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Die Pläne für Hoppegarten - Interview mit Gerhard Schöningh

Gerhard Schöningh (Mi.) mit wichtigen Partnern: Luke Comer (li.) und Martin Panza von der New York Racing Association. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 514 vom Freitag, 20.04.2018

An diesem Samstag startet, etwas später als vorgesehen, die Rennsaison in Berlin-Hoppegarten. Der ursprüngliche Starttermin am Ostersonntag konnte nicht gehalten werden, ein später Wintereinbruch machte die Abhaltung der Rennen unmöglich. Ungewöhnlich ist, dass es in diesem Jahr gleich drei Doppelrenntage samstags/sonntags auf der Hauptstadtrennbahn gibt, zudem liegen der 3. und der 7. Oktober zum Abschluss des Jahres sehr eng zusammen. Wir fragten bei Rennbahneigner Gerhard Schöningh nach, wobei es auch um weitere Pläne für 2018 ging.

 

Turf-Times: Sie setzen in diesem Jahr verstärkt auf Doppelrenntage. Was ist der Grund dafür?

Gerhard Schöningh: Das war gar nicht einmal unsere Idee. Viele Besitzer und Trainer sind damit auf uns zugekommen. Es ist gerade von der Logistik her einfacher, mit mehreren Pferden zu uns zu kommen.

Wir haben das gerne aufgegriffen, denn Wochenendtrips liegen im Trend. Nach Berlin kommen alle gerne mit, die Hauptstadt hat ein enormes Angebot und wird sich auf Jahre dynamisch entwickeln.  Wir können den Auf- und Abbau der rennsportlichen Infrastruktur kostengünstiger darstellen und durch den konzentrierten Einsatz von Werbung eine bessere Reichweite erzielen.

 

TT: Für die lokalen Trainer wird dadurch allerdings die Zahl der Startmöglichkeiten reduziert.

GS: Wir haben uns das Umfeld angeschaut und geprüft, wann die Dauerveranstalter in unserer Nähe ihre Renntage durchführen. Da gibt es Hannover, Magdeburg, Leipzig und Dresden, hinzu kommt Bad Doberan. Das passt terminlich alles und wir glauben nicht, dass es für die Hoppegartener Pferde weniger Startmöglichkeiten gibt. Es hat diesbezüglich auch noch keine Kritik gegeben.

 

TT: Die Samstage sind stets PMU-Renntage, das erste Rennen wird um 11.05 Uhr gestartet. Wer etwa in Grunewald wohnt, muss dann früh aufstehen.

GS: Gerade bei diesen Renntagen zielen wir auf das Publikum in der Region. An diesem Samstag etwa wird der Jubiläums-Renntag „150 Jahre Rennbahn Hoppegarten“ durchgeführt, bei dem alle Einwohner von Hoppegarten und Neuenhagen freien Eintritt haben. Es wird auf der Rennbahn ein großes Fest gefeiert. Nach dem fünften Rennen gibt es eine längere Pause, in der alle Besucher einen Blick hinter die Kulissen der Rennbahn werfen können, es wird Führungen und Autogrammstunden geben. Das erwägen wir auch an den anderen Samstag-Renntagen.

An dem Tag vor dem Großen Preis von Berlin haben wir etwa den Marzahn-Hellerdorfer Wirtschaftskreis bei uns, das ist der größte in ganz Berlin. Auch das ist ein Beitrag zur Regionalisierung dieser Tage.

Im Übrigen ist eine Umschichtung der Termine. 2017 hatten wir drei Abendrenntage, dieses Jahr nur einen.  Und halt mehr Renntage am Samstag.

TT: Im sportlichen Programm setzen Sie in diesem Jahr verstärkt auf Steher-Rennen. Was ist der Grund?

GS: Diese Rennen werden, wie auch schon der Samstag zeigt, sehr gut angenommen. Dank unseres Partners, der Comer Group International, konnten wir das Oleander-Rennen dieses Jahr auf eine Dotierung von 100.000 Euro anheben. Letztes Jahr war das ein wenig wie das Grand National – alle wollten mitmachen. Im August haben wir seit 2017 ein weiteres Listenrennen über 2800 Meter und dann am 7. Oktober den ehemaligen Niederrhein-Pokal neu im Programm. Der wird als „Silbernes Pferd“ über 3000 Meter gelaufen, womit es nach dem St. Leger in der Saison noch ein weiteres großes Steherrennen gibt. Die guten Pferde über weite Distanzen werden also dieses Jahr häufiger zu uns kommen.

TT: Die Gemeindevertretung Hoppegarten hat vor einigen Wochen einer Änderung des Flächennutzungsplans und der Eröffnung eines B-Planes zugestimmt. Für Sie ein wichtiger Schritt für geplante weitere Drittveranstaltungen.

GS: Absolut. Wir nennen sie „Gastveranstaltungen“, ohne sie ist die Rennbahn auf Dauer nicht überlebensfähig. Die Nutzungserweiterung auf „Pferdesport und Freizeitveranstaltungen“ erlaubt es uns, Dauergenehmigungen für verschiedene Veranstaltungsarten zu bekommen. Zudem möchten wir im Inneren der Rennbahn Leitungen verlegen, was einfacher für Auf- und Abbau und umweltfreundlicher wäre. Im Rahmen des B-Plan-Verfahrens wollen wir, zusammen mit der Gemeinde, auch darüber nachdenken, wie Randflächen, die für den Rennsport nicht benötigt werden, anderweitig genutzt und entwickelt werden können.

TT: Das Großereignis bei den Drittveranstaltungen schlechthin war im vergangenen Jahr das Musikfestival Lollapalooza. Das ist nicht ganz optimal gelaufen und wird auch in diesem Jahr woanders durchgeführt.

GS: Grundsätzlich hat dieses Festival gezeigt, dass Veranstaltungen dieser Größenordnung gestemmt werden können. Bei den Lärmimmissionen hat es jedoch Probleme gegeben und bei der Abreise am Samstag. Das heißt nicht, dass wir ein solches Festival in diesem Rahmen nicht mehr durchführen. Mit unseren Gastveranstaltungen in der ersten Jahreshälfte sind wir zufrieden und es werden auch noch mehr kommen. Wir arbeiten auch weiterhin daran, eine kleine Anzahl von Veranstaltungen in der Größenordnung von Lollapalooza auf Basis einer Dauergenehmigung zu ermöglichen. Dies ist ein wichtiger Teil des Planungsverfahrens mit der Gemeinde. Unser Ziel ist es, mit den besten Veranstaltern partnerschaftlich zusammenzuarbeiten und dabei die Interessen der örtlichen „Community“ sehr ernst zu nehmen sowie Belastungen des Geländes und der Natur zu minimieren.  

 

TT: Die Rennvereine tun sich schwer, Partner für große Rennen zu finden. Die Union in Köln wird im kommenden Jahr seinen langjährigen Financier verlieren. Wäre das Rennen etwas für Hoppegarten?

GS: In der Tat ist die Union ein Ur-Berliner Rennen, früher hieß es auch im Volksmund das „Berliner Derby“. Aber wir denken darüber im Moment nicht nach. 

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