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Neu im Kino in Frankreich: TURF

Neu im Kino in Frankreich: TURF

Autor: 

Gastkolumne

TurfTimes: 

Ausgabe 253 vom Donnerstag, 21.02.2013

In französischen und belgischen Kinos ist letzte Woche die neue Komödie von Regisseur Fabien Onteniente („Camping“, „Jet Set“) angelaufen: „TURF - 4 potes, 4 pattes, le jackpot!“. Wie der Titel schon vermuten lässt, spielen darin ein Galopprennpferd und seine Besitzergemeinschaft eine tragende Rolle. Für uns hat Bea Grewe, Mitbesitzerin von Egon, dem früheren Rennpferd mit Kultstatus und über 3000 Facebook-Fans - Klick zum Profil - den Film im belgischen Verviers gesehen.

Launige Geschichte über das erste eigene Rennpferd

Vier Freunde (mittel-alt, privat und beruflich eher mittel-erfolgreich) treffen sich mittags regelmäßig in einer typischen Pariser PMU-Bar, um bei einem Pastis ihre Strategien für die QUINTÉ+ Wette des Tages zu diskutieren. Ihr Erfolg hält sich in Grenzen, sie sind jedoch vom Sport infiziert. Durch Zufall erlangt einer der Vier die Aufmerksamkeit des großen Wettpaten der Pariser Rennbahnen (schön schmierig: Gerard Depardieu), der gerade einen Abnehmer für eine eher schmächtige Maiden-Stute sucht. Die steht, natürlich, etwas abseits der Cracks, ist aber aufgrund ihrer überaus langen Zunge zumindest unverwechselbar. Und ihr Name klingt vielversprechend: Torpille (Torpedo). Treffender Gag am Rande: mère allemande, père anglais.

Die Idee eines ersten eigenen Rennpferds weckt in der Männerrunde schnell Begeisterung. Der Zuschlag erfolgt, dann werden die Kosten überschlagen. Mon Dieu! Schnell ist offensichtlich, die Trainerwahl fällt nicht auf André Fabre, sondern auf einen (ebenso) kauzigen Trainer (Sergi López), der zwar eigentlich nur eine Reitschule mit Mini-Shetties betreibt, aber immerhin Vater einer ebenso hübschen wie talentierten Amazone ist. Nach langer Vorbereitung startet Torpilles Rennkarriere in der französischen Provinz höchst überschaubar, doch dank einer wichtigen Umstellung platzt bei der Stute der Knoten und sie eilt von Sieg zu Sieg. Das weckt Begehrlichkeiten...

„TURF“ ist anders als die hoch gelobte US-Serie „LUCK“ mit Dustin Hoffman im letzten Jahr keine düster-realistische Milieustudie, in der vor und hinter der Kamera mehrere Pferde ihr Leben lassen, sondern eine leichte französische Komödie, die zwar mit einigen Stereotypen aufwartet, aber insgesamt gut unterhält. Vor allem Turf-Fans kommen auf ihre Kosten: Der Sport wird (endlich einmal) professionell dargestellt. Dafür werden France Galop und PMU gesorgt haben, die im Gegenzug sehr präsentes Product Placement betreiben. Die Rennszenen sind authentisch, Freud und Leid des Besitzerdaseins kommen gut rüber. Und viele Kleinigkeiten sind einfach treffend beobachtet: Als die Neu-Besitzer ihren immer wortkarger werdenden Trainer täglich mit der Frage nerven, wann denn endlich ihr Pferd das erste Mal starten werde, verliert der die Geduld und entscheidet: Demain (Morgen). Versteht sich, dass das nichts werden kann.

Ob es der Film auch einmal in die deutschen Kinos schafft, ist ungewiss. Er hat bislang keinen deutschen Starttermin und ist auch mit knapp 250.000 Zuschauern am Startwochenende nur durchschnittlich gestartet. Also verbinden die des Französischen halbwegs mächtigen Leser - Grundkenntnisse reichen auch aus - am besten einen Winterausflug nach Frankreich oder Wallonien mit einem Kinobesuch. Denn noch einen Vorteil hat der Film: Wer sich aktuell wie ich über die neuen deutschen Besitzerausweise „mit nur grünem Punkt“ ärgert, wird nach TURF milder gestimmt sein: Im Kino verwehrt nicht die Farbenkunde des Direktoriums den Besitzern im Jubelrausch den Zugang zum Pferd nach dessen erstem Sieg, es türmen sich dort viel lustigere Hindernisse als solch bürokratische. Amusez-vous bien!

Bea Grewe

 

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