Drucken Redaktion Startseite

Neue Deckhengste 2014: Maxios

Der Monsun-Sohn Maxios als neuer Stallion im Gestüt Fährhof. Foto: © Fährhof

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 296 vom Donnerstag, 19.12.2013

Es war Mitte des letzten Jahrzehntes, als auch zu den großen ausländischen Zuchten die Kunde gedrungen war, dass es da in Deutschland einen Hengst gibt, denn man bei den Dispositionen einmal berücksichtigen sollte. Bis dahin hatte Monsun ein mehr nationales Interesse auf sich vereinigt, doch ab etwa 2004/2005 waren dann eben auch Darley, Shadwell, der Aga Khan oder die Wertheimers mit ihren Stuten in Schlenderhan zu Gast. Die Decktaxe stieg beständig an, von €60.000 (2006) auf €150.000 (2008), damit war er der teuerste Hengst, der jemals auf dem Kontinent gestanden hat. Und die Qualität der Stuten war dementsprechend, die Ergebnisse auch. Maxios, der neue Deckhengst auf dem Fährhof, stammt aus dem Jahrgang 2008, ebenso wie der vom Ballymacoll Stud gezogene Melbourne Cup (Gr. I)-Sieger Fiorente, ein weiterer herausragender Sieger von Monsun im Jahre 2013.

Maxios' Vater: Der legendäre Monsun. www.galoppfoto.de - Sandra ScherningMaxios' Vater: Der legendäre Monsun. www.galoppfoto.de - Sandra ScherningAllzu viele Söhne von Monsun sind in Deutschland noch nicht aufgestellt worden, von Samum, Gr. I-Vererber, einmal abgesehen. Das lag und liegt auch daran, dass mehrere seiner besten Söhne aus finanziellen Gründen ins Ausland abgegeben wurden. Die Millionenangebote, die Darley für Manduro bzw. Shirocco einst abgegeben hatten, konnten ebenso wenig ausgeschlagen werden wie die Offerte aus Japan für Novellist. Auf Monsun selbst hat es seinerzeit enorme Gebote gegeben und es ist der Standhaftigkeit der Baronin Ullmann zu verdanken, dass er der deutschen Vollblutzucht erhalten werden konnte. Manduro und Shirocco haben zumindest vordergründig die an sie gestellten Erwartungen nicht ganz erfüllt - aus deutscher Sicht ist ihre Vererbungskraft durchaus vorzeigbar, doch in England/Irland, wo Hengste wie Dark Angel schon dreijährig ins Gestüt gehen und enorme Popularität genießen, ist die Denkweise etwas anders, man senkt schneller den Daumen. Es ist schon interessant, dass die Söhne von Monsun in der Zucht von Hindernispferden höchste Anerkennung genießen, Arcadio und Getaway sind in Irland höchst populär, Network in Frankreich Jahr für Jahr völlig überbucht. Maxios ist somit ein spannender Debutant in Fährhof. Einen Sieger im Badischen Jugendpreis erwartet sicher niemand von ihm, somit könnte er in Deutschland bestens aufgehoben sein.

Zudem hat der Hengst auch ein weiteres großes Plus, denn er kann, etwa im Vergleich zu Manduro, dessen überragende Rennklasse unbestritten war, mit einen bei allem Respekt sehr guten Pedigree aufweisen. Als seine Mutter Moonlight's Box 2007 nach Schlenderhan kam, war sie bereits eine der Kronjuwelen in der Niarchos-Zucht. Zu jenem Zeitpunkt hatte ihr 2001 geborener Erstling Bago (Nashwan) seine Rennkarriere bereits abgeschlossen. Acht Rennen hatte er gewonnen, fünf Gr. I-Rennen, den Prix de l'Arc de Triomphe, den Prix Ganay, den Grand Prix de Paris, den Prix Jean Prat und das Criterium International, in fünf weiteren Gr. I-Rennen war er Zweiter oder Dritter. Vier weitere Nachkommen hatten damals oder haben inzwischen gewonnen, Beta (Selkirk) zweijährig ein Listenrennen in Chantilly, sie war in zwei Gr.-Rennen platziert. Selbst jüngerer Nachwuchs ist noch da, eine Jährlingsstute stammt von Galileo.

