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Post aus Prag: Timekeeper und Vaclav Janacek gewinnen das slowakische Derby

Der slowakische Derbysieger Timekeeper unter Vaclav Janacek. Foto: Václav Volf - fotovolf.com.

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 427 vom Donnerstag, 21.07.2016

Die slowakische Turfszene hatte am letzten Sonntag einen großen Traum. Die Chancen standen nicht schlecht, dass nach sechs Jahren wieder ein im Lande trainiertes Pferd das Slowakische Derby (2400 m, 64 000 Euro) gewinnen wird. Seit der Gründung des Rennens im Jahre 1993 siegten in Bratislava nur vier einheimische Pferde, das letzte von ihnen der im Gestüt Sommerberg geborene Innovator (Refuse To Bend). Alle restlichen Jahrgänge des Blauen Bandes wurden nach Tschechien, Deutschland oder in die Schweiz entführt. Dieses Jahr dachte man, dass Fantastic Lacy (Manduro) oder Royal Gino (It’s Gino) durchaus das Zeug haben den ausländischen Gästen das Wasser zu reichen. Und beinahe hatte es auch geklappt. Der bisher in kleineren Rennen agierende Fantastic Lacy, aus Spaß nach dem ehemaligen slowakischen Trainerchampion Ladislav Kubista benannt, kam in der Zielgerade groß auf Touren, doch am Ende ging der Sieg an den Tschechen Timekeeper (Galileo) mit Jockey Václav Janácek im Besitz des Fußballmanagers Josef Dufek. Der rechte Bruder von Rip Van Winkle gewann sicher um 1 1/2 Längen vor Fantastic Lacy, dritter wurde Grace Of Gracie (Zanzibari) mit Jirí Palík vor dem aus der Zucht vom Stall 5-Stars stammenden Royal Gino (It’s Gino).

Noch im Prager Derby endete Timekeeper, damals mit Filip Minarik, deutlich geschlagen nach einem unglücklichen Rennverlauf. Für die Revanche in Bratislava fiel die Wahl von Trainer Josef Vána auf den viermaligen spanischen Champion Janácek, der auf dem 1600 Meter langen Kurs die richtige Taktik umsetzte. Nachdem das Tempo in den ersten Metern so langsam war, dass beinahe die zweite Hälfte des Feldes wie Zugwagons zusammenprallte, ging Timekeeper auf die zweite Position gleich hinter dem führenden Darijal und blieb dort für die nächsten 1600 Meter. In der Hälfte des letzten Bogens setzte er sich vom Felde ab und entschied das Rennen für sich. „Es ist fast schade, dass wir nicht direkt Start-Ziel gingen", lachte nach dem Rennen Janácek, für den es der dritte Derbysieg nach dem Tschechischen Derby 2006 und 2008 war. Mit mehr als 800 gewonnen Rennen ist er der zweiterfolgreichste tschechische Jockey hinter Filip Minarik und ein Showman im Dettori-Stil. Auch in Bratislava zelebrierte er seinen Sieg wie kaum ein zweiter. Nachdem er bereits seine Reiterbrille und Kappe ins Publikum warf, fehlte nicht viel und es wäre auch das Renndress in der Zuschauermenge verschwunden.

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Der Derbysieg von Timekeeper ist ein weiterer Erfolg der Irland-Importe von Vater und Sohn Vána, die in den letzten zwei Jahren in Zusammenarbeit mit Agent Paul Kinane ausgewählt wurden. Der um ein Jahr ältere Tamarind Cove (Galileo), inzwischen Gr. III-platziert in Frankreich und Italien, hat in der Bratislava Meile den Veteranen Shamalgan (Footstepsinthesand) bezwungen, ein weiterer 4-jährige Ire Father Frost (Rip Van Winkle) wurde Dritter im Sprintrennen über 1000 Meiter. Enttäuscht war die Familie Vána nur nach dem Slowakischen Goldcup (2600 m, 15 000 Euro), wo der letztjährige Derbysieger in Tschechien und der Slowakei Touch Of Genius (Galileo) als Favorit zwei Pferden unterlag. Start-Ziel setzte sich der Gr. III-Sieger Autor (Authorized) aus dem Stall Meridian durch. Nachdem die Tschechen auf dem Turf Gala-Meeting im Juni alle fünf internationale Rennen gewonnen haben, gab es diesmal vier Siege. Einen Ehrenerfolg für die slowakischen Farben erzielte die dreijährige Ronja (Thewayyouare) im Stutenrennen über 2000 Meter.

Die erfolgreichen Pferde aus Bratislava werden jetzt verschiedene Wege gehen. Josef Vána will mit einem starken Aufgebot während des Berliner Meetings in August angreifen. Touch Of Genius ist für den Großen Preis von Berlin genannt, Father Frost geht in den Westminster Fliegerpreis und Tamarind Cove versucht sich im Hoppegartener Sommerpreis. Mit Autor will Trainer Frantisek Holcák nach Italien zurückgehen und plant langfristig eine Titelverteidigung im St. Leger Italiano, hingegen Timekeeper bleibt vorerst zuhause und soll im Tschechischen St. Leger an den Start gehen.

Nachdem auch das zweite große Meeting in Bratislava Geschichte ist, wirft ein weiteres internationales Projekt in der Region seinen Schatten voraus. Am Donnerstag war Nennungsschluss für den European Jockeys‘ Cup, dessen zweiter Jahrgang am 24.9. in Prag stattfindet. Neben dem mit 60 000 Euro dotierten Hauptrennen EJC Million (1400 m) gibt es acht weitere Rennen, in denen eingeladene Spitzenjockeys aus Europa in den Sattel steigen werden. Bei den Nennungen sind sechs Nationen inklusive Frankreich vertreten, deutsche Ställe haben diesmal kein Interesse gezeigt

 

Martin Cáp, Prag

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