Brave an die Blacktype-Erfolge von seinen Vorgängern Va Bank und Caccini anknüpfen kann. „Va Bank war meiner Meinung nach einen Tick besser als Caccini und ich bin überzeugt, dass auch Bush Brave durchaus die Qualität hat, auf Gruppe 3- und Listenebene in Deutschland mitzumischen,“ sagte Jockey Tomás Lukásek den Kollegen vom Portal Fitmin. Konkrete Auslandpläne sollen aber erst 2018 stattfinden, im Herbst will Trainer Wojciech Olkowski mit dem Hengst im Besitz von Dariusz Jaskólski zuhause bleiben und das traditionelle Wielka Warszawska am 24. September gewinnen.

Das Slowakische Oaks (2000 m, 23.000 Euro) sollte ein Duell der heimischen Derbysiegerin Zoriana (Jukebox Jury) mit den starken tschechischen Stuten Polyanta (Soldier Of Fortune) und Sasa (Makfi) sein. Doch daraus wurde nichts, denn die im Gestüt Hachtsee geborene Schimmelstute weigerte sich die Startbox zu betreten und blieb am Start. In ihrer Abwesenheit kam Polyanta mit Petr Foret zu einem sicheren Sieg vor Sasa und damit zu einem Oaks-Double, denn sie gewann bereits das tschechische Pendant. Die von Jirí Trávnícek selbst gezogene Stute sollte demnächst in die Zucht wechseln, zuhause hat sie keine geeigneten Rennen mehr. Die beste von den einheimischen Stuten war auf dem dritten Platz Silver Empress (Silver Frost), eine Nase hinter ihr lief die im Gestüt Kobylany der Familie Weiss gezüchtete Mooreen (Calming Influence) ein starkes Rennen. Hinter den Farben des Stalles KMD Parcours Team steht der erfolgreiche slowakische Springreiter Marián Stangel, der mit Mooreen bereits einen großen Sieg auf dem Turf Gala-Meeting feierte.

In Bratislava sah man am letzten Sonntag auch einen Gastauftritt des zweimaligen Siegers der Grand National Leighton Aspell. Für Trainer Jaroslav Brecka gewann er eine Steeplechase im Rahmenprogramm, aber im slowakischen „Champion Hurdle“ (3600 m, 3900 Euro) reichte es mit Meny Bay (Footstepsinthesand) in den Farben des Fußballmanagers und Kommentators Viktor Blazek nur zum Rang drei. Nicht zu schlagen war das beste ungarische Hindernispferd seit vielen Jahren Diplomata (Egerton) aus dem Stall The Lonely Shepherd. Der Schützling von Károly Székely mischt unter seinem ständigen Reiter Gábor Bakos regelmäßig auf höchster Ebene in großen Hindernisrennen in Italien und Tschechien mit und hier hatte er eine erwartungsgemäß leichte Aufgabe. Fünf Längen hinter ihm wurde das im Gestüt Fährhof geborene ehemalige Pferd des Jahres Legionar (Lateral) zweiter und holte sich bei seinem zweiten Hindernisstart gleich eine kostbare Platzierung.

Der tschechische Derbysieger Joseph (Lando) musste bei seinem ersten Rennen seit Ende Juni eine schwere Niederlage einstecken. Der Große Sommer-Preis (2000 m) in Most war für ihn als Vorbereitungsrennen vor dem tschechischen St. Leger gedacht, auf zu kurzer Distanz und im schnellen Tempo wurde er von Jirí Palík aber bereits eingangs der Zielgerade geritten und konnte auf dem sechsten Platz nur den in Russland erfolgreichen und zum erstenmal auf Grasbahn laufenden Eskerkhan (Elnadim) schlagen. Der Sieger Passepartout (Galileo) stellte mit 2:03,25 einen neuen Bahnrekord.

Am kommenden Wochenende gibt es in der Region gleich drei große Meetings. Am Samstag veranstaltet Prag den dritten European Jockeys‘ Cup mit Vincent Chéminaud, Thierry Thulliez oder Fergus Sweeney, Deutschland ist durch Andreas Helfenbein vertreten. Am Sonntag steigt mi dem Kincsem Díj der größte Renntag der Budapester Herbstsaison, zeitgleich findet aber bei Ebreichsdorf das mit sechs Pferden besetzte Österreichische Derby statt. Es ist nicht zum erstenmal, dass man sich fragen muss, ob man untereinander nicht besser die Termine seiner Vorzeigerenntage koordinieren kann.

 Martin Cáp, Prag

 

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