Die zweite Mutter ist Coup de Genie (Mr. Prospector), 1993 Champion-Zweijährige in Europa, Siegerin im Prix de la Salamandre (Gr. I) und im Prix Morny (Gr. I), dreijährig Dritte in den 1000 Guineas (Gr. I). Sie ist Mutter von drei Gr.-Siegern, an der Spitze Denebola (Storm Cat), Siegerin im Prix Marcel Boussac (Gr. I) und im Prix de Cabourg (Gr. III), dazu Loving Kindness (Seattle Slew), ebenfalls im Prix de Cabourg (Gr. III) siegreich und den in den USA in drei Gr. III-Rennen erfolgreichen Snake Mountain (A. P. Indy). Ihre Tochter Glia (A. P. Indy) war Listensiegerin, sie ist zweite Mutter von Emollient (Empire Maker), die dieses Jahr die Juddmonte Spinster Stakes (Gr. I) gewonnen hat.

Coup de Genie ist rechte Schwester zu den Gr. I-Siegern und Deckhengsten Exit to Nowhere und Machiavellian, auch der Bruder Ocean of Wisdom (Mr. Prospector), Gr. III-Sieger, ist Deckhengst. Weitere Vererber in der näheren Familie sind die aktuell in Frankreich aufgestellten Way of Light (Woodman) und Orpen (Lure). Dahinter wird es im Pedigree noch einmal besonders spannend, denn die vierte Mutter Raise the Standard (Hoist the Flag) ist eine Schwester der Legende Northern Dancer (Neartic) und somit Tochter der Natalma (Native Dancer), eine der einflussreichsten Zuchtstuten aller Zeiten. Sie ist u.a. auch dritte Mutter von Danehill (Danzig).

Maxios - der neue Deckhengst auf dem Fährhof. © FährhofMaxios - der neue Deckhengst auf dem Fährhof. © Fährhof

Die Rennlaufbahn

Maxios war, für einen Monsun-Sohn nicht an der Tagesordnung, bereits zweijährig Gruppe-Sieger. Allerdings war auch sein Bruder Bago ein brillanter Zweijähriger, er gewann in diesem Alter u.a. das Criterium de Saint-Cloud (Gr. I). Maxios beließ es bei zwei Starts, er gewann beim Debut im September 2010 souverän über 1600m in Longchamp, holte sich danach den Prix des Chenes (Gr. III) gleichfalls über die Meile in Saint-Cloud. Die Erwartungen für die Dreijährigen-Saison waren natürlich dementsprechend, doch konnte er diese aus diversen Gründen nicht einlösen, er war über das Jahr nie ganz in Ordnung, kam bei vier Starts nicht unter die ersten vier - ein Jahr zum Abhaken. Vierjährig stand er jedoch wieder zu neuen Taten bereit, wurde von seinem Trainer Jonathan Pease zunächst behutsam aufgebaut. Er gewann im Frühjahr jeweils über 2000m zwei Altersgewichtsrennen in Fontainebleau und Longchamp, war danach Zweiter im Grand Prix de Chantilly (Gr. II) über 2400m hinter Aiken (Selkirk), u.a. vor Dunaden (Nicobar). Nach einem fünften Platz im Prix Gontaut-Biron (Gr. III) gewann er im La Coupe de Maisons-Laffitte (Gr. III) über 2000m gegen den französischen Derbysieger und künftigen Röttgener Deckhengst Reliable Man (Dalakhani). Im von Cirrus des Aigles (Even Top) gewonnenen Qatar Prix Dollar (Gr. II) scheiterte er zum Saisonabschluss an dem schweren Boden.

