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Post aus Prag: Die Matsch-Pardubitzer

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 489 vom Donnerstag, 12.10.2017

Es war eine Große Pardubitzer, wie man sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ein offenes Rennen ohne große Vorfälle und mit einem dramatischen Finale. Fast sah es so aus, dass genau nach 70 Jahren ein französisches Pferd gewinnen wird, denn der unterschätzte Halbblüter Urgent De Gregaine (Truth Or Dare) mit Felix de Giles machte noch im letzten Bogen einen beinahe unschlagbaren Eindruck. Doch auch er wurde auf dem schweren Boden schließlich müde und in den letzten Metern kam an ihm der achtjährige No Time To Lose (Authorized) unter Jan Kratochvíl vorbei. Der einst für 17 000 Guineas aus dem Stall von Jamie Osborne gekaufte Wallach ist bereits der zehnte Sieger aus dem Training von Josef Vána. Auf dem dritten Platz lief die von Niklas Lovén gerittene Stute Delight My Fire (Way Of Light) ein großes Rennen.

Vierter wurde der im vierten Jahr hintereinander platzierte Zarif. Fünftes Platzgeld sicherte sich der von Susanne und Jürgen Kleibömer gezüchtete Ange Guardian (Banyumanik) vor dem aus der Zucht von Joachim Erhardt stammenden Universe Of Gracie (Pentire). Insgesamt kamen acht von den neunzehn Startern ins Ziel, unter den angehaltenen Pferden waren Eldorado (Noroit) und Power Zar (Desert Prince)

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In der letzten Zeit hatte die Große Pardubitzer mit sinkendem Interesse der ausländischen Ställe zu kämpfen. Diesmal kamen gleich drei Pferde aus den großen französischen Quartieren von Guillaume Macaire und Emmanuel Clayeux nach Tschechien. Der vermutlich Beste von ihnen Virtus D’Estruval (Panoramic) wurde aber am frühen Sonntag-Nachmittag gestrichen, nachdem Jan Faltejsek wegen akuten Rückenschmerzen den Ritt nicht wahrnehmen konnte und die Bahn wegen andauerndem Regen immer weicher wurde. Macaire hatte noch Songe D’Estruval (Khalkevi) im Rennen, doch der fiel bereits auf dem fünften Hindernis. Auf dem Taxis-Graben verloren Templár (Varadero) und Pareto (Rainbows For Life) ihre Reiter, sonst gab es aber kaum Springfehler.

Mit der zunehmenden Zeit war es eher der „testing ground“, der den meisten Teilnehmern Schwierigkeiten bereitete. Nicht weniger als acht Pferde wurden in der zweiten Hälfte des Rennens angehalten, unter ihnen auch der letztjährige Sieger Charme Look (Look Honey), der zwar bis zum 25. Hindernis in der vorderen Linie zu sehen war, danach aber schnell müde wurde.

Das Rennen selbst machte einen Generationswechsel auf der tschechischen Cross Country-Szene deutlich. Vier von den ersten fünf Pferden im Ziel waren jünger als 10 Jahre, vor allem No Time To Lose und Delight My Fire scheinen zu neuen Stars der Szene heranzuwachsen. Der Sieger im Besitz des Stalles Paragan galt lange als ein spätes Pferd, das ganz unten in kleinen Rennen angefangen hatte. 2015 machte er auf sich mit einem vierten Platz im Josef Vána-Pokal in Karlsbad auf sich aufmerksam, es dauerte aber länger, bis er konsistent in der höchsten Leistungsklasse mitmischen konnte. Vor einem Jahr gewann er bereits den begehrten Moldau-Preis in Pardubitz und in der aktuellen Saison war er zweimal Zweiter in Qualifikationsrennen.

Aber nicht nur neue Gesichter und ausländische Konkurrenz sorgten für Optimismus in Pardubitz. Zum ersten mal überhaupt konnte man auf das berühmte Rennen bei PMU wetten, in 24 Ländern war die Pardubitzer live zu sehen. Traditionsgemäß gute Zahlen hatte auch die mehr als sechsstündige Übertragung des tschechischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Insgesamt 3 Millionen Zuschauer haben das Rennen verfolgt, um 700 000 mehr als 2016.

Martin Cáp, Prag

 

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