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NH-Round up - Große Tage auf der Insel

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 296 vom Donnerstag, 19.12.2013

Sire de Grugy mit Jamie Moore im Sattel: Vater Gary Moore freut sich über einen Sieg auf Gr. I-Parkett in den Tingle Creek Chase in Sandown. Foto: Toby Connors

Der Höhepunkt einer jeden National Hunt -Saison in England und Irland ist das Cheltenham-Festival im März; ein Meeting, auf das große und "kleine" Trainer jedes halbwegs hoffungsvolle Pferd vorbereiten und in den Monaten zuvor meist nur sehr gezielt einsetzten; alles soll stimmen an den vier Tagen des Monstre-Meetings. Im Dezember jagt dennoch ein Highlight das nächste, ein jeder Samstag bringt ein neues Spitzenrennen mit toller Besetzung; langsam aber sicher kommt  jeder der Stars der vergangenen Saison erneut an den Start, oder stellen uns die Trainer ihre hoffnungsvollen jungen Pferde vor. Strikt genommen noch im November war der Hennessy Gold Cup nach der Betfair Chase das nächste Samstags-Highlight. Es mag der eine oder andere wirklich große Star im Rennen gefehlt haben, und es scheint zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich kein Cheltenham Gold Cup-Sieger im Starterfeld gewesen zu sein,  aber nichtsdestotrotz hatte sich ein gutklassiges Feld versammelt, welchem der 2013 Topham Chase Sieger Triolo d'Alene (ein französisch gezogener Epalo-Sohn) für das Team Henderson-Geraghty deutlich seinen Stempel aufsetzte (und einer gewissen Tipper-Gemeinschaft aus München die Monatswertung des Ten-To-Follow- Wettbewerbes der "Racing Post" bescherte).  Vor allem Jockey Barry Geraghty möchte den noch jungen Wallach unbedingt im Grand National sehen und ist stark bemüht, das Besitzer-Team darauf einzuschwören.

"Barry wäre am liebsten schon hier nicht gelaufen, um die Handicap-Marke des Pferdes für das Grand National nicht zu ruinieren. Aber so haben wir doch einen netten Preis gewonnen! Über das National machen wir uns dann später Sorgen": So ein aufgeräumter Henderson, der an jenem Samstag auch mit Freuden beobachten konnte, wie seine Champion-Hurdle Hoffnung My Tent or Yours (ein in Irland gezogener Desert Prince-Sohn aus einer Ela-Mana-Mou-Mutter) die renommierte Fighting Fifth Hurdle in Newcastle eindrucksvoll gewann. 

Weiter zog die Karawane gen Sandown, wo am Wochenende des 7. Dezember die Tingle Creek Chase anstand, ein Rennen, das die schnellen "Zwei-Meiler" anspricht und eigentlich dem Superstar dieser Sparte, Sprinter Sacre, als Saison-Debut dienen sollte. Leider musste Nicky Henderson seinen Schützling nach nicht zufriedenstellenden Blutwerten beim Routine-Check dann doch streichen, so das ein wahrhaft "kleiner" Trainer mit seinem "best horse ever" – Gary Moore und Sire de Grugy – ihren Tag an der Sonne hatten. Moore,  im Süden Englands ansässig,  ist dem Vernehmen nach einer der am allerhärtesten arbeitenden Trainer der Insel, hart hat er auch an seiner Familiendynastie gearbeitet, mit Sohn Ryan, dem internationalen Star, Jamie und Joshua  braucht er sich um einen Jockey für seine Pferde normalerweise keine Gedanken zu machen. Sohn Jamie war es dann auch, der den großrahmigen Fuchs mit der großen Blesse Sire de Grugy in Frankreich "fand" und für die für die Moores wirklich gewaltige Summe von rund €55,000 für einen neuen Besitzer im Stall erwarb. Es war der erste Gruppe 1–Erfolg für den Trainer, natürlich auch für den Besitzer,  Sire de Grugy hat nun bei 21 Starts 10 Rennen gewonnen, wird es aber natürlich, sobald Sprinter Sacre zurück kommt, nicht wieder so leicht haben.

