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Novellist macht es Danedream in Ascot nach

Größter Erfolg für den Trainer Andreas Wöhler und den Besitzer Dr. Christoph Berglar: Novellist mit Johnny Murtagh gewinnt die King George VI And Queen Elizabeth Stakes in Ascot. wwww.galoppfoto.de - John James Clark

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Turf aktuell

Den schwierigsten Teil seiner Aufgabe als Jockey auf dem 4jährigen Hengst Novellist hatte Johnny Murtagh nach dem Überqueren des Zielstrichs am Samstag zu erledigen. Er hatte beim Auscantern nach einem überlegenen Erfolg in den King George VI And Queen Elizabeth Stakes (Gruppe I, 2400m, ca. 1,16 Mio. Euro) einige Probleme, den Monsun-Sohn aufzunehmen und mit ihm die Rückkehr zur riesigen Tribüne auf der Rennbahn in Ascot anzutreten. Doch auch dieses Problem löste der 43jährige Ire schließlich und konnte mit kleiner Verspätung den Applaus der Zuschauer nach seinem vierten Erfolg in diesem hochkarätigen Steher-Event entgegen nehmen.

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Im Rennen hatte Murtagh dagegen keinerlei Problem, einen souveränen Erfolg des von Andreas Wöhler in Gütersloh trainierten Deutschen unter Dach und Fach zu bringen. Dass dieser Triumph sogar in neuer Rekordzeit von 2:24,60 min – mehr als zwei Sekunden unter dem alten Rekord - zustande kam, daran hatten allerdings neben den schnellen Geläufbedingungen vor allem Ektihaam (Dane O’Neil) und Universal (Joe Fanning) entscheidenden Anteil. Die beiden britischen Vierjährigen sind dafür bekannt, sich ihr Rennen gerne selbst von der Spitze aus zu machen und wollten dies auch in den King George so umsetzen. Keiner der beiden Jockeys gab nach, so dass von Beginn an eine höllische Pace vorgelegt wurde, die sofort das Feld auseinanderzog.

Novellist hatte sich seinen Platz als Vierter hinter den beiden Frontrennern und dem anfangs ebenfalls sehr eifrigen irischen Derby-Sieger Trading Leather (Kevin Manning) gesucht. Die Pace flaute zu keinem Zeitpunkt ab, denn schon vor Erreichen der Zielgerade drückte der außen liegende Universal noch einmal auf’s Gaspedal und schob sich an dem nun nachlassenden Ektihaam vorbei. Diesen Drang nach vorne gingen Trading Leather und Novellist locker mit und auch der als klarer Favorit gestartete Franzose Cirrus des Aigles (Christophe Soumillon), der die ganze Zeit direkt hinter Novellist gelegen hatte, setzte nach. Ein spannendes Finale entwickelte sich dennoch nicht, denn Novellist klärte die Lage in wenigen Galoppsprüngen und erwies sich eindeutig als Chef im Ring.

Mit fünf Längen Vorsrpung gewann er das englische Prestigerennen und ließ dabei laut Murtagh erkennen, dass er unbedingt siegen wollte, den Drang nach vorne an den Tag legte. Hinter Novellist behauptete Trading Leather, der in der letzten Phase vor dem Rennen starken Zuspruch von den Wettern erhalten hatte und in die Rolle des Ko-Favoriten geschlüpft war, den 2. Platz mit einer dreiviertel Länge vor dem zweiten Vertreter des Derby-Jahrgangs, dem nachgenannten Briten Hillstar (Ryan Moore), der aus hinteren Regionen noch den Weg ins Vorderfeld gefunden hatte.

Für dessen Jockey Ryan Moore war es jedoch ein bitterer Moment, wusste er doch, dass eigentlich er der Reiter von Novellist hätte sein sollen. Da Trainer Sir Michael Stoute sich zur Nachnennung von Hillstar entschlossen hatte, musste Moore den Ritt für seinen Stall ausüben und war nicht frei für Novellist, den er noch vor einem Monat zu einem Erfolg im Grand Prix de Saint-Cloud geritten hatte. Damit bekam Johnny Murtagh, genau genommen sogar nach Ryan Moore und William Buick erst die dritte Wahl, seine Chance und nutzte sie im Herbst seiner Jockeykarriere. Bei einem eventuellen weiteren Start in Deutschland zur Vorbereitung auf den Arc wird Murtagh Novellist allerdings auf keinen Fall reiten können, da er über eine Trainerlizenz verfügt und daher nach hiesiger Rennordnung rnicht mehr in den Sattel steigen darf.

Eine kleine Enttäsuschung war der Auftritt des Franzosen Cirrus des Aigles, der seine 25:10 Favoritenposition nicht im Entferntesten bestätigen konnte. Der mittlerweile 7jährige Wallach konnte auch beim zweiten Saisonstart nicht an die Leistungen der Vergangenheit anknüpfen und musste wie in Saint-Cloud Novellist deutlich vor sich dulden. Nur Rang 4 mit einem klaren Drei-Längen-Abstand zu Hillstar und einen Kopf vor Universal war sicherlich weniger als Trainerin Corinne Barande-Barbe von ihrem Crack erwartet hatte.

Bei seinem Ascot-Trip war Novellist (Monsun) von einem großen Anhang, Trainer Andreas Wöhler und Besitzer Dr. Christoph Berglar samt Familie, begleitet worden, so dass sich erneut eine große deutschsprachige Siegerehrung nach den King George ergab, nur ein Jahr nachdem Danedream für den ersten deutschen Erfolg gesorgt hatte. Damit sind die Deutschen die aktuell erfolgreichsten Kontinentaleuropäer in dieser Prüfung, die in den letzten Dekaden von Inselgaloppern aus England und Irland beherrscht wurde. Nur ein Italiener in Gestalt des legendären Ribot (1956) und fünf Franzosen finden sich in der mehr als 60 Jahre umfassenden Siegerliste der Prüfung. Die fünf franzöischen Siege liegen jedoch alle schon eine ganze Weile zurück, der letzte datiert aus dem Jahr 1976, als die Wildenstein-Stute Pawneese in Ascot gewann.

Die englischen Buchmacher reagierten postwendend auf die imponierende Vorstellung von Novellist und hoben ihn auf den Favoritenschild für den Arc. Gemeinsam mit dem japanischen Vorjahreszweiten Orfevre, dem französischen Grand Prix de Paris-Sieger Flintshire und dem Eclipse Stakes-Sieger Al Kazeem rangiert Novellist jetzt bei Kursen von 70:10 für das französische Saisonhighlight Anfang Oktober in Longchamp.

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