Mit fünf Längen Vorsprung auf Olympic Glory gewinnt Maxios den Prix du Moulin. © Fährhof IMit fünf Längen Vorsprung auf Olympic Glory gewinnt Maxios den Prix du Moulin. © Fährhof I

Wie viele Nachkommen seines Vaters wurde Maxios im Alter besser. 2013 war sein herausragendes Jahr, er gewann zwei Gr. I-Rennen auf Distanzen, die man einst für ihn als kaum passend angesehen hatten, denn dreijährig galt er im Frühjahr sogar als Kandidat für das Epsom Derby (Gr. I). Beim Jahresdebut 2013 gewann er den  Prix d'Harcourt (Gr. II) über 2000m gegen Don Bosco (Barathea) und Saga Dream (Sagacity), die Kondition mitgebracht hatten. Drei Wochen später ging es gegen den deutschen Herausforderer und jetzigen Boxennachbarn Pastorius (Soldier Hollow) im  Prix Ganay (Gr. I) über 2100m. Pastorius bot die wohl beste Vorstellung seiner Karriere, er verwies Maxios, Dunaden und Giofra (Dansili) auf die Plätze. Am 26. Mai gab es dann aber doch den ersten Gruppe I-Sieg des Niarchos-Hengstes. Er gewann den Prix d'Ispahan (Gr. I) in Longchamp über 1850m auf weichem Boden gegen Planteur (Danehill Dancer) und Mandour (Smart Strike).

Hier geht es zum Video: Klick!

Im Prix d'Ispahan setzt sich Maxios gegen Planteur durch. © FährhofIm Prix d'Ispahan setzt sich Maxios gegen Planteur durch. © Fährhof

Maxios hatte nicht einmal ein optimales Rennen, war Mitte der Zielgeraden kurz in ungünstiger Position, gewann am Ende aber mit einer starken kämpferischen Leistung. Er wurde dann nach Royal Ascot zu den  Prince Of Wales's Stakes (Gr. I) über 2000m geschickt, blieb jedoch auf stark abgetrockneter Bahn etwas unter Form und wurde in dem von Al Kazeem (Dubawi) gewonnenen Rennen Sechster. Guter bis weicher Boden, darauf fühlte er sich wohl, zu schwer durfte es aber nicht sein, auf einem solchen Geläuf kam er nicht klar. Sein Team sattelte ihn dann im Qatar Prix Du Moulin De Longchamp, auf der Meile, auf der er seit seinen Zweijährigen-Tagen nicht mehr angetreten war. Es gab im siebenköpfigen Feld einen Tempomacher, den hatte Maxios' ständiger Reiter stets im Auge, ging im Einlauf dann schnell nach vorne und konnte von diesem frühen Vorstoß bequem leben, der Favorit Olympic Glory (Choisir) wurde Zweiter.

Hier geht es zum Video: Klick!

Maxios zeigte sich damit als enorm kompatibles Pferd, er hatte starke Vorstellungen über Distanzen oberhalb von 2000m gezeigt und über die Meile ein Gruppe I-Rennen gewonnen. Beim letzten Auftritt seiner Karriere in Ascot konnte er auf schwerer Bahn nicht mehr viel bewegen, doch kann sich seine Fünfjährigen-Kampagne wirklich sehen lassen. Mit hochkarätigen Anteilseignern im Rücken, aus dem In- und Ausland, dürfte er in Fährhof beste Chancen vorfinden und attraktive Partnerinnen bekommen. Ein sicherlich bemerkenswerter Zugang.

Kurzprofil Maxios

Maxios (2008), b., H., v. Monsun - Moonlight's Box v. Nureyev

  • Zweimaliger Gr. I-Sieger
  • Achtmaliger Sieger, darunter fünf Gruppesiege
  • Zweimal Gr. I-platziert
  • Gewinnsumme €705.500
  • Ab 2014 Deckhengst im Gestüt Fährhof
  • Decktaxe €10.000

Hier geht es zum Turf-Times Spezial vom 01. Dezember 2013: Klick!

Verwandte Artikel:

Block: Adsense 728 x 90
Google AdSense 728x90