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Neue Deckhengste in Deutschland - Ito

Das Karriere-Highlight: Überlegener Sieg im Großen Preis von Bayern, Gr. I, 2015 mit Filip Minarik. Foto: Dr. Jens Fuchs

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 446 vom Donnerstag, 01.12.2016

In dem Kompendium „Racehorses of 2015“, in dem die Spitzenpferde des europäischen Kontinents jährlich mit längeren Abhandlungen gewürdigt werden und das weltweit mit seinem Detailreichtum seinesgleichen sucht, geschah dies nur mit einem einzigen deutschen Pferd. Das war Ito. Der Grund war für die Autoren der Sieg des Schlenderhaners im Großen Preis von Bayern (Gr. I), „the best performance by a German-trained horse in 2015“. Er ließ damals dem gewiss nicht schlechten Prince Gibraltar (Rock of Gibraltar), der zuvor den Großen Preis von Baden (Gr. I) gewonnen hatte, nicht die geringste Chance. Er lief 2015 dann noch einmal, im Japan Cup (Gr. I), in dem er zeigte, dass er schon etwas von den Umständen abhängig war. Er musste schon „seinen“ Tag erwischen, musste ungestört galoppieren können, etwas durchlässiger Boden war zudem nicht verkehrt.

2016 ließ sich gut an. Ito gewann den Gerling-Preis (Gr. II) in Bahnrekordzeit gegen Sirius (Dashing Blade) und Fair Mountain (Tiger Hill), auf für ihm fast schon zu schneller Bahn. Er wurde danach im „Grand Prix“ des Frühjahrsmeetings gesattelt, Platz drei hinter Iquitos (Adlerflug) und Articus (Areion) relativierte sich später. Im Dallmayr-Preis (Gr. I) blieb er chancenlos, doch war dann der zweite Platz im Prix Foy (Gr. II) hinter Silverwave (Silver Frost) vor der Münchener Siegerin Elliptique (New Approach) und One Foot in Heaven (Fastnet Rock) eine starke Leistung. Die geplante Titelverteidigung im Großer Preis von Bayern musste aber gestrichen werden, er war nicht mehr in Ordnung.

Wer vermutet hatte, dass Ito bei einem Verkauf im Nirwana der irischen oder französischen Hindernispferdezucht verschwinden würde, der sah sich getäuscht. Er wird im Gestüt Ammerland von Dietrich von Boetticher aufgestellt, dem Vernehmen hält er die Hälfte an ihm, die andere bleibt beiSchlenderhan. Das ist zwei Gründen eine gute Nachricht: Zum einen ist der Weggang eines jeden Gruppe I-Hengstes aus Deutschland ein Verlust, zum anderen wird er dort alle Chancen bekommen. Schlenderhan selbst wird ihn unterstützen, das hat es schon bei Itos Vater Adlerflug vorbildlich gemacht. Und Ammerland selbst verfügt, wie jeder weiß, über eine erstklassige Herde. Das könnte den für manchen kleineren Züchter etwas weit entfernt liegenden Standort kompensieren. Ito wird zu einer Decktaxe von 5.000 Euro angeboten, das hat sicher seine Ordnung.

Itos Karriere ist nicht nur fünfjährig nicht frei von Brüchen geblieben. Dreijährig war er nur viermal am Start, nach einer enttäuschenden Vorstellung im September im Ausgleich I in Baden-Baden hat man sehr schnell die Bremse getreten, dem Sohn von Adlerflug, eine Pause gegönnt. Nach einem erfolgreichen Aufbaustart in Krefeld gewann er im vorletzten Frühjahr den Preis von Dahlwitz in Hoppegarten und canterte dann im Großen Preis der Badischen Unternehmer (Gr. II). Im Großen Preis von Berlin (Gr. I) scheiterte er nur an Second Step (Dalakhani), ein weiterer Start in Iffezheim musste wegen kurzfristig aufgetretenen Fiebers gestrichen werden. Den dadurch entstandenen Trainingsrückstand dürfte er bei seinem vierten Platz im Preis von Europa (Gr. I) noch gespürt haben. In München zeigte er dann auf passend weicher Bahn eine hervorragende Leistung, die oben wie auch die diesjährige Saison näher geschildert wurde. Mit einem Rating von aktuell 99kg steht er gleichauf mit Iquitos, ein Kilo unter Protectionist (Monsun).

Ito ist das vierte Fohlen der Diana-Siegerin Iota (Tiger Hill), die den Klassiker auf weicher Bahn, damals in Hamburg, Start-Ziel gewann, eine Frontrennerin wie ihr Sohn war. Auch das Schwarzgold-Rennen (Gr. III) hat sie gewonnen, war Fünfte in den Yorkshire Oaks (Gr. I). Nach einem erfolglosen Gastspiel in Kanada blieb sie in Nordamerika, wurde dort von Giant’s Causeway gedeckt, ihr Erstling Iojo ist in der eigenen Herde, sie steht tragend von Kingston Hill im Katalog der Arqana-Auktion am Sonntag. Es folgte die zweifache Siegerin Ituila (Tertullian), die in der Zucht des Gestüts Hachtsee ist, dieses Jahr ein Stutfohlen von Acclamation gebracht hat. Dann kam Iniciar (Galileo), der listenplatziert gelaufen ist, inzwischen im englischen Hindernissport aktiv ist. Nach Ito folgten der nicht gelaufen Ilkin (Adlerflug), und Igraine (Galileo), eine spät geborene Dreijährige, die mehrfach platziert gelaufen ist. Im Jährlingsalter ist Indah (Dabirsim). 2015 blieb Iota nach Adlerflug güst, wurde von diesem jetzt erneut gedeckt.

Weitere Angehörige dieser Familie sind der nach Australien verkaufte Gr. III-Sieger Illo (Tertullian) und die Gruppe I-platzierte Listensiegerin Ioannina (Rainbow Quest) als direkte Geschwister Iotas aus der listenplatzierten Iora (Königsstuhl) sowie Iberus (Monsun), Irian (Tertullian) und Ibicenco (Shirocco). Eine aktuelle Vertreterin der Linie ist die für Markus Münch laufende diesjährige Prix Imprudence (Gr. III)-Siegerin Spectre (Siyouni).

Die Familie kam 1940 durch die Einfuhr von Yonne (Indus) nach Schlenderhan. Gezogen von Francois Dupré hatte sie in ihrer Heimat 1939 die Poule d’Essai des Pouliches gewonnen. Schon ihr Erstling Yngola (Chateau Bouscaut) war ein herausragendes Rennpferd mit Siege im Preis der Diana und im Deutschen St. Leger. Die 1949 geborene Jana (Magnat) war ebenfalls Diana-Siegerin. Itos Stammmutter ist Yonnes Tochter Ischia (Ticino), Dritte im Fürstenberg-Rennen, deren Tochter Indira (Birkhahn) Zweite im Deutschen Stutenpreis war und die sechste Mutter von Ito ist.

Der neue Ammerländer Deckhengst stammt aus dem ersten Jahrgang von Adlerflug (In The Wings), der vor einigen Wochen die Box von Monsun in Schlenderhan bezogen hat. Wunder war zudem eine Gruppe-Siegerin des Jahrgangs 2011, im Jahrgang darauf gab es u.a. Iquitos, Nordic Flight und Shivajia, bei den Dreijährigen 2016 Meergörl, Moonshiner und Savoir Vivre. Das ist absolut vorzeigbar. 

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