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Post aus Prag: Meandre läuft im Großen Preis der Slowakei wieder allen davon

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 421 vom Donnerstag, 09.06.2016

Es war kurz vor dem vierten Rennen des Turf Gala-Meetings in Bratislava. Was zuerst wie eine gewöhnliche Gewitterschauer aussah, entwickelte sich in eine regelrechte Überschwemmung. Jockeys, Trainer und Besitzer flohen aus den Führring, die Pferde wurden in den Sattelboxen untergebracht und auf der vorher pulsierender Rennbahn herrschte für eine ganze Stunde totaler Stillstand. Als danach die Rennleitung wieder das Geläuf betrat, wurde aus dem ursprünglich idealen weichen Boden ein Moor. Vier von den fünf internationalen Rennen, die den Höhepunkt der ersten Hälfte der slowakischen Saison bilden und auch in den Nachbarländern hoch geschätzt werden, mussten auf schwerem Boden stattfinden. Trotz den schwierigen Witterungsverhältnissen wurden alle Höhepunkte von tschechischen Ställen gewonnen. „Tschechien – Rest der Region 5:0" titelte anschließend die Prager Rennsportpresse.

Im Großen Preis der Slowakei (2400 m, 30 000 Euro) war es einmal mehr der 8-jährige Meandre (Slickly), der allen Gegnern davonlief. Mit Bayurzhan Murzabayev siegte der Schimmel aus der Rothschild-Zucht sicher mit 1 1/2 Längen vor dem Wittekindshofer Sweet Thomas (Dylan Thomas). Der von Christian Sprengel trainierte Hengst lief zwar unter den Umständen ein starkes Rennen und kam mit Maxim Pecheur in der Zielgerade angeflogen, konnte aber den Sieger nie richtig gefährden und fing kurz vor dem Ziel nur den dritten Autor (Authorized) ab. Vierter wurde der im ungarischen Besitz agierende Röttgener Akaba (Kallisto), der mit sechs Jahren sein erstes Rennen außerhalb Budapest gelaufen ist. Den letzten Platz im neunköpfigen Feld belegte übrigens der serbische Gast Rhett Butler, als Sohn von Galileo und der Belmont Stakes-Siegerin Rags To Riches mit Anhieb das bestgezogene Pferd des ganzen Meetings. Für den Sieger soll es nun wieder nach Frankreich gehen, Trainer Arslangirej Savujev traut seinem Veteran noch immer einen Gruppeerfolg zu.

Savujev hat auch im Preis von Scottish Rifle (1800 m, 15 000 Euro) zugegriffen, wo sein Aldzarb (Duke Of Marmalade) leicht um drei Längen den listenplatzierten Ungarn Red Hot Calypso (Art Connoisseur) und das in Fährhof geborene slowakische Pferd des Jahres Legionar (Lateral) schlagen konnte. Für den von Markus Klug trainierten Event Mozart (Amadeus Wolf) war nicht mehr als ein achter Platz drin. Es fehlte nicht viel und Savujev konnte einen Hattrick feiern, aber der von Brigitte und Bernhard Matusche gezogene Sprinter Dashing Home (Dashing Blade) kam mit dem schweren Geläuf nicht zurecht und wurde im Preis des Landwirtschaftsministeriums (1200 m, 29 000 Euro) nur siebter. Das bedeutendste Sprintrennen der Slowakei wurde überraschend von der dreijährigen Efily (Slickly) mit Tomás Lukásek in den Farben des Stalles Lokotrans Slovakia gewonnen, zweite wurde Living Colors (Look Honey) vor Culdaff (Aqlaam).

Ein weiter Höhepunkt des letzten Wochenendes waren gleich drei verschiedene Derby-Trials. Im ungarischen Alagi Díj (2000 m) setzte sich nach einem packenden Finish der von Uwe Stallmann gezogene Pep Pöhler (Soldier Hollow) in den Farben des Gestütes Babolna durch, hinter dem Merion (Soldier Of Fortune) und Cracker Jack (Steady As A Rock) blieben. Die deutsche Zucht hatte in Budapest einen glänzenden Tag, denn im zweiten Hauptrennen Bárdosi György Emlékverseny Handicap (2200 m) gab es eine „deutsche“ Dreierwette: hinter dem dreijährigen Sieger aus der Zucht von Sigrun Menge Rhodesien Storm (Intendant) kamen der im Gestüt Lindenhof geborene Powerslide (Liquido) und der aus Helenenhof stammende Laurentius (Distant Music) ins Ziel.

In den Derbytrials von Prag und Bratislava ging es um die Favoriten für das Tschechische Derby. Im Prager Großen Juni-Preis (2200 m) siegte ohne große Mühe Timekeeper (Galileo), der rechte Bruder von Rip Van Winkle, aus dem Training von Josef Vána und im Besitz des Fußballmanagers Josef Dufek, allerdings wurde das Rennen im recht flauen Tempo gelaufen. Hinter Timekeeper belegten die weiteren Geldränge die in Tschechien geborenen Golden Devil (Pop Rock), Krasava (Moonjaz) und Secretive Lord (Egerton). Der im Besitz von Bernd Nebel stehende Lamum (Samum) führte mit André Best bis 400 Meter vor dem Ziel, wurde dann müde und belegte am Ende nur den 11. Platz, was für eine gute Handicapmarke vor dem Derby nicht reichen wird. Das selbe Problem haben auch der neunte Agricola (Sholokhov) und zehnte Trip To Sydney (Sunday Break), ein Halbbruder von Trip To Rhodos.

Im slowakischen Derby-Trial Starohájske kritérium (2000 m) gab es eine große Leistung des Schimmel Albe Back (Archipenko), den Pierantonio Convertino in den Farben des Stalles Meridian zu einem leichten 6-Längen-Sieg steuerte. Seine diesjährige Bestleistung zeigte der zweite Royal Gino (It’s Gino), den dritten Platz holte nach einem aktiven Rennverlauf der für australische Interessen laufende Ex-Auenqueller Global Gentl (Areion).

Martin Cáp, Prag

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