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Post aus Prag - Nationalhymne für Murzabayev

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 437 vom Donnerstag, 29.09.2016

Mit den Nationalhymnen nach großen Rennen ist es eine schwierige Sache, nicht immer bekommt man die gespielt, die man sich wünschen würde. Als zum Beispiel der sowjetische Winterfavorit Rezon vor 25 Jahren in die Tschechoslowakei verpachtet und dort trainiert wurde, konnte sich der mächtige Leiter des Gestütes Kabarda nur schwer damit abfinden, dass nach den Siegen des Hengstes, wie z.B. im Großen Kaufhof Preis stets die tschechoslowakische Hymne gespielt wurde. Hingegen Bauyrzhan Murzabayev hatte am letzten Samstag eine besondere Freude, als er in Prag zum ersten mal die Hymne von Kasachstan hören konnte. Denn das 23-jährige Talent aus dem kleinen Dorf Tschubar hat die Gesamtwertung des European Jockeys‘ Cups vor Václav Janácek und Gérald Mossé gewonnen. Vierter wurde der Franzose Julien Augé, der auf den letzten Moment für Andreas Suborics einspringen musste und unter dessen Pferden zu zwei Siegern kam. Den entscheidenden Schritt zum Gesamterfolg machte Murzabayev dank dem Sieg mit der Stute Dally Hit (Ad Valorem) im EJC Middle Lokotrans Slovakia (1800 m, 22 000 Euro). Die heiße Kandidatin auf den Titel des tschechischen Pferd des Jahres gewann bereits zum sechsten Mal bei acht Starts, diesmal leicht mit 3 1/2 Längen vor Ventaron (Le Havre) und der klassischen Siegerin Partyday (Footstepsinthesand).

Der Jockey-Wettkampf war ein großer Erfolg, mehr als 7.000 Menschen kamen auf die Rennbahn, was in Prag ein „volles Haus“ bedeutet. Einige Rennen endeten nach großen Jockeyleistungen anders als erwartet, allen voran das EJC Long Elkov Elektro (2600 m, 22 000 Euro). Dort wurde der haushohe Favorit Meandre (Slickly) mit Umberto Rispoli vom Rekonvaleszenten Always On Sunday (Sunday Break) geschlagen, als Gérald Mossé im langsamen Tempo Start-Ziel ging und sich in der Zielgeraden leicht von allen Gegnern verabschiedete. Das Hauptrennen des Meetings, EJC Million Leram (1400 m, 60 000 Euro) entführte der von Ziva Prunk in Ebreichsdorf trainierte Pretorian (Sakhee’s Secret) nach Österreich. Jaroslav Línek teilte die Kräfte des 1000 – 1200 Meter-Spezialisten optimal ein und hielt bis ins Ziel den letztjährigen Teilnehmer des russischen Derbys Arif (Nayef) unter Gérald Mossé im Schach. Dritter wurde Sign Of The Zodiac (Clodovil) vor Shamalgan (Footstepsinthesand).

Obwohl der für Deutschland startende Dennis Schiergen in der Gesamtwertung nicht viel ausrichten konnte, gehörte er zu den Reitern, die in Prag einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben. In den Rahmenhandicaps endete er mit den zugelosten Pferden stets einige Plätze besser als erwartet und in einem Ausgleich II über 1200 Meter kämpfte er auf Echo Rules (Aussie Rules) bis zum letzten Moment um den Sieg. Auf der Ziellinie wurde er zwar in einem „deutschen“ Einlauf von Jozef Bojko geschlagen, für den es der einzige Prager Sieg war, aber der siegreiche Sheik Yerbouti hatte um 7,5 kg weniger zu tragen als das Pferd von Schiergen. Neben den beiden in Deutschland tätigen Reitern war auch der hochmotivierte Jimmy Quinn vor Ort, der sich neben dem vierten Platz im Hauptrennen in fast allen von seinen sieben Starts auf vorderen Rängen platzieren konnte und mit seiner rasanten Art viele Anhänger gefunden hatte. Nach dem letzten Rennen haben alle Reiter beim Führring lange Zeit Autogramme verteilt, wofür spezielle Karten in der Art von NBA und NHL erstellt wurden.

Der Jockey-Wettbewerb war in den letzten Tagen bei weiten nicht der einzige internationale „Big Point“ im tschechischen Rennsport. Gleich sechs Pferde im tschechischen Training können ins Arc-Meeting in Paris eingreifen, unter ihnen im Prix du Cadran Trip To Rhodos und Autor, der vor wenigen Tagen von Trainer Frantisek Holcák zu Zdeno Koplík wechselte. Vier Siege inklusive drei Grupperennen holten die Tschechen beim Hindernismeeting im Meran. Im Gran Premio Merano setzte sich überraschend der von Josef Vána trainierte Mazhilis (Country Reel) mit Jockey Jan Kratochvíl durch. Der im Besitz des Stalles Köi Dent sich befindende Wallach schlug die starken Gäste aus Frankreich in einer Weise, die man so nicht erwarten konnte. Zweiter wurde der von James Reveley gerittene Ex-Etzeaner Allen Voran (Sholokhov) vor Alelchi Inois (Night Tango) unter Ruby Walsh. Der Sieger war einst eine große klassische Hoffnung von Trainer Arslangirej Savujev, sein Name bedeutet auf kasachisch „Parlament“. In einem mäßigen Jahrgang hat er es aber nicht ins Derby geschafft und im Prager St. Leger enttäuschte er mit einem sechsten Platz. Später kaufte ihn Ivo Köhler, in dessen Farben bereits der dreimalige Sieger der Großen Pardubitzer Tiumen lief, und beorderte ihn zusammen mit Josef Vána über die Sprünge.

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Der Ex-Schützling von Andreas Wöhler Medici (Curlin) siegte nach dem Österreichischen Derby auch im slowakischen St. Leger (2800 m, 19 000 Euro). Mit Jirí Palík, der am Sonntag in Bratislava mit vier Siegen brillierte, schlug der Hengst des Stalles MPL Racing sicher Montjeu Third (Pop Rock) und den vom Stall-5-Stars gezogenen Royal Gino (It’s Gino). Der slowakische Derbysieger und rechter Bruder von Rip Van Winkle Timekeeper (Galileo) enttäuschte mit dem sechsten Platz. Palík gewann gleich auch den slowakischen Winterfavoriten – im Karpatská cena (1600 m, 10 000 Euro) saß er auf der Stute Hayluck (Kheleyf) aus dem Stall Autoopravovna Strnisko. Ein richtiges Kunsttück gelang Jockey Stefan Budovic, der im Preis der Winterkönigin auf Zoriana (Jukebox Jury) 800 Meter ohne Steigbügel ritt. Die im Gestüt Hachtsee geborene Schimmelstute kam trotzdem als leichte Siegerin 2 1/4 Längen vor Lightblack (Big Bad Bob) und Fanega Star (Durante Alighieri) ins Ziel und bleibt somit nach zwei Starts ungeschlagen.

Martin Cáp, Prag

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