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Pastorius (Soldier Hollow) Gr. I-Sieger im Großen Dallmayr-Preis

Pastorius (Soldier Hollow) ist mit Andrasch Starke im Großen Dallmayr-Preis hochüberlegen. www.turfstock.com - Eric-Lajos Balogh

Autor: 

Daniel Delius

Mit dem Namen Singlspieler dürften nur noch die Historiker des deutschen Galopprennsports etwas anfangen. Er gewann 1947 das einmalig in Köln ausgetragene Deutsche Derby, war an jenem Tag der Beste eines schwachen Jahrgangs. Er lief in den Farben des Gestüts Buchhof, damals Nachfolger der Gestütshöfe Isarland, sollte später auch in Isarland als Deckhengst aufgestellt werden. Auf der Bahn hat er nach dem Derby-Sieg nicht mehr viel bewegt. Warum er in einem Bericht über den Grossen Dallmayr-Preis auftaucht? Er war bis zum vergangenen Sonntag das einzige Pferd, das das Derby und das Bayerische Zuchtrennen, und das ist bekanntlich dieser Dallmayr-Preis, gewinnen konnte. Nun wurde 1947 das Zuchtrennen unter dem Namen Bayerisches Derby zwei Wochen vor dem Kölner Rennen ausgetragen, so dass der Vergleich schon etwas gewagt erscheint. Doch viele Jahre war es ein Rennen, das über 2400m gelaufen wurde, in der Regel einige Wochen nach dem Derby über die Bühne ging, für Hamburger Sieger aber selten eine Anlaufstation war. 1982 war Ako Dritter, ab 1985 wurde das Rennen über 2000m ausgetragen, dann war es in der Regel ohnehin Schluss mit der Teilnahme von Derbysiegern.

So gesehen war der Start von Pastorius (Soldier Hollow) schon etwas überraschend, doch Mario Hofer wird sich schon etwas dabei gedacht haben, wenn er bei dem Derbysieger in der Distanz zurückgegangen ist. Wer in Hamburg noch an einen positiven Ausrutscher gedacht hat, einen einmaligen Patzer etwa des Favoriten Novellist (Monsun), der sah sich in Riem eines besseren belehrt. Mit dem Vorjahressieger Durban Thunder, Zazou und Waldpark endeten drei Gr.-I-Sieger auf den Plätzen zwei bis vier, sie waren völlig chancenlos. Es war, natürlich, eine nochmalige Steigerung gegenüber Hamburg und völlig zurecht hat der Handicapper Pastorius eine Marke von 101,5 kg zudiktiert. Der Große Preis von Baden (Gr. I) wird das nächste Ziel sein, es kommt dann zum ersten Zusammentreffen mit Danedream (Lomitas). Fragt sich nur, ob der Hengst bei den derzeitigen Preisen, die für deutsche Vollblüter auf dem internationalen Markt gezahlt werden, im Lande zu halten ist. Es gibt wohl kein Pferd oberhalb der 95-kg-Grenze, für das derzeit kein Angebot auf dem Tisch liegt und ob Franz von Auersperg auf Dauer standhaft bleiben kann, ist die Frage.

Mit dem Sieg im Großen Dallmayr-Preis bewegt sich Pastorius auf den Spuren seines Vaters Soldier Hollow (In The Wings). Er gewann dieses Rennen bei seinen beiden Teilnahmen, 2005 mit William Mongil und 2007, in seinem letzten Rennjahr, mit Andrasch Starke im Sattel. Im Gegensatz zu seinem Sohn war er ein reines 2000-m-Pferd, er ist in seiner ganzen Karriere nie über die Derbydistanz angetreten. Über seinen hervorragenden Start im Gestüt ist an dieser Stelle hinreichend geschrieben worden, acht seiner Nachkommen werden bei der anstehenden BBAG-Jährlingsauktion in den Ring geführt. Pastorius dritte Mutter hatte vor drei Jahren noch einmal die Landesgrenzen überschritten: Princess Nana (Bellypha), klassische Siegerin, eine gute Rennstute in der Hand des lange verstorbenen Bruno Schütz, ging damals, als sie bereits zwanzig Jahre alt war, in den Besitz von Krzysztof Dobosz aus Polen. In Deutschland ist noch ein drei Jahre alter Boreal-Sohn bei Wilhelm Kelkel im Training, die vier Jahre alte Princess Hillary (Boreal) steht bei John Hillis, sie hat bei zwölf Starts noch nicht gewonnen. Spuren hat diese Princess Nana aber doch hinterlassen, auch wenn sie als Mutter schon eine kleine Enttäuschung war, zumindest in erster Generation, aber auch in der zweiten hat es nur vereinzelt Lichtblicke gegeben. Jetzt aber, zwanzig Jahre nachdem sich seine nun auch schon dritte Mutter Princess Nana die German 1000 Guineas gesichert hatte, hat Pastorius die Familie wieder in die Schlagzeilen gebracht.

Mit der Mutter Princess Li zu züchten, war sicherlich auch ein gewisses Risiko. Sie stand zunächst noch im Besitz des Stalles Imperator, dahinter verbargen sich Wolfgang und Susanne Porsche, Eigner einst auch von Princess Nana, bestens bekannt auch mit dem späteren Hoppegarten-Chef Peter Boenisch, der auch kleine Anteile an manchen Imperator-Pferden hatte. Drei Rennen gewann Princess Li, eines in München, zwei kleinere in Mailand. Ihre Mutter Princess Dancer (Suave Dancer) war nicht am Start gewesen, sie hat in Deutschland und Polen noch drei andere Sieger gebracht, Durchschnitt. Princess Li war das auf der Bahn auch, aber sie war eine Monsun-Stute und da konnte der Stall Antanando in Gestalt von Franz Prinz von Auersperg und Florian Haffa schon etwas riskieren.

Der Erstling Princess Lala (Royal Dragon) hat die Goldene Weintraube der Pfalz in Haßloch gewonnen, sonst aber nichts, deshalb aber auch ihr letztes Rating von 47,5 kg. Dann aber kam Point Blank (Royal Dragon), Sieger 2011 in einem hochdotierten Handicap in Hoppegarten, Zweiter auf Gr. III-Ebene in Mailand. Pastorius, ihrem dritten Produkt, folgte am 1. April letzten Jahres eine Stute von Sholokhov. Die Familie ist also wieder zurück im Geschäft, wobei eine Tochter der Princess Nana, Princess Mood (Muhtarram), mit Sunny King (Desert Sun) ein Spitzenpferd in Hong Kong und mit Captain Ramius (Kheleyf) einen Listensieger gebracht hat. Die Linie ist auch in Schlenderhan vertreten, denn Princess Nana ist eine Schwester der Mutter des mehrfachen Gr.-Siegers und Deckhengstes Arcadio (Monsun).

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