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Post aus Prag: Diskussionen nach den Oaks

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 478 vom Donnerstag, 27.07.2017

Immer, wenn mir jemand außerhalb des Rennsports sagt, dass Pferderennen eine sehr komplizierte und spezifische Angelegenheit sind, versuche ich Laien zu überzeugen, dass es nicht so ganz stimmt. Man nehme ein paar Pferde, die von Punkt A zum Punkt B laufen. Wer als erster am Punkt B angelangt ist, der gewinnt – ganz leicht und unkompliziert. Es gibt aber auch Situationen, in denen man leider solchen Stimmen Recht geben muss. Dem Rennsport fehlt ein universales Reglement, das mindestens quer durch Europa, wenn schon nicht auf der ganzen Welt, gültig und überall gleicht wäre. Man nehme zum Beispiel Behinderungen, Kreuzungen und Kontakte zwischen Pferden im Endkampf. Oft kann die Rennleitung entscheiden, wie sie will, es wird immer Stimmen geben, die sagen werden: „Nein, in England würde man das Resultat so lassen.“ Oder eben: „In Frankreich wäre der Sieger längst disqualifiziert worden.“ Unter solchen Umständen den Sport neuen Interessenten zu erklären ist manchmal schon eine gewisse Herausforderung.

Eine ähnliche Debatte gab es am Sonntag nach dem Tschechischen Oaks (2400 m, ca. 21 000 Euro) in Karlsbad. In der langen Zielgerade gab es einen packenden Endkampf zwischen den beiden Favoritinnen Polyanta (Soldier Of Fortune) und Hessoesse (Cima De Triomphe). 200 Meter vor dem Ziel sah als die Siegerin die mächtig anziehende Hessoesse mit Jockey Jan Rája aus, übrigens eine nahe Verwandte des von Irmgard und Dieter Meinke gezogenen Gruppe 2-Siegers Bathyrhon. Dann kam es aber zu einem Kontakt mit der neben ihr laufenden Polyanta, deren Reiter Petr Foret seine Peitsche in der rechten Hand hatte. Rája ritt weiter, aber Polyanta konnte nach dem Zusammenprall wieder beschleunigen und schlug ihre Gegnerin um einen Kopf. Dritte wurde Sasa (Makfi) vor Coffola (So You Think). Die Rennleitung hatte die Situation untersucht, beließ es aber beim ursprünglichen Einlauf. Der Besitzer von Hessoesse verzichtete auf einen Protest, auf der Rennbahn selbst gab es aber unterschiedlichste Meinungen darüber, wer in diesem Zweikampf das bessere Pferd war.

Die Siegerin stammt aus der eigenen Zucht von Jirí Trávnícek, für dessen Stall Pegas war es bereits der vierte Oaks-Sieg und der erste klassische Erfolg in dieser Saison, nachdem die Pegas-Pferde zweite Plätze sowohol in den 1000 und 2000 Guineas, als auch im Tschechischen Derby belegt hatten. Die Mutter der Siegerin Peinture Naive (Wagon Master) stammt aus Frankreich und hat für Trávnícek das tschechische Union-Rennen gewonnen, in den 1000 Guineas und Oaks wurde sie zweite. Polyanta selbst war bereits im Frühling nah an einem klassischen Erfolg, in den 1000 Guineas musste sie sich aber gegen die von Claudia Barsig trainierte Fashion Queen geschlagen geben. Für den Trainer Dalibor Török ist es der erste klassische Sieg in seiner Karriere.

Eine Woche nach dem Slowakischen Derby gab es in Bratislava einen ruhigen Sommerrenntag mit zwei interessanten Siegern. Das einstige Pferd des Jahres Legionar (Lateral) aus der Zucht der Stiftung Gestüt Fährhof, gab ein erfolgreiches Hindernisdebüt und gewann für Trainer Frantisek Holcák und den Stall Sky Group CZ hochüberlegen um 19 Längen ein Hürdenrennen über 3200 Meter. Im Zweijährigen-Rennen stellte mit der Stute Slivka der einstige Gruppe 2-Sieger Mikhail Glinka (Galileo) seinen ersten siegreichen Nachkommen. Der Sieger des Dubai City of Gold, aber auch des Preises der Sparkassen-Finanzgruppe in Iffezheim steht im Gestüt Darhorse in Krabcice unweit der deutschen Grenze, deckte dieses Jahr für etwa 1.100 Euro.

In Budapest gab nach drei Jahren der Halbbruder von Overdose Opium Bullet (Royal Applause) sein Comeback, im Papp István II Emlékverseny Hendikep (1400 m) belegte der Sechsjährige unter Goran Mesetovic einen vierten Platz hinter Parsec (Oratorio), Cristály (Out Loud) und der im Gestüt Etzean geborenen Agora (Sholokhov). Overdose selbst hat übrigens seit Anfang Juli ein Grab auf dem Hof seines ehemaligen Stalles in Alag unweit von Budapest. Der Zeremonie wohnten sein ehemaliger Besitzer Zoltán Mikóczy und beide Trainer Sándor Ribárszki und Jozef Roszival bei.

Martin Cáp, Prag

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