Auf der gleichen Karte musste der so hoch gehandelte Grandouet – langsam ein wahres Pech-Pferd für den Henderson Stall – sich auch bei seinem zweiten Chase Start  geschlagen geben, wenn man auch mit dem Jung-Chaser in einer Grade I-Prüfung recht hoch griff. Sieger des Rennens war mit Hinterland ein Schützling von Paul Nicholls, der sich nach dem altersbedingten Wegfall fast aller seiner Stars nun erst einmal neu sortieren muss. Hinderland war dann auch der erste inländische Gr. I-Sieger für Team Ditcheat in der laufenden Saison, allerdings hatte der Stall ein solches Rennen in bereits in Frankreich gewinnen können.  Auch mit den Pferden aus der "2. Reihe" führt Nicholls zur Zeit die auf Preisgeld basierende Statistik deutlich an, und kann mit seinem Schnitt von 20 bzw. 28% (Hürden/Chase) wahrlich mehr als zufrieden sein.

Pferde wie Celestial Halo, Unioniste, Al Ferof, Black Thunder, Sam Winner, Hinterland oder Sametagal, um nur einige Namen zu nennen, treten immer deutlicher aus dem Schatten der über die Jahre so übermächtigen Stars hervor; und wenn es zum endgültigen Championat wohl am Ende des Jahres kaum reichen kann, so steht dem Anschein nach eine Rückkehr von wenigstens einem Alt-Star in Form von Big Buck's (der an diesem Donnerstag auf der Rennbahn von Exeter eine Arbeit absolviert hat) noch aus, und Nicholls kann mehr als zufrieden mit dem bisher Erreichten sein.

Am vergangenen Wochenende öffnete dann das Mekka des Hindernissports, Cheltenham, erneut seine Tore; es stand das "International" Meeting an, rund um das gleichnamige Hürdenrennen. Bereits am Freitag den 13. bot die Bahn tollen Sport, Hauptrennen des ersten Tages des Meetings war ein Gruppe III-Rennen für Staying Chasers, welches der letztjährige Welsh-National Sieger Monbeg Dude in vielversprechender Manier gewann.  Der dunkelbraune enigmatische Wallach wird von Michael Scudamore jun. trainiert, Bruder von Jockeys Tom (dem Stalljockey von David Pipe; und hier auch Jockey des Pferdes), Sohn von Peter, der lange Jahre selber Stall- (und Champion-) Jockey für Davids Vater Martin Pipe war,  und nun als Partner der Trainerin Lucinda Russell in Schottland lebt. (Peters Vater, ebenfalls ein Michael, gewann 1959 das Grand National mit Oxo).

Tom Scudamore konnte seine Emotionen auf dem Pferd ob dieses tollen Familienerfolges kaum in Zaum halten, so glücklich war er für seinen Bruder.  Besitzer von Monbeg Dude ist ein Syndikat mit dem seltsamen Namen "Oydunow“ (dem Slang in breitem Akzent für "I don´t know"),  hinter dem sich einige hochenthusiastische Rugby-Spieler aus England und Wales verbergen, unter ihnen mit Mike Tindall auch der Ehemann von Zara Philipps, Prinzessin Annes Tochter und damit Enkelin von König Elisabeth. Zara, selbst hochdekorierte Vielseitigkeitsreiterin, war hochschwanger in Cheltenham zugegen, und wies jede Mitarbeit am Erfolg von Monbeg Dude weit von sich. Sicher ist aber, dass Monbeg Dude vormals nicht der beste Springer war und regelmäßig bei Zara in die Schule geht; was es doch ausmacht, wenn man eine gute Reiterin in der Familie hat!

Die Cross Country Chase, immer ein absoluter Publikumsmagnet, bei dem über 3m 7f Hindernisse, Wälle, Gräben, Hecken,  Schranken und Mauern überwunden werden, ging mit Sire Collonges unter Jockey Ryan Mahon an das Team Ditcheat. "Er ist, glaube ich, mein langsamstes Pferd im Stall", so Nicholls, "aber dies hier ist genau sein Ding und macht ihm viel Spaß".

Der "International-Tag" stand dann ganz im Zeichen einer weiteren Vater und Sohn–Kombination, nach Colin/Joe Tizzard und Gary/Jamie Moore DEM Thema der Saison, nämlich Sam und Nigel Twiston-Davies. (Paul Nicholls hat nur drei Töchter, wobei zumindest die älteste, Megan, auch schon erfolgreich Ponyrennen reitet und ihre ersten Ritte "under Rules" absolviert hat; Vater Paul hat ihretwegen extra eine Flachrennlizenz beantragt). Jockey-Sohn Sam, der in dieser Saison erstmals auch eine Art Ruf an den Stall von Paul Nicholls vergeben hat, ist unumstrittener Stalljockey auf Grange Hill Farm, in Naunton, ganz in der Nähe von Cheltenham gelegen. Gemeinsam mit Ex-Jockey Carl Llewellyn werden hier seit Jahrzehnten hocherfolgreich Hindernis-Pferde trainiert, 13 Erfolge beim Cheltenham Festival incl. dem Gold Cup mit Imperial Commander sprechen eine deutliche Sprache.

Mit The New One, einem kompakten Sohn von King's Theatre, der für relativ „kleine“ €25.000  aus Irland zu Twiston-Davies wechselte, hat man einen echten Star im Stall. Bei nun 12 Starts neunmal siegreich und zweimal Zweiter, hatte der noch 5jährige im Hauptrennen  (Gr. II, 2m 1f) wenig Probleme, seine Ankunft in der "großen Klasse" nachdrücklich zu untermauern und ernsthafte Aspirationen für die Champion Hurdle  im März anzumelden.  Mit Zarkavas Bruder Zarkandar schlug er ein mehr als solides Formpferd; hier sollten noch einige tolle Tage für das Team in Aussicht stehen. Es war dies Sieg zwei eines Doppelschlages, nachdem Team Twiston-Davies im Gr. III-Handicap zuvor bereits mit Double Ross zum Zuge gekommen war. Beeindruckend auch der Sieg von Kings Palace in der Grade 2 Novice Hurdle des Tages, hier hat das Team Pipe sicherlich einen ganz heißen Anwärter auf eines der Novice-Hürdenrennen während des Festivals.

Am morgigen Samstag (21.12.) bietet vor allem Ascot richtig guten Sport, darunter die Grade 1 Long Walk Hurdle, an, auch in Haydock laufen noch einige interessante Rennen. Danach macht auch der ewig beschäftigte Rennsport eine Art Weihnachtspause und holt tief Luft für einen der Haupttage der Saison, dem King George Day von Kempton am sogenannten Boxing Day, dem 26.12.  Die King George  VI Chase ist eines der renommiertesten Rennen im Kalender, selbstredend eine Gr. I–Prüfung, dessen Siegerliste sich wahrlich wie das Who-is-Who des National Hunt-Sports liest, zuletzt hatte der großartige Kauto Star diese Prüfung nie dagewesene 5x gewonnen, ihm zu Ehren wurde auch die Gr. I-Prüfung für Novice Chaser benannt.

Sprinter Sacre wird am zweiten Tag des Meetings, dem Freitag, ein weiteres Highlight dieser tollen zwei Tage sein, die endgültig jeden eventuell einsetzenden Weihnachtstrott vertreiben sollten. Den Wettmarkt für die King George führen mit Cue Card und Dynaste die beiden Erstplatzierten der Betfair Chase aus Haydock an,  auch wenn Colin Tizzard, ähnlich wie Trainer Alan King, zuletzt eine Art Virus in seinem Stall zugeben musste. Paul Nicholls könnte mit Al Ferof und Silviniaco Conti vertreten sein, Nicky Henderson wird wahrscheinlich auf jeden Fall mit Vorjahressieger Long Run an den Start bringen, dessen damals so knapp geschlagener Gegner Captain Chris am vergangenen Donnerstag in der Peterborough Chase in Huntington ein mehr als zufriedenstellendes Jahresdebut gab und lt. Trainer Philip Hobbs auch erneut als fester Starter in Kempton gilt. Bis zur endgültigen Starterangabe fließt aber ja noch etwas Wasser die Themse herunter.


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